Interview
Wolfgang Greil: Das hat Katsdorfs neuer Bürgermeister vor

Wolfgang Greil: Früher Vize-Bürgermeister, jetzt Bürgermeister von Katsdorf. | Foto: Sabine Starmayr
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Am 3. November wählte der Katsdorfer Gemeinderat Wolfgang Greil zum Nachfolger von Langzeit-Bürgermeister Ernst Lehner (ÖVP). Im Interview mit der BezirksRundschau stellt der neue Ortschef seinen 5-Punkte-Plan für die Zukunft seiner Gemeinde vor.

KATSDORF. Wolfgang Greil (ÖVP) wurde am 3. November mit 18 zu 7 Stimmen zum Nachfolger von Ernst Lehner bestimmt und von Bezirkshauptmann Werner Kreisl angelobt. „Ich freue mich, diese schöne und verantwortungsvolle Aufgabe nach 23 Jahren aus den Händen von Ernst Lehner zu übernehmen. Er übergibt mir einen wohlbestellten Hof“, so Greil. Der 52-Jährige war seit 2009 Vize-Bürgermeister. Er bleibt Landesgeschäftsführer des oö. Wirtschaftsbundes. Mit der 53-jährigen Landwirtin Elfriede Lesterl (ÖVP) wurde in der 3.200-Einwohner-Gemeinde zum ersten Mal eine Frau zur Vize-Bürgermeisterin gewählt.

BezirksRundschau: Vor 24 Jahren zogen Sie von Linz nach Katsdorf. Wie begann Ihr politischer Weg?
Greil:
Es war nie mein Plan, mich in der Politik zu engagieren. Politik kannte ich nur aus Zeitung und Fernsehen. In Linz ist es nicht üblich, dass der Bürgermeister an der Tür läutet. Ernst Lehner hat mich kurz nach dem Einzug einfach gefragt, ob ich mich engagieren will. Es war mir damals schon wichtig, lieber die Zukunft selber zu gestalten, als sie von anderen gestalten zu lassen. Ich bin als Ersatzgemeinderat eingestiegen, habe mich später als stellvertretender Parteiobmann überdurchschnittlich eingebracht. Dann auch beruflich als ÖVP-Bezirksgeschäftsführer.

Was stand in den ersten Tagen als Bürgermeister am Programm?
Am ersten Arbeitstag habe ich mich allen Mitarbeitern im Gemeindeamt noch einmal vorgestellt. Ich bin gleich ins Tagesgeschäft übergegangen – Baubesprechung, Anfragen von Bürgern, Asphaltierung eines Gehsteigs, die ersten Zahlen fürs Budget 2021 erfassen.

Wie sieht Ihr 5-Punkte-Plan für Katsdorf aus?
Punkt 1: Die Finalisierung und Belebung des neuen Gemeindezentrums. Das Thema Nahversorgung sichern. Wir sind in Gesprächen mit einem möglichen neuen Postpartner. Punkt 2: Angebote für Kinder, Jugend und die ältere Generation schaffen. Da geht es nicht nur um die Wohn- und Betreuungssituation. Im neuen Jahr kommt die Krabbelstube mit drei Gruppen ins Gemeindezentrum. Der Kindergarten wird erweitert. Punkt 3: Verkehrssicherheit bleibt ein Thema, da kann man nicht genug an Maßnahmen setzen. Auch Mobilität und der öffentliche Nahverkehr sollen gefördert werden. Es gab Gespräche mit den Nachbargemeinden, gemeinsam ein Projekt zu starten. Wegen Corona hat sich das leider verzögert. Mit der RegioTram über Gallneukirchen könnte man eine Verbindung schaffen, um rasch nach Linz zu kommen. Punkt 4: Raumordnung. Unser Ziel ist, vernünftig zu wachsen, um jungen Menschen günstigen Wohnraum zu schaffen, aber nicht Wachstum um jeden Preis. Punkt 5: Das Vereinswesen und Ehrenamt mit voller Kraft weiter unterstützen. Ich habe schon erste Gespräche mit Vereinsobleuten gesucht. Der eine oder andere Verein wird mit ins Gemeindezentrum übersiedeln, auch die Eltern-Kind-Beratung. Es gibt Ideen, um das Kino zu attraktivieren.

Was davon soll in nächster Zeit umgesetzt werden?
Beim Punkt Verkehrssicherheit steht zum Beispiel ein Lokalaugenschein bei der gefährlichen Kreuzung zwischen altem Gemeindeamt und neuem Gemeindezentrum an. Die 30er-Zone beim Kindergarten ist schon verordnet. Mit den Gemeinden der Gusental-Region haben erste Meetings stattgefunden punkto Interkommunalem Raumentwicklungsprozess. Ziel ist, im nächsten Jahr einen Regionsatlas für die Flächenentwicklung in den nächsten fünf bis zehn Jahren zu entwickeln.

Wird das Wirtschaftsleben einen stärkeren Schwerpunkt bekommen in Katsdorf?
Natürlich, es tut sich in den vergangenen Monaten schon etwas. Ich hoffe, dass Corona nur eine kurze Bremse sein wird. Unternehmen sind willkommen in Katsdorf. Man muss schauen, in welchen Bereichen es Nachfrage und Chancen gibt. Das braucht auch Glück zur richtigen Zeit.

Wie halten Sie trotz Corona den Kontakt zu den Bürgern?
Es wäre mir ein Anliegen, viele Gespräche zu führen, das ist jetzt nicht möglich. Wir werden eher auf schriftlicher Ebene kommunizieren, auch über Facebook. Am liebsten ist mir aber das persönliche Gespräch. Ich war schon bei drei neugeborenen Babys gratulieren, das setze ich gerne von Ernst Lehner fort. Ich hoffe und gehe davon aus, dass nächstes Jahr wieder eine gewisse Normalität zurückkehrt.

Was würden Sie als Ihre Stärken und Schwächen bezeichnen?
Ich denke in Lösungen, nicht in Problemen. Auch wenn man nicht immer alles zu 100 Prozent lösen kann. Ich übernehme gern Verantwortung, bin zielstrebig und fleißig. Eine Schwäche ist vielleicht ein bisschen zu viel Genauigkeit. Meine Ansprüche an mich selbst und zum Teil auch an meine Mitarbeiter sind sehr hoch.

Was schätzen Sie als Zugereister besonders an Ihrer Gemeinde?
Nächstes Jahr bin ich 25 Jahre hier, nicht ganz die Hälfte meines Lebens. Ich schätze die Kombination, die sehr viele Katsdorfer hierher zieht – sowohl von "weiter hinten" als auch von Linz: Einerseits das ländliche Umfeld, andererseits die Annehmlichkeiten der Stadtnähe. Wenn man nicht gerade in den Stau hineinfährt, bin ich von der Garage weg in 15 Minuten im Büro in Linz. Es gibt bei uns noch leistbare Grundstücke. Wir sind eine Gemeinde mit hoher Lebensqualität, die Leute sind freundlich und gemütlich.

Zur Person

  • Geboren: Am 5. September 1968 in Linz
  • Verheiratet mit Waltraud "Traudi" Greil, selbstständige Frisörmeisterin in Linz
  • Hobbys: Laufen, Radfahren, Snowboarden

Beruflicher und politischer Werdegang
Wolfgang Greil ist seit 17 Jahren im Gemeinderat tätig, ab 2003 als Gemeindevorstand und seit 2009 als Vize-Bürgermeister und Obmann des Bau- und Planungsausschusses.
Greil begann seine berufliche Laufbahn in der Privatwirtschaft, wo er im mittleren Management tätig war. Nach zehn Jahren wechselte er zur ÖVP im Bezirk Perg und war dort sieben Jahre hauptberuflich als Bezirksparteigeschäftsführer tätig. 2006 wechselte er zum oberösterreichischen Wirtschaftsbund – zunächst sieben Jahre als Stellvertreter und ab 2013 als Landesgeschäftsführer. In dieser Zeit absolvierte Greil ein berufsbegleitendes Studium und graduierte 2011 mit Auszeichnung zum „Master of Business Administration“ (MBA).

Katsdorf: Ernst Lehner übergibt an Wolfgang Greil

Wolfgang Greil: Früher Vize-Bürgermeister, jetzt Bürgermeister von Katsdorf. | Foto: Sabine Starmayr
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