"Die SS verdient kein öffentliches Gedenken"

Da er bereits mehrfach bedroht wurde, möchte der Aktivist unerkannt bleiben.
  • Da er bereits mehrfach bedroht wurde, möchte der Aktivist unerkannt bleiben.
  • hochgeladen von Ulrike Plank

BEZIRK. Er bezeichnet sich selbst als „aktiver Antifaschist“ und hat in den vergangenen Jahren immer wieder auf Nazi-Devotionalien auf Flohmärkten im Bezirk aufmerksam gemacht. Nun möchte er eine Diskussion über Kriegerdenkmäler in Gang bringen.

BezirksRundschau: Sie haben beim Treffen des Netzwerkes gegen Faschismus und Rechtsextremismus Zusatztafeln für Kriegerdenkmäler gefordert. Zu welchem Zweck?
AKTIVIST: In der Bevölkerung herrscht oft immer noch die Meinung vor, dass die Soldaten im Zweiten Weltkrieg im Kampf um unser Heimatland gefallen sind. Es ist aber so, dass Hitler gegen viele Staaten einen Angriffskrieg geführt hat und die Soldaten der Wehrmacht beim Überfall auf andere Länder gefallen sind. Auf den Zusatztafeln soll stehen, wobei und warum die Soldaten gefallen sind. Es geht mir um ein Umdenken und keinesfalls um Schuldzuweisungen. Die Schuld trifft ausschließlich Adolf Hitler und sein Regime.

Ihre zweite Forderung betrifft Angehörige der „Schutzstaffel“, der SS.
Auf Kriegerdenkmälern wird meist auch Angehörigen der SS und Waffen-SS gedacht. Also Angehörigen von Kriegsverbrecherorganisationen, von Mörderbrigaden, die auch in den Konzentrationslagern Folterung, Mord, Quälerei und Denunzierung zu verantworten hatten. Diese haben sich im Gegensatz zu den Wehrmachtssoldaten großteils freiwillig gemeldet. Hier ein öffentliches Gedenken abzuhalten, halte ich für nicht notwendig.

Sie differenzieren zwischen Angehörigen der Wehrmacht und der SS.
Mir ist die Unterscheidung wichtig zwischen dem Gedenken an Wehrmachtsoldaten, die an der Front oft nicht gewusst haben, für welches Verbrechensregime sie kämpfen, und den SS-Soldaten, die es sehr wohl gewusst haben. Sie verdienen kein öffentliches Gedenken. Davon unberührt ist das private Gedenken der Angehörigen, für die es schmerzhaft war, im Krieg ein Familienmitglied zu verlieren, egal, ob die Person bei der SS war.

Lässt sich noch feststellen, wer Mitglied der SS war?
Die Namen auf den Denkmälern sind wenig erforscht. Aus Korrespondenz mit dem Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) weiß ich, dass zum Beispiel in St. Georgen an der Gusen der Name eines SS-Mannes am Denkmal steht. Es wäre eine Aufgabe, zu erforschen, wer dabei war. Aufgearbeitet gehört auch die Geschichte von Dr. Schober, der als Wiener Polizeipräsident beim Justizpalastbrand 1927 den Befehl gab, gegen die Demonstranten vorzugehen. 84 Personen wurden erschossen. Nach ihm ist eine Straße in Perg benannt und er ist auch Ehrenbürger der Stadt.

Was antworten sie jenen, die „endlich einen Schlussstrich“ fordern, die nicht mehr über die NS-Zeit diskutieren möchten?
Die KZ-Häftlinge haben den Spruch „Niemals vergessen“ geprägt. Dazu muss man aber wissen, was man nicht vergessen soll. Die Meinung in der Bevölkerung ist nicht ganz richtig. Wir dürfen der Jugend keine Märchen über den Nationalsozialismus erzählen. Wenn man die Arbeit gegen den Rechtsextremismus vernachlässigt, kommt er wieder.

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