Offener Brief an JB-LO Mag. (FH) Leonhard Gmeiner
Sehr geehrter Herr Mag. Gmeiner!
In Bad Kreuzen passiert etwas Ungeheuerliches: ein Vorzeigebetrieb, ein Familienbetrieb im Vollerwerb sperrt zu und kann seine Visionen nicht mehr umsetzen, weil es keinen Milch-Liefervertrag gibt. Politik und Management spielen sich gegenseitig die Verantwortung zu, die Familie verliert währenddessen ihre wirtschaftliche Existenz. Ist das für Sie vorstellbar?
Die Jungbauern haben in der Vergangenheit durchaus kritische Positionen bezogen, wenn für Menschen existenzielle Probleme anstanden. Auf der Seite der Jungbauern findet man heute nur noch „Imageaussagen“ und vage Visionen. Kann das alles sein?
Es wird z.B. festgestellt: „Entscheidend wird jedoch sein, ob wir – im europäischen Vergleich mit unseren kleinen Familienbetrieben – gemeinsam Wege finden, unsere Höfe und die bäuerliche Produktion in Österreich abzusichern.“
Der Blick nach Europa ist hier wichtig? Wird es nicht entscheidend sein, dass es mehr Menschen gibt, die ausschließlich regionale Qualität kaufen. Ich bin bereit dazu auch praktisch! Ist der Bezug zu Europa nicht nur das Feigenblatt, das was ist, zu erklären? Verständnis ist so nicht zu erreichen. Wollen Sie überhaupt verstehen, was mit Familien, wie der Fam. Kurzmann, passiert? Oder reicht auch Ihr Kaufmannsdenken nur soweit, wie es die eigene Situation die eigene Logik zulässt?
Innovation hatte auch bei der Fam. Kurzmann einen großen Stellenwert. Der Hof steht wirtschaftlich gut da, es wurde erreicht, eine positive Vision zu entwickeln. In der Landwirtschaft bzw. in Bezug zur Natur kann (muss) man nichts neu erfinden. Innovation heißt daher am Hof z.B. nicht, neue chemische Zusätze zu verwenden. Nein, es wurde ein Mix an Produkten und Bereichen erarbeitet, der einen Betrieb im Vollerwerb zulässt. Die Innovation passierte zu einem guten Teil auf der sozialen, gemeinschaftlichen Ebene. Martin Kurzmann hat es als Quereinsteiger geschafft, einen vollwertigen Arbeitsplatz für sich zu erreichen.
Die Kommunikation verläuft dabei von Mensch zu Mensch, die Jungbauern sprechen von einer Kommunikation vom Bauern zum Konsumenten. Diese Programme sind nicht Lösung sondern Ursache der Probleme. Der Konsument will mit seinem Geld ein Schnäppchen machen, den bei ihm ist Geiz noch immer Geil. Der Mensch will von „seinem“ Bauern hochwertige Lebensmittel, in der Praxis nicht als Image in einer Werbung.
Sie sprechen von einer Imagekampagne, die es letztlich einer politischen Institution wie dem Bauernbund ermöglicht, die existenziellen Probleme erstens nicht grundlegend anzugehen und am Ende den Schaden für die Gesellschaft schön zu färben?
Für mich ist es unvorstellbar, dass ein Betrieb, wie der der Familie Kurzmann, aus politischen Gründen zugesperrt wird. In meiner Vorstellung schaut vielmehr ein wesentlicher Teil der Landwirtschaft in Zukunft genauso aus.
Diese für einen Teil der landwirtschaftlichen Familien grundlegenden Problemstellungen, gehen sie am Bewusstsein der Jungbauern vorbei?
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