Bezirk Perg

"Lehre ist wieder sehr modern"

Aufgrund geburtenschwacher Jahrgänge und "Auspendler" fehlen dennoch immer mehr Lehrlinge.

BEZIRK PERG. "Die Lehre ist wieder sehr modern geworden bei den Jugendlichen. Und wir haben ein gutes Gesamtangebot von fast 300 Lehrbetrieben im Bezirk. Diese Vielzahl an Ausbildungsmöglichkeiten ist auch das Besondere am Bildungsweg Lehre", sagt Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Wolfgang Wimmer. Trotzdem gehen – nicht nur regional – die Lehrlinge aus. "Ich fürchte, dass heuer 100 angebotene Lehrplätze in unserem Bezirk nicht besetzt werden." Hauptgrund ist für den Perger WKO-Chef die demographische Entwicklung. "Wir haben heuer rund 700 Jugendliche, die aus der Pflichtschule kommen. Davon geht knapp die Hälfte in eine Lehre. Außerdem gibt es eine Konkurrenzsituation mit anderen Regionen. Viele Jugendliche pendeln in unseren Bezirk ein. Leider aber pendeln noch viel mehr aus." Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Fast 400 Perger Jugendliche werden in anderen Bezirken ausgebildet, davon knapp 250 in Linz. Und das, obwohl der Lehrberuf oftmals auch in der Nähe angeboten würde.

"Karriere mit Lehre"

Auch das Netzwerk "Frau in der Wirtschaft" rührt die Werbetrommel für die Lehre. Landesvorsitzende Margit Angerlehner sagte kürzlich bei der 60-Jahr-Feier der Baumgartenberger Firma Grillenberger: "Die Lehre war immer attraktiv, irgendwann ist die Zeit gekommen, in der sie nicht mehr die Wertschätzung hatte, die ihr gebührt. Wir ziehen mit der 'g'lernt ist g'lernt'-Kampagne durch die Schulen." Die Jugendlichen kennen den größten Teil der mehr als 200 Lehrberufe in OÖ nicht. Vor allem die Eltern müssten überzeugt werden, dass eine Lehre etwas wert sei. Beispiele für "Karriere mit Lehre" gibt es viele: Karl Ortner von Grillenberger begann vor 46 Jahren im Betrieb. Er arbeitete sich vom Lehrling über den Facharbeiter und Prokuristen bis zum Geschäftsführer hoch. Martin Reisinger, Verkaufsleiter bei Donauwell in Naarn, begann als Lehrling – siehe Interview.
Der Arbeitsmarkt zeigt – siehe Bericht: Die Kluft zwischen Lehrstellangebot und -suchenden klafft immer weiter auseinander. "Zum Jahreshoch sind mehr als doppelt so viele Lehrstellen als Lehrlinge gemeldet. Den Höchststand gab es Ende 2018 mit 410 Lehrstellen-Meldungen. 203 suchten zu dieser Zeit eine Lehrstelle", so AMS-Perg-Leiterin Christa Hochgatterer. Sie sagt: "Bevor Lehrstellen unbesetzt bleiben, könnten Unternehmen auch Jugendlichen mit schlechteren Zeugnisnoten eine Chance geben."

Siehe auch: Bericht über Polys im Bezirk Perg