Thema Pflege
"Tickende Zeitbombe"
In den nächsten 20 Jahren steigt die Anzahl der pflegebedürftigen Personen im Bezirk Perg um 2.000.
BEZIRK PERG. Vor einem Pflegenotstand warnen Bezirks-SP und der SPÖ-nahe Pensionistenverband (PV). Von einer "tickenden Zeitbombe" ist mit Blick auf Prognosen des Landes die Rede. So steige die Zahl der pflegebedürftigen Personen im Bezirk von 3.800 (2020) auf 5.800 im Jahr 2040.
Alternative Wohnformen werden gefordert
Gefordert wird die Schaffung von alternativen Wohnformen. "Wir sind in dem Bereich im Bezirk hinten aus. Der Sozialhilfeverband (SHV) muss sich beim Land rasch um Pilotprojekte bemühen", fordert PV-Bezirksvorsitzender Franz Schaumüller. Verwiesen wird auf das Konzept von Sozial-Landesrätin Birgit Gerstorfer (SP): Personen mit Pflegestufe 1 bis drei bekommen eine leistbare und altersgerechte Kleinwohnung. Hinzu kommen Gemeinschaftsräume und ein Pflegebad. Jeder Bewohner erhält ein individuelles Betreuungspaket. Gefördert werden sollen die Wohnformen von SHV und Land.
Eine Aufnahme in einem Seniorenheim ist ab der Pflegestufe 4 möglich.
Mehr Plätze für Kurzzeitpflege
Weitere Forderungen? "Auch das betreubare Wohnen muss ausgebaut werden", sagt Inge Wiesinger vom PV Mauthausen. Zudem gebe es in den sieben Altenheimen im Bezirk zu wenig Plätze für Kurzzeitpflege (42). Auch die Nachfrage an Tagesbetreuungsplätzen sei stark im Ansteigen.
Pflegekräfte fehlen
Problem: Die nötigen Pflegekräfte fehlen schon jetzt. So stehen in den sieben Seniorenheimen im Bezirk derzeit 88 Betten frei – auch weil Betreuungspersonal fehlt. SP-Bezirkschef Erich Wahl, der auch im SHV-Vorstand sitzt: "Es ist notwendig, die Rahmenbedingungen für Pflegekräfte deutlich zu verbessern. In Niederösterreich ist die Bezahlung 400 bis 500 Euro brutto höher." Zum Vorstoß der ÖVP OÖ, Pflegekräfte von den Philippinen zu holen, sagt er: "Keine so gute Idee. Man muss jungen Menschen adäquate Arbeitsbedingungen bieten."
Wahl fordert auch eine Änderung beim Wohneigentumsrecht, sodass in ältere Wohnbauten Lifte eingebaut werden. Und: Eine langfristige Finanzierung der Pflege im Verfassungsrang: "25 bis 30 Prozent des Gemeindebudgets geht an den SHV, was auch in Ordnung ist. 2040 wären es 45 Prozent, das ist nicht mehr finanzierbar."
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