Exklusives Symposium für Pflegekräfte in St. Veit
Bei der Eröffnung des zweiten ANDA Symposium in St. Veit stahl ein kleiner Roboter allen die Schau und zeigte dadurch wie groß das Spannungsfeld zwischen Digitalisierung und persönlicher Pflege ist.
ST. VEIT. Während die Salzburger Regierung eine Erhöhung des Pflegetarifs um 3,30 Euro pro Tag beschloss, sprachen jene die in diesem Bereich arbeiten über Veränderungen durch neue Technolgien in ihrem Beruf.
Nur für geladene Gäste
Mag. Karl Schwaiger Vizepräsident des ÖGKV freut sich als Pflegedirektor des Landesklinikum St. Veit besonders, dass auch das zweite ANDA Symposium in dem Luftkurort abgehalten wird. 2016 fand die Veranstaltung erstmals statt und der Ort hätte so großen Anspruch bei Organisatoren und Teilnehmern gefunden, dass er auch dieses Jahr wieder ausgewählt wurde. Die kleine Gemeinde sei ideal für eine so exklusive Veranstaltung für Pflegekräfte. Pro Bundesland werden 20 Teilnehmer eingeladen und eine maximal Teilnehmerzahl von 200 wird nicht überschritten. „Es kommt hier also nur die Creme de la Creme“ grinst Schwaiger. Die Gemeinde hat für die verschiedenen Workshops das Seelackenmuseum und die Feuerwehr ihr Einsatzhaus zur Verfügung gestellt. Da diese Orte gut zu Fuss erreichbar sind, würde dadurch auch gleich das Netzwerken zwischen den Berufskollegen gefördert.
Herzlich willkommen
Bürgermeister Sebastian Pirnbacher betont wie außergewöhnlich es sei, dass in einer kleinen Gemeinde wie St. Veit eine solche Veranstaltung statt fände. Aus der Erfahrung vom letzten Symposium wisse man wie gut der Dorfcharakter bei den Teilnehmern angekommen ist und wie positiv dies auch von den St. Veitnern aufgenommen wurde. Besonders bedanken müsse man sich hier bei Mag. Schwaiger dessen Herz und Anstrengungen nicht nur der Pflege sondern auch St. Veit gelte. Bei der Eröffnung betont er auch gegenüber den Gästen wie sehr in die Bedeutung seiner Gemeinde für ihre Veranstaltung freut.
Kritik und Pflege
Die Digitalisierung der Pflege und der Einsatz von Robotern ist ein durchaus kritisches Thema. Bei dem Symposium soll nun das für und wieder behandelt werden. Prof. Hader vom Uniklinikum Salzburg gesteht gleich zu Beginn, dass sie der viel beschworenen künstlichen Intelligenz skeptisch gegenüber gestanden sei. Die Berichte über Erfahrungen mit dem Kuschelroboter hätten allerdings ihre Meinung geändert. Diesen konnte man Am Ende des Vortrag von Veronika Schauer zur Robotic in der Pflege auch live erleben. Es handelt sich dabei um einen Roboter in Form einer kleinen Robbe die auf Berührung und Ansprache reagiert und sich auch selbst um Interaktion bemüht bemerkbar macht. Ursula Frohner Präsidentin des ÖGKV spricht auch von den Vorteilen einer Digitalisierung, besonders im Bereich der Dokumentation. Sie betont jedoch, dass eine Veränderung nur gemeinsam mit den Pflegekräften möglich wäre. „Nur Sie können einen persönlichen Bezug herstellen wie es ein Roboter nie schaffen wird.“ motiviert sie die Zuhörer.
Big Data
Aus Oxford reiste der gebürtige Pinzgauer Univ. Prof. Dr. Viktor Mayer-Schönberg an um das Thema Big Data den Teilnehmern näher zu bringen. Digitalisierung sei als neues Werkzeug zu sehen, das die Arbeit vielleicht schneller, billiger und effizienter macht. „Auch der Leitz Ordner hat die Dokumentation leichter gemacht“ scherzt Mayer-Schönberg, doch die Digitalisierung sei mehr. Sie gebe eine neue Perspektive auf die Welt. Das Bauchgefühl spiele bei der Pflege von Menschen eine große Rolle, dieses kann einen aber auch betrügen. Umso wichtiger sei es, dass man sich auf Daten und Fakten zu verlassen lerne. Bisher wurde mit Small Data gearbeitet, also aus wenigen Daten soviel wie möglich heraus zu bekommen. Dies entspräche aber nicht mehr den aktuellen Ansprüchen. In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Menge an online übertragenen Daten verhundertfacht. Und genau das solle man sich auch in der Krankenpflege zu nutzen machen. Das herkömmlich Frage-Daten-Antwort Prinzip müsse umgestellt werden. Es lägen eine Vielzahl an Daten vor die bereits Antworten geben, jetzt müssten auch die richtigen Fragen gestellt werden. Den Durchschnittspatienten per se könne es dann nicht mehr geben, durch mehr Information könne auch die Behandlung stärker individualisiert werden.
Grenzen müssen klar werden
Kritischere Aspekte zu der Digitalisierung im Pflegebereich zeigte der Rechtswissenschaftler Dr. Reinhard Klaushofer beim Thema Menschenrechte auf. Der Großarler behandelte die Pros und Contras die durch den Einsatz von beispielsweise Smartwatches, Überwachungssystemen und Pflegerobotern entstünden. Es fände durchaus eine Entlastung und eine Vereinfachung der Dokumentation für das Personal statt. Auch für Patienten seien Vorteile erkennbar da es eine Mobilitätserweiterung sei und eine gewisse Selbstbestimmung wieder möglich werde. Auf beiden Seiten sei vor allem der Sicherheitsaspekt positiv hervorzuheben. Gegen eine überhandnehmende Digitalisierung spreche, dass kein lernen aus Fehlern mehr möglich sei und eine Art von Entmündigung statt fände. Die Grenzen zwischen Verhaltenssteuerung und Selbstbestimmung sind nicht mehr klar zu erkennen.
Henry weist den Weg
DI Veronika Schauer präsentierte eher praktische Beispiele. An der Akademie für Altersforschung im Haus der Barmherzigkeit Wien wurden Pflegeroboter bereits erprobt. So kam HOBBIT zur Betreuung von Pflegefällen in deren eigenen Wohnungen zum Einsatz. Der Roboter reagiert auf Sprache, Gestik und Texteingabe. Er dient zur automatischen Sturzerkennung und Notfallalarmierung. Zusätzlich bietet er Unterhaltungsfunktionen wie Spiele, Musik und Hörbücher an. Es wurde versucht auf zuvor erhobene Patienten Wünsche einzugehen, leider sei nicht alles möglich gewesen und vor allem das Preisziel von 10.000 Euro sei weit überschritten worden. Hingegen fand der Serviceroboter „Henry“ im Haus der Barmherzigkeit großen Anklang. Er war im Empfangsbereich unterwegs und diente zur Information, Unterhaltung und Begleitung von Besuchern und Patienten. Bei seinen Fahrten durch die Gänge wurde er als mobiler Wegweiser und Begleiter für die „Spazier Gruppe“ eingesetzt.
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