Unser Goldegg
Freche Ziegen, brave Schafe und seltene Hühner
Der Archehof in Goldegg hat es sich zur Aufgabe gemacht seltene Tierrassen wie das Alpine Steinschaf zu erhalten.
GOLDEGG. Der Biobauernhof Vorderploin liegt auf 1074 Meter Höhe etwas westlich oberhalb des Ortsteiles Weng und gehört zur Gemeinde Goldegg. Er ist ein sogenannter Archehof der sich auf den erhalt seltener Haustierrassen spezialisiert hat. Der Hof wird seit fast 20 Jahren von Ellisabeth Koder und Ambros Aichhorn bewirtschaftet.
Wie es früher war
Seit 2002 ist der Vorderploinhof einer von vierzehn Archehöfen im Bundesland Salzburg. Koder und Aichhorn züchten dort Rassen die früher im Pongau heimisch waren, aber durch intensive Zucht verdrängt wurden, weil immer mehr Ertrag gefordert wurde. Die alten Rassen, laut Koder, eigentlich genügsamer und robuster, sind verdrängt. „Ich habe schon von vielen Bauern gehört: ‚Ja, das sind die Schafe, die wir früher auch hatten.“, sagt Elisabeth Koder.
Gesunde Schafe
Jetzt gäbe es hauptsächlich das weiße Bergschaf, erklärt Koder. Sie selbst züchtet Alpine Steinschafe, die nur gezielt medikamentös behandelt werden, falls es notwendig ist. Mitte oder Ende Juni bringt sie ihre Schafe auf die Schernbergalm. Dort bleiben sie bis Ende September, doch Elisabeth Koder besucht ihre Tiere regelmäßig und bringt ihnen dann etwas "Gleck" mit. Das ist in dem weitläufigen Geländen auch nötig, denn so kommen die Schafe schnell zu Koder.
Freche Ziegen
Das Steckenpferd von Ambros Aichhorn sind die Pinzgauer Ziegen. In den 70er Jahren hat Aichhorn sehr lange nach dem Rest dieser Rasse gesucht und einzelne Tiere zuerst bei seinem Bruder in St. Johann eingestellt. 2000 konnte er seine Ziegen, dann zu sich auf den Hof holen. Die Ziegen sind nicht so pflegeleicht wie Koders Schafe, sie reißen Löcher in den Wildzaun und sind so gut wie täglich dahin. Auch beim Besuch der Bezirksblätter war wieder eine Suchaktion angesagt, denn die Herde war schon früh morgens auf der Straße unterwegs. Sie waren früher, wie die Schafe, im Sommer auf der Alm. Doch die Pinzgauer Ziege ist eine sehr ursprüngliche Rasse und neigt dazu mit der Zeit wild zu werden. „Wir hatten schon alptraumhafte Ziegenrückholaktionen mit der Bergrettung mitten im Winter in Großarl“, kann Koder mittlerweile lachen.
Alte Rassen erhalten
Ein Archehof muss mindestens zwei gefährdeten Tierrassen ein Zuhause geben. Auf dem Vorderploinhof werden auch noch zwei alte Hühnerrassen gehalten das Altsteirerhuhn und das Sperberhuhn. Sie teilen sich mit Schafen und Ziegen einen ehemaligen Kuhstall, der von Aichhorn an ihre Bedürfnisse angepasst wurde.
Hier brummt und summt es
Aichhorn forscht bereits sein ganzes Leben über Hummeln. Rundum den Hof findet man Kästen, die den Insekten als Brutstätten dienen. Selbst im Wohnraum summen die kleinen Brummer. Derzeit konzentriert sich Aichhorn auf Kuckuckshummeln, diese nisten sich in fremden Bauten ein und lassen ihre Larven von anderen Königinnen aufziehen.
Zucht als Ziel
An sich ist der Hof ein Zuchtbetrieb. Das Ziel ist es Zuchttiere zu verkaufen, damit die Rasse erhalten bleibt. Bei der Zucht sind aber auch immer Tiere dabei, die nicht ganz dem Zuchtziel entsprechen. „Mein Zuchtziel ist, dass die Schafe möglichst grau sind. Schwarzer Kopf, schwarze Beine und Hörner haben, auch die weiblichen. Jetzt habe ich einen kleinen Widder der braun ist, der entspricht leider nicht meinem Zuchtziel“, erklärt Koder.
Wirtschaftlich denken
Die Lämmer, die nicht für die Zucht geeignet sind, werden geschlachtet werden. Die Schlachtung wird am Hof von einem Metzger vorgenommen und das Fleisch kann dann direkt dort gekauft werden. Natürlich wird auch die Wolle verarbeitet. Allerdings ist derzeit der Wollpreis nicht sonderlich hoch. Momentan bilden sich in Deutschland und Tirol Kooperationen die Wolle zu fairen Preisen weiterverarbeiten. Die Wolle wurde auch für den Garten wiederentdeckt, da sie ein guter Untergrund für Beete oder auch Schneckenschreck sind. Bei den Ziegen bringen neben den Zuchttieren und dem Fleisch, die Hörner einen Gewinn. Besonders Maskenschnitzer schätzen die großen Hörner der alten Rasse.
Die Tore öffnen
Als Betreiber eines Archehofs muss man bereit sein, interessierten Leuten einen Besuch zu ermöglichen. "Es kommen Einzelgäste, Schulen, Seniorengruppen oder auch Studenten", erklärt Koder. Dann gibt es eine Führung , einen Vortrag und manchmal macht Aichhorn Bilderschauen oder kleine Quizze zu den Rassen.
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