Telefonist aus Leidenschaft
Schwarzach (ah). Nach 45 Dienstjahren am Kardinal Schwarzenberg Klinikum ist Alois Hettegger mit 1. Oktober 2020 in den Ruhestand gegangen.
Alois Hettegger wurde in Großarl geboren und wuchs am elterlichen Bauernhof auf. Nach einem Unfall im Vorschulalter erblindete er und musste somit die Pflichtschule an einer Spezialschule für blinde und sehbehinderte Kinder in Wien besuchen. Das war zur damaligen Zeit eine große Herausforderung für einen kleinen Buben vom Land und seine Eltern.
Nach der Pflichtschule machte Alois die Ausbildung zum “Betriebstelefonisten”. Er lernte das Funktionieren der Telefonie im Detail. Auch Exkursionen zu großen Firmen in Wien, die blinde Telefonisten angestellt hatten, wurden ihm Rahmen dieser Ausbildung gemacht, sodass die Schüler miterleben konnten, wie die Arbeit in der Praxis aussieht.
Zu seiner großen Freude bot ihm das Krankenhaus Schwarzach nach Abschluss der Ausbildung eine Stelle als Telefonist an. Er konnte aus der Großstadt wieder zurück in seine geliebte Heimat.
Da der Prüfungskommission schon bekannt war, dass Alois im Oktober 1975 im Krankenhaus Schwarzach seinen Dienst antreten kann, wurde mit dem Haus diesbezüglich Kontakt aufgenommen und die Prüfung wurde dementsprechend angepasst. So musste Alois die 300 Nebenstellen vom Krankenhaus auswendig lernen und dies kam ihm natürlich mit Arbeitsbeginn zugute.
Technik als interessante Herausforderung
Alois hat gerne gearbeitet, interessierte und informierte sich stets für die Technik, deren Funktionsweise und Weiterentwicklung. So konnte er schritthalten.
Begonnen hat Alois mit analoger Telefonie, einer Brailleschreibmaschine als Hilfsmittel und einer herkömmlichen mechanischen Schreibmaschine. Dann hielten einige Computer Einzug in die Telefonvermittlung und mit ihnen in Folge die digitale Telefonie. Auch die Entwicklung im Hilfsmittelbereich für blinde Menschen blieb nicht stehen und so konnte Alois die Computer mit Hilfe eines sogenannten Bildschirmausleseprogrammes und Braillezeilen bedienen. Sein Aufgabenbereich hat sich im Vergleich zum Anfang stark verändert: Telefonanlage, Schrankensteuerung, Türsteuerungen, Alarme, Piepserpult, Patientenauskunft, Kontaktaufnahme mit Technikern bei Anlagenstörungen gehörten zum Alltag.
Seinen täglichen Arbeitsweg von St. Johann nach Schwarzach bewältigte er trotz Blindheit selbstständig mit seinem Blindenstock als Hilfsmittel.
Nun beginnt ein neues Kapitel im Lebensbuch von Alois Hettegger. Er kann sich nun seinen Hobbies, wie den Torballsport und Basteln in seiner kleinen Werkstatt im Keller, widmen. Im Umgang mit Werkzeug wurde er von seinem jüngsten Bruder Hans sehr gut angelernt.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.