Pressbaum
Der Jugend eine Chance geben
Die Jugend ist besser als ihr Ruf. Zumindest in Pressbaum – hier verwaltet sie ihr Zentrum selbst, und kommt dabei ganz wunderbar ohne Oberaufsicht aus.
PRESSBAUM (ae). „Jetzt bin ich wirklich schon ein wenig alt“, lächelt Christina Söldner – und zwinkert dazu mit den Augen, denn sie zählt gerade mal 27 Lenze. Allerdings stimmt es schon: sie gehört zu den Ältesten im Jugendverein Pressbaum, den sie vor einigen Jahren mitbegründet hat. Beim Wort „Urgestein“ zuckt sie jedoch zusammen, sooo alt fühlt sie sich nun auch wieder nicht.
Selbst ist die Jugend
Im Schnitt sind die Mitglieder, die ihre Homebase in einem alten Häuschen an der Hauptstraße haben, zwischen 15 und 25 Jahre alt, Erwachsene verirren sich nur höchst selten hierher. „Wir Älteren haben ein Auge auf die ganz Jungen, wir brauchen keine Aufpasser“, sagt der 20jährige Obmann Florian Kleinhagauer, der mit einer Handvoll anderer Vorstandsmitglieder im ähnlichen Alter dafür sorgt, dass alles im Verein glatt läuft. Die jungen Leute kümmern sich in Eigenregie um Haus und Riesengarten, organisieren kleine Treffs und große Feste und sind sogar für die Finanzen verantwortlich. Diese Selbstverwaltung ist etwas ganz Besonderes, im weiten Umkreis findet man kein einziges ähnliches Projekt.
Anpacken und Geld verdienen
Florian: „Wir bekommen eine Förderung von der Stadtgemeinde Pressbaum, die deckt uns in etwa die Betriebskosten. Wenn wir sonst etwas brauchen, müssen wir zusehen, wo wir das Geld herbekommen – dazu machen wir Veranstaltungen wie das bereits legendäre Schulabschlussclubbing, vermieten unsere Location oder erhalten die eine oder andere Spende, im Gegenzug helfen wir gerne mit, wenn wir wo gebraucht werden.“ Vergangenes Wochenende war man etwa am Pressbaumer Adventmarkt mit einem Stand vertreten und auch für die Musikbeschallung zuständig. Glühwein, Punsch und selbst gemachte Bauernkrapfen gab es im Angebot, was von den Besuchern – sehr zur Freude des Kassiers – bestens angenommen wurde.
Abhängen und jung sein
Rund 80 Mitglieder zählt der selbstverwaltete Jugendverein, circa die Hälfte engagiert sich aktiv. Regelmäßig trifft man sich im Zentrum, wenn es nicht gerade etwas zu organisieren, reparieren oder im Garten zu tun gibt, vertreibt man sich die Zeit mit Wii- oder Mario-Kart-Spielen oder ganz einfach zum chillen und quatschen, im Sommer ist natürlich fast jedes Wochenende große Grillerei angesagt. Warum Christina noch immer dabei ist? „Es macht Spaß und wir sind alle gut befreundet, egal ob 14 Jahre oder doppelt so alt.“
Herbergssuche
Wie aber kam man zu diesem alten Haus mit dem lässigen Grundstück, möchten wir noch wissen. „Es gab keinen Platz für uns Junge – also haben wir, eine Gruppe von Schulsprechern, Ausschau gehalten. So kamen wir zunächst zu einer alten Bahnhofshütte“, erinnert sich Thomas Tweraser, heute Jugendgemeinderat in Pressbaum, damals Oberstufenschüler, an die Anfänge vor gut sieben Jahren, „Wir haben uns an die Gemeinde gewandt und bekamen eine kleine Subvention für die Pacht. Dann gründeten wir den Verein und es war immer klar: wir möchten weder Sozialarbeiter hier haben noch Eltern als Aufpasser.“ Die erste Location war nicht ganz optimal und als die Gemeinde das Grundstück mit Haus an der Hauptstraße als Reserve für eine spätere Nutzung kaufte, fragte man an und der Deal wurde gemacht. „Wir halten Haus und Garten in Schuss und übernehmen die laufenden Kosten“, so Thomas weiter, „Bis die Gemeinde das Areal selbst verwerten möchte, haben wir hoffentlich eine neue, dauerhafte Bleibe gefunden – ich denke da an das Grünland hinter den Hansen Gründen.“
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