Frauen in der Politik
REGION PURKERSDORF (ae). „So lange es mehr Bürgermeister die Franz heißen gibt, als Frauen als Bürgermeister, so lange stimmt etwas nicht.“ So pointiert benennt Landesrätin Petra Bohuslav das Phänomen, dass es noch immer wenig Frauen in der Politik gibt. Die Gemeindepolitik ist da keine Ausnahme, nur ein Viertel der Sitze in den Gemeinderäten Niederösterreichs besetzen Frauen. Das zeigt eine Auswertung des Gemeindebundes. Grund genug uns zu fragen: Wie sieht’s mit der Gleichberechtigung in der Politik im Wiental aus?
Nur eine Bürgermeisterin
Sechs Gemeinden umfasst die Region Wiental. Der Frauenanteil in den einzelnen Gemeinderäten liegt bei 30 bis 43 Prozent, am höchsten ist er den kleineren Orten Mauerbach und Tullnerbach, am niedrigsten in den beiden größten Gemeinden Purkersdorf und Pressbaum. An der Spitze gibt es in der ganzen Region überhaupt nur zwei Frauen: Irene Wallner-Hofhansl, die Vizebürgermeisterin von Pressbaum sowie Claudia Bock, die Bürgermeisterin von Wolfsgraben, der mit Abstand kleinsten Gemeinde.
Selbstbewusst an der Spitze
Seit 2006 ist Claudia Bock die Ortschefin von Wolfsgraben: „Ich war schon sehr früh in meinem Leben politisch aktiv. Als mein Vorgänger zurück trat, war ich Vizebürgermeisterin und mein Team beschloss, mich aufzustellen.“ War der Aufstieg in eine Männerdomäne tatsächlich so unspektakulär? „Ganz ehrlich: ich sehe das Problem bei uns nicht. Es geht nicht um Geschlechter sondern um die besten Köpfe“, so Bock weiter, „Allerdings drängen aktuell sehr wenige Frauen in der Gemeindepolitik nach und das ist natürlich Schade“. Dieses Problem stellt sich für Stefan Steinbichler, Bürgermeister von Purkersdorf, derzeit nicht: „Das Interesse ist momentan erstaunlich groß. Für die nächsten Wahlen hat unsere Fraktion bereits drei neue Kandidatinnen auf der Liste“.
Frauen dürfen sich trauen
Grundsätzlich zufrieden mit dem Frauenanteil seiner Partei ist der Gablitzer Bürgermeister Michael Cech: „Unsere Fraktion ist beispielgebend fürs ganze Land: wir haben fast 50 Prozent Frauenanteil sowohl in der Ortspartei als auch bei unseren Gemeinderäten“. Eine Frau als Vizebürgermeisterin ist keine Option? „Doch – aber das muss das Team entscheiden und die Gespräche finden erst statt“.
Die Frage, die sich hier im Umland von Wien stellt, ist weniger eine der Emanzipation auf politischer Ebene – sondern eine des Zeitmanagements. Hier sind sich alle einig, stellvertretend sagt dazu Irene Wallner-Hofhansl, Vizebürgermeisterin von Pressbaum: „Mann-Frau ist in unserer Lokalpolitik kein Thema. Warum sich trotzdem mehr Männer engagieren hat einen einfachen Grund: Beruf und Familie zu managen und dann noch politisch aktiv zu sein, das bringen viele Frauen leider auch anno 2019 nicht unter einen Hut“.
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