Purkersdorfer Wunderklo als "Liebeskabine"
Die Gerüchteküche brodelt: Was dran ist und nach wie vielen Klogängen Purkersdorfs Örtchen abgezahlt ist.
PURKERSDORF (bt). Seit Jahresbeginn ist Purkersdorf um ein Wahrzeichen reicher: Ein High Tech-WC in "spaciger" Optik verleiht dem Hauptplatz ein neues Erscheinungsbild und ist der Retter in der Not. So weit, so gut. Nun aber kursieren Gerüchte, dass das Stille Örtchen nicht nur für seinen klassischen Zweck aufgesucht wird. Männlein und Weiblein sollen es gerne auch gemeinsam, als eine mehr oder weniger romantische "Liebeskabine" nutzen. Ob da etwas dran ist?
Bürgermeister kennt einen Fall
"Mir ist nur von einem Fall berichtet worden, wo jemand beobachtet worden ist. Aus welchem Grund auch immer, ob die Geld sparen wollten, oder was sonst", sagt Bürgermeister Karl Schlögl. Für ihn handle es sich aber nach wie vor um eine öffentliche Toilette und nichts anderes. "Und ich sehe auch keine Gefahr", meint der Ortschef, der mit der Auslastung höchst zufrieden ist. 50 Cent beträgt die Klogebühr – bis zu 150 Euro nimmt die Gemeinde damit wöchentlich ein. Was diese Zahlen bedeuten, haben wir im "Zur Sache" festgehalten. Klar ist aber: "Wären wir nach der Amortisationsdauer gegangen, hätten wir es nicht bauen dürfen." Die Gemeinde habe nach dem dringenden Wunsch der Bevölkerung gehandelt und auch das Stehbeisl entlasten wollen.
"Mein Häusl ist immer noch das beliebteste"
Seine Gäste seien keine liebestollen WC-Besucher, meint Stehbeisl-Chef Christoph Karner. "Ich habe leider nichts mitgekriegt. Leider oder Gott sei Dank", lacht der Gastronom. Was er allerdings weniger lustig findet: Seit das Wunderklo errichtet wurde, hat die Gemeinde ihre Zahlung an das Stehbeisl, dessen Toiletten öffentlich genutzt werden durften, eingestellt. Aber: "Es hat sich noch nicht rumgesprochen. Die Leute rennen mir immer noch die Tür ein und mein Häusl ist das beliebteste." Durch seinen Küchenausgang sehe Karner direkt auf das Wunderklo, aber Schlangen gibt es dort selbst bei Veranstaltungen nicht. "Aber wundersamerweise bei mir. So viele Sitzplätze habe ich gar nicht, wie viele bei mir aufs Klo gehen."
"Möglich ist ja alles"
Gleich ums Eck gelegen ist auch das Café Zeit, aber Betreiberin Evi Bendl kann keine Gerüchte bestätigen. "Aber wissen’s eh, ich bin in der Nacht nicht da, und das Stehbeisl ist schon wieder weit genug weg. Möglich ist ja alles", lacht sie.
Klare Anstandsverletzung
Ob ein Schäferstündchen in einer öffentlichen WC-Anlage rechtens ist, weiß Ferdinand Klein, stellvertretender Polizeiinspektionskommandant. "Natürlich ist ein öffentliches WC dafür nicht gedacht. Wir würden schon vorgehen, das wäre eine Anstandsverletzung." Drohen würden dafür eine Geldstrafe bis zu 1.000 Euro oder zwei Wochen Haft. Bisher ist der Polizei allerdings nichts zu Ohren gekommen. "Und wo kein Kläger, da kein Richter."
Zur Sache:
Die Klogebühr beträgt 50 Cent. Bis zu 150 Euro landen wöchentlich in der Kasse. Das heißt, 300 Klogänge pro Woche. Um die Anschaffungskosten von 100.000 Euro wieder im Börsel zu haben, müssen 200.000 Menschen das stille Örtchen aufsuchen. Das dauert bei 300 pro Woche stolze 666 Wochen, also 12,5 Jahre.
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