Sicherheitsdebatte
Abbiegeassistent alleine ist zuwenig

Fritz Jäger sitzt seit Jahrzehnten hinter dem Steuer von Lastern. Er kennt die Problematik genau. | Foto: Reichel
  • Fritz Jäger sitzt seit Jahrzehnten hinter dem Steuer von Lastern. Er kennt die Problematik genau.
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WIEN/AUSSERFERN (rei).  Neue Systeme können viel bewirken. Doch auch Radfahrer und Fußgänger müssen ihren Teil beitragen.

Tragischer Vorfall

Ein tragischer Unfall in Wien, bei dem ein neunjähriger Bub unter die Räder eines LKW kam und getötet wurde, führte zu einer Sicherheitsdebatte im Land. Unter dem Titel "Leben retten im totel Winkel" wurde eine Initiative gestartet, welche verpflichtend Abbiegeassistenten für LKW's fordert. 
Fritz Jäger ist Obmann der Sparte Verkehr in der Wirtschaftskammer Reutte. Er hat ein Transportunternehmen in Breitenwang und sitzt Zeit seines Lebens hinter dem Steuer eines Lasters. Die Problematik mit dem "toten Winkel" kennt er nur zu gut, und ebenso die vielen Diskussionen rund um das Thema.
Dass Laster künftig einen Abbiegeassistenten haben sollen, findet er gut. Wenn es sich um neue Fahrzeuge handelt, die bereits mit diesen Systemen ausgeliefert werden. Der Forderung, dass auch alte Fahrzeuge nachgerüstet werden sollen, steht er skeptisch gegenüber: "Im Nachrüstebereich gibt es nichts Passendes", sagt Jäger. Teuer, aber nicht wirklich brauchbar, lautet sein Einschätzung.

Gut bei Neufahrzeugen

Ganz anders verhalte sich die Sache bei neuen Schwerfahrzeugen. Die hier verbauten Systeme seien sehr wohl geeignet, um gefährliche Situationen zu entschärfen.
Der erfahrene LKW-Fahrer sieht in der nun entbrannten Debatte allerdings auch Fußgänger und ganz speziell Radfahrer in der Pflicht. Denn die, so seine Erfahrungen, verhalten sich oft gar nicht so, wie sie sollten. "Und sie bringen sich dadurch in allergrößte Gefahr!", warnt der Unternehmer.

Eine alltägliche Situation

Ein LKW rollt langsam auf eine Kreuzung zu, der Fahrer bleibt stehen und wartet, bis er einfahren kann. Während er den Verkehr vor sich beobachtet, drängt sich von hinten unbemerkt ein Radfahrer zwischen Straßenrand und Laster. Wenn der LKW wieder losfährt und nach rechts abbiegt, wird der Platz immer enger, der Radfahrer kommt in echte Bedrängnis, gar in Not.
Die geschilderte Situation kennt Fritz Jäger zur Genüge. "So etwas passiert leider immer wieder!", ärgert er sich. "Wenn dann etwas passiert, schreien alle auf. Die Bösen sind dann die LKW-Fahrer."
Ebenso gefährlich wird es, wenn Fußgänger unmittelbar vor einem stehenden LKW vor diesem vorbeigehen. "Die kann man gar nicht sehen", warnt Fritz Jäger für nicht absehbaren Folgen.

Vorsicht ist geboten

Assistenzsysteme könnten hier natürlich wertvolle Dienste leisten, bestätigt auch Fritz Jäger. Bei der Nachrüstung alter Lastwagen hinke die Technik aber hinterher. Daher richtet er seinerseits einen Appell an Radfahrer und Fußgänger: "Bitte mitdenken und überlegen, ob man selbst noch gesehen werden kann, wenn man sich einem Laster nähert." Lieber zurück bleiben oder weit genug Abstand halten, ist sein Ratschlag.
Von Kindern könne man sich nicht erwarten, dass sie diese Gefahren erkennen. Daher wünscht sich Fritz Jäger, dass die jungen Mädchen und Burschen schon daheim, in den Schulen und beim Verkehrsunterricht besonders auf das große Konfliktpotential LKW/Fußgänger bzw. Radfahrer hingewiesen werden.

Dauerthema bei den Fahrern

"Unter den Fahrern ist das Dauerthema. Jeder kann eine Geschichte erzählen, wo es schon einmal richtig knapp geworden ist", versicherte Jäger. Die Fahrer würden ihr Bestes geben. Radfahrer und Fußgänger müssen aber unbedingt ihren Teil beitragen. Dann klappe es auch mit der Sicherheit - unabhängig davon, ob nun Abbiegeassistenten eingebaut sind, oder nicht.

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Abbiegeassistent kann Leben retten

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