Blitzartige Schmerzen im Gesicht behandeln

Die Schmerzen ziehen sich über das Gesicht und treten blitzartig auf. | Foto: BKH
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REUTTE. „Wie Messerstiche ins Gesicht“, so beschreibt Adolf Bahr die Symptome. Die Diagnose: Trigeminusneuralgie – eine äußerst schmerzhafte Erkrankung des fünften Hirnnerves, des Nervus trigeminus. Ärztlicher Direktor Primar Dr. Eugen Ladner behandelt am BKH Reutte häufig Betroffene und gibt einen Einblick in das Krankheitsbild.
„Ich habe gerade gegessen, wie mir auf einmal ein schrecklicher Schmerz ins Gesicht fuhr, sodass mir das Besteck aus der Hand fiel“, erinnert sich der 72-jährige Adolf Bahr an die ersten Anzeichen. Heftigste, blitzartig einschießende Gesichtsschmerzen, die nur wenige Sekunden oder Minuten andauern, charakterisieren eine Trigeminusneuralgie. Von 100.000 Personen sind etwa 15 betroffen, wobei Frauen etwas häufiger als Männer an dem schmerzhaften Phänomen leiden. Die Symptome treten typischerweise im mittleren Lebensalter auf. „Die Schmerzen bei der Trigeminusneuralgie gehören zu den stärksten für den Menschen vorstellbaren Schmerzen. Sie kommen spontan oder können durch Reize wie Kauen, Trinken, Reden, kalte Zugluft, Zähneputzen oder durch Berührungen ausgelöst werden“, erklärt der Schmerzspezialist.
Begleitet wird die Trigeminusneuralgie häufig von einer depressiven Verstimmung. Betroffene entwickeln ein Vermeidungsverhalten und ziehen sich oft sozial zurück. Die Suizidrate ist bei Betroffenen signifikant erhöht. Auch Bahr gibt zu: „Ich wollte so nicht mehr weiterleben. Die Schmerzen sind unerträglich und niemand wusste mir zu helfen. Man fühlt sich allein und denkt man ist verloren. Dabei gibt es viele Betroffene und Heilungsmöglichkeiten.“
Die Ursache konnte bisher noch nicht vollständig geklärt werden. Forscher vermuten einen Gefäßnervenkontakt als Auslöser, wobei ein Blutgefäß auf den Trigeminusnerv drückt. Dieser Gefäß-Nerven-Kontakt kann durch eine Magnetresonanztomographie nachgewiesen werden.
Bemerkt man Attackenschmerzen im Ausbreitungsgebiet des Trigeminusnervs (Stirn, Oberkiefer oder Unterkiefer) sollte der erste Weg zum Hausarzt sein. Bestätigt sich der Verdacht wird üblicherweise zum Neurologen verwiesen, der die richtigen Behandlungsschritte einleitet.

Behandlungsmethoden
Herkömmliche Schmerzmittel helfen bei der Behandlung der Trigeminusneuralgie kaum, weshalb Antiepileptika eingesetzt werden. Allerdings sprechen 25 % der Patienten auf die medikamentöse Behandlung nicht an oder leiden an den Nebenwirkungen. Bringen die Medikamente keine Besserung, gibt es minimalinvasive sowie operative Alternativen: Bei der Thermokoagulation wird der Trigeminusnerv mit Hitze behandelt, um seine Leitfähigkeit zu beeinträchtigen. So kann der Nerv auch keinen Schmerz weiterleiten. Ähnlich funktioniert die Ballonkompression. Dabei wird die Leitfähigkeit des Nervs durch mechanische Kompression verringert. Die letzte Option ist ein operativer Eingriff, bei dem die mittlere Schädelgrube geöffnet wird und zum Beispiel Teflon zwischen den Nerv und das betroffene Gefäß eingesetzt wird, um den störenden Kontakt aufzuheben.
Auch Adolf Bahr ging diesen Behandlungsweg: „Mein Hausarzt erkannte die Trigeminusneuralgie und verschrieb mir Medikamente. Die halfen aber nur am Anfang. Durch eine Bekannte habe ich von Dr. Eugen Ladner am BKH Reutte gehört. Die Thermokoagulation half bei mir leider nicht, aber mit der Ballonkompression hat mir Dr. Ladner das Leben gerettet. Seit mehr als fünf Jahren bin ich schmerzfrei.“
Das BKH Reutte ist eines der erfahrensten Schmerztherapiezentren, die Trigeminusneuralgie betreffend, in Österreich. Über 500 Trigeminusneuralgie-Patienten konnten bereits erfolgreich behandelt werden. Leidensgeplagte kommen von überall aus Österreich und sogar Deutschland und Südtirol, um die notwendige Behandlung bei den Experten durchführen zu lassen. „Schmerzgeplagte Patienten sind oft schon verzweifelt oder depressiv, weil sie glauben es gibt keinen Ausweg. Wir sind stolz mit unserer langjährigen Erfahrung das Leben der Patienten wieder lebenswert machen zu können“, erklärt Dr. Ladner mitfühlend.

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