Der wildeste Bach im Bezirk

WLV-Gebietsleiter Christian Ihrenberger kennt die Gefahren im Bezirk am allerbesten.
  • WLV-Gebietsleiter Christian Ihrenberger kennt die Gefahren im Bezirk am allerbesten.
  • hochgeladen von Günther Reichel

AUSSERFERN (rei). Der Bezirk Reutte hat viele Besonderheiten zu bieten. Manches hat man ständig vor Augen, weiß aber oft wenig darüber, bzw. ist sich des Außergewöhnlichen nicht bewusst. Während des Sommers wollen die Bezirksblätter etwas Licht in "Das besondere Außerfern" bringen.
Das Außerfern ist reich an Bächen. Manche sind friedlich, andere "wild". Möchte man wissen, welcher der "wildeste" unter den Wildbächen ist, ist Christian Ihrenberger, Gebietsleiter der Wildbach- und Lawinenverbauung Außerfern, die beste Adresse, um das zu erfahren.
Und der muss bei bei der Frage nach dem "wildesten Wildbach" nicht lange nachdenken, die Antwort kommt umgehend: "Der Murenbach in Höfen ist der wildeste!"
Dank umfassender Verbauungen wurden ihm aber die "Zähne gezogen". Das ändert aber nichts daran, dass von diesem Wildbach grundsätzlich eine ungeahnte Gefahr ausgeht.
Dabei sind die Zahlen eigentlich unspektakulär. Sein Einzugsgebiet, das oberhalb des Ortsteiles Hornberg im Bereich des Hornbergle (1755m) liegt, ist gerade einmal 0,7 Quadratkilometer groß. Da haben andere Wildbäche ganz andere Ausgangszahlen zu liefern. "Einem 'potenten' Wildbach mit einem vergleichbaren Einzugsgebiet rechnet man bei einem Murenabgang eine Geschiebemenge von etwa 20.000 Kubikmeter Material zu", erklärt Ihrenberger. "Das ist dann schon ein ordentlicher Bach!"
Als 1986 nach Dauerregen vom 2. bis 5. Mai in Verbindung mit der Schneeschmelze in den damals nur sehr spärlichen Bach 60.000 Kubikmeter Geröll ins Tal donnerten, staunten die Fachleute und den Anrainern kam das Fürchten.
"Das hatte sich zuvor alles im Schwemmkegel abgelagert. Die Menge war aber nicht zu erkennen", erzählt der Experte. Damals hatte man mit 16.000 Kubikmeter Gesteinsmaterial gerechnet, nicht aber mit diesen Extremmengen.

Häuser im Ortstteil Höfen wurden beschädigt, Felder unter meterhohem Geröll begraben. Ein Objekt wurde aus Sicherheitsgründen ganz abgetragen. Als weitere Konsequenz wurde eine umfassende Verbauung gestartet. In das steile Gerinne des Murenbachs wurden Sperren mit einer Höhe zwischen drei und vier Metern eingebaut. 65 an der Zahl! Ganz oben, direkt unter dem Gipfelkreuz, wurde ein große Sperre errichtet, unten am Talboden gibt es weitere Verbauungen.
Anrainer reagierten, in dem sie selbst durch erhöhte Gartenmauern aus Beton und stabilen Tore ihr Hab und Gut schützten.
Erst 2001 wurden die Arbeiten abgeschlossen. Rund 3,6 Millionen Euro wurden verbaut. Seither können die Bürger wieder beruhig schlafen. Die technisch ausgereiften Verbauungsmaßnahmen machen es möglich. Würde man die Sperren aber herausnehmen, dann wäre kein anderer Bach im Bezirk so wild, wie der Murenbach in Höfen!

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.