Jürnjakob Reisigl im Portrait
Erfolg mit trendigem Hotelkonzept

Jürnjakob Reisigl mit seiner Geschäftspartnerin Katja Leveringhaus. | Foto: Explorer-Hotels
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OBERSTDORF/EHRWALD (rei). In Ehrwald soll demnächst das erste Explorer-Hotel im Bezirk Reutte entstehen. Die Bezirksblätter haben sich nach dem Konzept und den "Machern" erkundigt.

Trendiges Basislager

Passt so ein Hotel zu Ehrwald? Seit bekannt wurde, dass Ehrwald Standort für ein Explorer-Hotel werden soll, wird darüber diskutiert (wir berichteten). Jürnjakob Reisigl ist überzeugt: "Sehr gut sogar!" Gemeinsam mit Katja Leveringhaus gründete er die Explorer-Hotels. Die beiden Inhaber sind expansiv unterwegs. Die Explorer-Hotels, "trendige Basislager für sportliche Entdecker" (Eigendefinition), gibt es heute in Fischen bei Oberstdorf, Nesselwang und Schönau am Königssee, sowie sechsmal in Österreich: St. Johann in Tirol, Ötztal, Zillertal, Montafon, Hinterstoder und Bad Kleinkirchheim. Und bald ein siebtes in Ehrwald.
Dieser Standort liegt Jürnjakob Reisigl besonders am Herzen, hierher hat er enge persönliche Bindungen. Und im Grunde wurde in Ehrwald die Basis für seine Erfolge im touristischen Bereich gelegt.

Foto: Explorer-Hotels

Ein "Ur-Breitenwanger"

Reisigl, der Schreibname gibt bereits den Hinweis, hat enge Bande ins Außerfern. "Ich bin ein gebürtiger Breitenwanger", erzählt er stolz beim Pressetermin mit den Bezirksblättern. Die Geschichte der Familie Reisigl reicht weit in die Vergangenheit zurück - ein "Ur-Breitenwanger", sozusagen.
Als Jugendlicher zog es ihn ins Gastgewerbe. Ehrwald erschien als guter Platz, um eine Ausbildung zu machen. Der Alpenhof der Familie Pesendorfer nahm den damals noch jungen Jürnjakob als Kellnerlehrling auf. "Danach ging ich nach Innsbruck, machte noch eine Lehre als Koch dazu, später studierte ich Betriebswirtschaft und Hotelmanagement", erzählt Reisigl von seinem Werdegang. Lernen, so sagt der heute 58-Jährige, habe für ihn zeitlebens dazugehört. "Hotelmeister" ist er übrigens auch.

Keine Lust aufs Bundesheer

Dann verschlug es ihn nach Deutschland. "Schuld" war das Bundesheer. Um der Einberufung zum Grundwehrdienst zu entgehen, schlug Reisigl seine "Zelte" in Deutschland auf. "Man kann sagen, ich bin geflüchtet", bekennt er. Oberstdorf sollte ihm zur neuen Heimat werden. Hier nahm er eine Stelle an. 1981 kam ihm die Idee, sich selbstständig zu machen. Das tat Reisigl im nahen Sonthofen, wo er ein Wiener Café eröffnete. Später noch ein Nachtlokal, dann ein Speiserestaurant.
Füssens früherer Bürgermeister Paul Wengert wurde auf Jürnjakob Reisigl aufmerksam und engagierte ihn für die Leitung der Füssener Kurhaus-Betriebe. "Da habe ich richtig viel gelernt", weiß Reisigl diese Zeit zu schätzen.

Es gibt ein tolles Frühstück, Abends gibt es im Restaurant aber nur Toasts und Fallkuchen. | Foto: Explorer-Hotels
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Erstes Hotel 1993 gepachtet

Mit erweiterten Fachkenntnissen kehrte er 1993 zurück nach Oberstdorf - erstmals als Pächter eines Hotels. Ausgestattet mit viel Erfahrung, Fleiß und guten Ideen- erweckte er das Hotel Mohren zu neuem Leben und legte mit starken Partnern in der Folge den Grundstein für die Entwicklung der Unternehmensgruppe "Oberstdorf Resort". Zu dieser gehört heute auch das 4-Sterne-Superior-Hotel Oberstdorf.
Neben dem Luxus-Segment schwebte Reisigl eine zweite Produktschiene vor. Die setzte er ab 2009 mit Katja Leveringhaus um: die "Explorer-Hotels". Das Konzept der Explorer-Hotels wurde unter anderem mit dem Deutschen Tourismuspreis 2013, dem Deutschen Preis für Tourismusentwicklung und dem Artouro, dem Tourismusarchitekturpreis des Bayerischen Staatsministeriums, ausgezeichnet.

Neue Ideen sind gefragt

"Wir sind sehr interessierte Touristiker", sagt Reisigl über sich und Katja Leveringhaus. "Der Tourismus ändert sich massiv", erklärt der Unternehmer. Aus seiner Erfahrung weiß er, dass es jene Gruppe an Urlaubern gibt, die den Luxus suchen. Und daneben eine andere Gruppe, die in die Berge kommt, um die Natur zu erleben. "Die bewegen sich dann nicht den ganzen Tag im Bademantel, sondern wollen hinaus!"
Dieser Gast ist in den Explorer-Hotels genau richtig. Schon wenn man in eines der Häuser kommt, merkt man, hier ist vieles anders. Im Foyer gibt es gemütliche Sitzplätze, ebenso aber eine "Schrauberstation". Im Sommer können die Gäste hier ihre Bikes warten, im Winter werden Skier präpariert.

Buchungen fast nur online

An der Rezeption bekommt man Informationen. Dass hier ein Zimmer gebucht und bezahlt wird, ist eher die Ausnahme, "das passiert bei uns zu 70 Prozent über das Internet", klärt Reisigl auf.
Ein großes Restaurant gehört nicht zu den Explorer-Hotels. Man kann hier frühstücken, gerne Kaffee trinken, oder zusammensitzen und ein Bier oder ein Glas Wein trinken. Bekommt man abends Hunger, so findet man auf der Karte lediglich drei verschiedene Toasts und Flammkuchen. "Unsere Gäste sollen die Infrastruktur im Dorf nützen", erklärt Reisigl das Konzept dahinter.
Das gilt auch für das Thema Wellness: "Unser eigenes Angebot ist gut für den Saunagang nach dem Skifahren. Den ganzen Tag hält man sich hier eher nicht auf", ist sich der Hotelier bewusst. Auch hier gilt: Die Gäste sollen in öffentlichen Bädern bzw. Saunaanlagen Erholung finden.

Die Zimmer sind gemütlich und zweckmäßig. Das kommt gut an. | Foto: Explorer-Hotels
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Beachtliche Zahlen

Aber wollen das die Gäste? Ja, sie wollen, wie die Zahlen zeigen. Heute ist Jürnjakob Reisigl, gemeinsam mit Partnern, Inhaber und Geschäftsführer von 14 Hotelbetrieben, die zusammen auf 450.000 Übernachtungen kommen. 400 Mitarbeiter sind beschäftigt, der Großteil ganzjährig. Der jährliche Umsatz der Hotels liegt bei 33 Millionen Euro.
Ein Ende ist nicht erreicht. In Ehrwald wird bald neu gebaut. Weitere Pläne in Österreich und Deutschland stehen an. Auch in die Schweiz und nach Südtirol soll das Explorer-Konzept exportiert werden. Die Häuser sind übrigens leicht zu erkennen: Alle Hotels sehen gleich aus. Langweilig? Mitnichten. "Wir haben sogar einen  Designpreis bekommen", freut sich Reisigl.

Die Frage aller Fragen

Bleibt nur noch eine Frage zu klären. Eine, die bestimmt viele "brennend" interessiert. "Jürnjakob", woher stammt dieser außergewöhnliche Name, was hat es damit auf sich?
"Meine Mutter", lacht Jürnjakob, "hat ihn gewählt." Sie stammte ursprünglich aus Norddeutschland. Sie hatte Gefallen an einem Buch gefunden: Die Geschichte von "Jürnjakob Swehn, der Amerikafahrer" ließ die Mutter nicht los. Kurzerhand taufte sie dann eines ihrer Kinder auf den ungewöhnlichen Namen. Wollte man nun ein Buch über diesen Jürnjakob schreiben, so wäre es wohl eine außergewöhnliche Lebengeschichte über einen außergewöhnlich erfolgreichen Hotelier, mit Breitenwanger Wurzeln.

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