Schindl: Familie im Mittelpunkt

Sabine Schindl ist Hausfrau und Mutter in Heiterwang - das ist heute selten geworden. Wir baten sie zu unserem dritten Sommergespräch.

BEZIRKSBLATT: Die neue Umfahrung hat in Heiterwang ja vieles verändert. Wie äußert sich das für dich?
Sabine Schindl:
„Von der Lärm- und Geruchsbelästigung hat sich für uns wenig geändert, da wir ziemlich abgelegen wohnen. Am meisten merke ich es, wenn ich unsere jüngste Tochter vom Kindergarten abhole oder im Ort etwas zu erledigen habe. Das war an verkehrsreichen Tagen oft anstrengend, weil der Verkehr lange Wartezeiten beim Überqueren verursacht hat.“

BB: Ist es mit der neuen Situation für die Kinder sicherer geworden?
Sabine Schindl:
„Ja, auf jeden Fall. Besonders, wenn sie alleine auf dem Weg zur Schule sind oder sich mit Freunden treffen.“

BB: In Heiterwang gibt es ja nur eine Volksschule, zu allen weiterführenden Schulen müssen die Schüler pendeln. Reichen da die öffentlichen Verkehrsmittel aus?
Sabine Schindl:
„Grundsätzlich schon. Wenn zum Beispiel die erste Stunde ausfällt, gibt es keine Bus- oder Zugverbindung, das heißt, sie sind eine Stunde zu früh in Reutte. Auch in der Mittagspause rentiert es sich oft nicht nach Hause zu fahren, obwohl es nicht weit wäre. Zwei Stunden reichen da nicht aus und sie müssen oft in Reutte bleiben, und können die Zeit nicht sinnvoll nützen. Das ist sehr unangenehm. Oft wird dann natürlich auf „Taxi Mama“ zurückgegriffen. Am idealsten wäre ein Stundentakt, dafür würde dann auch ein halb so großer Bus reichen.“

BB: Dabei geht es ja nicht nur um die Schule. Wie sieht es mit der Planung von Sport und Musikschule aus?
Sabine Schindl:
„Das muss man sich gut einteilen, manchmal geht es ohne Auto gar nicht. Da verbindet man dann oft das Abholen mit Einkaufen oder so sonstigen Erledigungen. Da wir nur ein Auto haben, ist das manchmal schwierig. Zum Glück sind die Vereine, bei denen sie dabei sind, im Ort.“

BB: Sind Vereine ein wichtiges Thema bei deinen Kindern?
Sabine Schindl:
„Ein sehr wichtiges. Meine beiden Älteren sind beide bei der Feuerwehr und haben gerade das Silberne Leistungsabzeichen gemacht. Meine Tochter ist außerdem bei der Musikkapelle und der Landjugend, was ihr sehr viel Spaß macht.“

BB: Dann leben deine Kinder also gern im Außerfern, und wollen auch bleiben? Abwanderung ist ja ein großes Thema.
Sabine Schindl:
„Man weiß nie, wie es sich entwickelt, aktuell ist das in ihrem Alter aber kein Thema. Bislang sehen sie keinen Grund wegzugehen. Unser Sohn möchte zwar die HTL in Innsbruck machen und unsere Tochter sicher nach dem Gymnasium auch eine Ausbildung, doch ich denke, danach werden sie versuchen im Außerfern berufstätig zu werden.“

BB: Wird es schwierig zwei Kinder zur Ausbildung in anderen Städten zu haben?
Sabine Schindl:
„Man muss manche Sachen einfach probieren und Erfahrungen machen. Finanziell wird es sicher eine große Belastung.“

BB: Wäre Pendeln, wie es jetzt vielfach an der FH Kempten beworben wird, eine Lösung?
Sabine Schindl:
„Ich finde es ist besser, sie sind vor Ort. Das Fahren nimmt so viel Zeit weg, die sie besser nutzen können, und es ist gerade im Winter gefährlich, dauernd auf der Straße zu sein. Man muss ja immer vom schlechtesten Fall ausgehen, und da möchte ich unsere Kinder nicht auf der Straße wissen.“

BB: Funktioniert es überhaupt, so weit vorauszuplanen?
Sabine Schindl:
„Das ist unmöglich. Gerade mit Kindern ist schwer mehr als ein Jahr vorauszuplanen, es gibt auch immer wieder gesetzliche Änderungen.“

BB: Zu einem ganz anderen Thema: In Heiterwang gibt es ja auch kein Postamt mehr. Ist das ein Problem?
Sabine Schindl:
„Nein, da wir unsere Post dem Briefträger mitgeben können. Das ist sehr angenehm. Wenn man allerdings ein Paket abholen oder etwas unterschreiben muss, muss man nach Bichlbach fahren.“

BB: Unter Umständen wird das Postamt in Bichlbach auch geschlossen.
Sabine Schindl:
„Das wäre dann eine Verschlechterung, da man für jedes Einschreiben oder Paket, das man versäumt, extra nach Reutte müsste.“

BB: Das letzte Lebensmittelgeschäft hat ja schon vor langem zugesperrt. Ändert sich da das Kaufverhalten?
Sabine Schindl:
„Es gibt zwar eine Bäckereifiliale im Ort, die auch noch ein paar andere Lebensmittel verkauft, aber die meisten Einkäufe machen wir in Reutte. Da wird dann mehr auf die Haltbarkeit geachtet und besser überlegt was man benötigt. Man muss eben ein paar Tage auskommen. Schwieriger ist es mit frischem Obst und Gemüse, da wäre es angenehm, ein Geschäft im Ort zu haben. Ab und zu erledigt mein Mann am Heimweg von der Arbeit die notwendigen Einkäufe.“

BB: Gemüse hat ja durch den EHEC-Virus ein schlechtes Image bekommen. Achtet man da als Mutter besonders auf die Lebensmittelherkunft?
Sabine Schindl:
„Ja, man ist ängstlicher geworden. Ich kaufe aber sowieso lieber von regionalen Erzeugern. Außerdem planen wir einen Garten anzulegen und einiges an Gemüse selber anzubauen. Das ist bei uns ja gut möglich. Jedenfalls hat der Skandal um den Virus zum Umdenken angeregt.“

BB: Kaufst du auch andere Produkte vor Ort?
Sabine Schindl:
„Ja, besonders Fleisch kaufe ich fast ausschließlich im Ort. Da kennt man die Leute und weiß, dass man qualitativ hochwertige Produkte bekommt. Außerdem halte ich es für wichtig, die heimischen Betriebe zu unterstützen.“

Interview: Lisa Rosen

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

1 Kommentar

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.