Tbc: „Bei uns ist Bombe geplatzt!“

Arnold Klotz kann sich vorstellen, dass  das "Übel" nicht vom Wild, sondern vom Rind ausgeht.
  • Arnold Klotz kann sich vorstellen, dass das "Übel" nicht vom Wild, sondern vom Rind ausgeht.
  • hochgeladen von Günther Reichel

AUSSERFERN (rei). Die Spannung, oder vielmehr die Sorge wächst: Das Vieh kehrt von den Almen zurück in die Ställe. Sind hoffentlich auch alle Tiere gesund?
Viel wurde in den vergangenen Monaten getan, um der Tbc Einhalt zu gebieten. Aber wer ist Schuld, bzw. woher kommt der Erreger?
Der „Schuldige“ wurde in Reihen der Jagd gesucht. Das Rotwild als Überträger der Tbc? Bezirksjägermeister Arnold Klotz aus Heiterwang will das so nicht sehen. Im Gegenteil: „Uns Jägern stellt sich schon die Frage, wer da wen ansteckt?“ Der Rotwildbestand im Bereich von Steeg wurde in den vergangenen Monaten nahezu auf Null gestellt. Acht Stück Rotwild sind hier noch bekannt. „Wir sind schon sehr gespannt, wie sich das auswirkt“, blickt Klotz den kommenden Wochen interessiert entgegen.
Es liege ihm fern, die Schuldfrage gegenseitig hin- und herzuweisen, sagt Klotz. Ein Blick in die Chronik lässt ihn aber vermuten, dass die Ursache der Tbc nicht beim Rotwild liegt, sondern bei den Rindern. 1999 ist lt. Klotz die Tbc erstmals in einem Stall in Häselgehr bekannt geworden. Alle Tiere wurden gekeult. Dann herrschte Ruhe. 2011 ließ das Bekanntwerden der Tbc beim Rotwild im oberen Lechtal aber die Alarmglocken richtig schrillen. „Woher die Erkrankung kam, kann man nicht sagen. Theoretisch ist alles möglich. Tatsache ist, dass die Tbc speziell im Allgäu ein Riesenproblem ist und zwar im Rinderbereich. Allein seit Herbst 2012 wurden hier rund 1000 Rinder gekeult“, berichtet Klotz.
Er sieht daher im oberen Lechtal nicht einen „Hotspot“ der Erkrankung, sondern einen Ausläufer davon. Dennoch habe die Jägerschaft das Problem erkannt und durch intensive Abschüsse dieses - unter dem Rotwild - auch bekämpft. Ob damit der Erreger auch ausgerottet wurde - Klotz kann diese Frage nicht beantworten. Sollten weitere Fälle auftreten, ist seiner Ansicht nach aber bewiesen, dass das Problem nicht beim Wild, sondern bei den Rindern, also in den Stallungen der Bauern liegt. „Aber wenn ein Jäger etwas sagt, hört keiner hin. Wenn die Bauern aufschreien, haben sie die ganze Aufmerksamkeit“, findet Klotz.
Das will Hannes Fritz so nicht im Raum stehen lassen. Der Außerferner Amtstierarzt kennt die Problematik so gut wie kaum jemand anderer. Er stellt die Frage in den Raum „was war zuerst da, die Henne, oder das Ei?“
Seit 14 Jahren ist er mit Tbc-Erkrankungen befasst und ist heute mehr denn je überzeugt, „Wild und Rind, das spielt zusammen. Da wie dort gibt es idente Erreger!“
Fritz räumt ein, dass sich Rinder beim Rotwild anstecken können, umgekehrt sei dies aber ebenso möglich. „Ein Erregeraustausch ist schon möglich, aber es gibt ihn nicht zwingend“, versichert der Amtstierarzt. In einem Punkt gibt er dem Bezirksjägermeister Recht: „Wir sind weder Randgebiet, noch Hotspot des Problems, wir sind ein Teil davon!“ Der heimischen Jägerschaft bestätigt er, dass diese massiv dazu beiträgt, die Tbc zu bekämpfen.
Fritz geht davon aus, dass die Tbc in der Region ihre Anfänge in den frühen 1990er-Jahren hatte. Und zwar im Oberallgäu. Später tauchte sie im Karwendel auf und wurde schließlich auch im oberen Lechtal entdeckt. „Bei uns ist dann 2008 allerdings die ‚Bombe geplatzt‘. Und plötzlich haben sich alle vor den Hirschen gefürchtet“, zeichnet Fritz ein überspitztes Bild.
Die Folgen sind bekannt: Steeg und das näher Umfeld gelten heute als die gefährdetsten Gebiete. Die Augen sind auf die Lechtal-Gemeinde gerichtet. Berechtigter Weise? Hannes Fritz versucht zu relativieren: Die Tbc bei Wild und Rindern ist ein Problem. Doch nur sieben EU-Länder gelten derzeit als Tbc-frei. „Diese Erkrankung gibt es nahezu auf der ganzen Welt!“. Das macht die Sache nicht besser, Panik sei aber auch fehl am Platz. „Wir reden hier nicht über ein Grippevirus. Das Risiko für den Menschen, über Rinder an Tbc angesteckt zu werden, ist minimal.“ Seiner Ansicht nach hat das auch die Bevölkerung inzwischen erkannt. Die Hysterie habe sich gelegt. Dass die Krankheit bekämpft gehört, stehe außer Frage. Und da ist er mit Bezirksjägermeister Arnold Klotz wiederum einer Meinung.

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