Wir werden nicht reich, aber es geht uns gut!

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AUSSERFERN (rei). Er wirkt smart. Vor der (Bauernhof)Türe parkt ein „schnittiger“ BMW. LK-Präsident Josef Hechenberger ist da - auf Bezirks­tour. Nicht zum ersten Mal. „Diese Sommerbesuche bewähren sich. Für mich sind sie eine Gelegenheit, um die Situation vor Ort abzutasten.“ Heuer führte seine Tour den Präsidenten ins Lechtal. Genauer gesagt zum landwirtschaftlichen Betrieb der Fam. Friedle in Häselgehr, und von hier weiter nach Steeg.
Was er hörte, dürfte ihn freuen: „Ich bin Bäuerin aus Überzeugung! Hier kann ich sein, was ich wirklich bin.“ Es ist Andrea Friedle, die das sagt. Ihre Geschichte ist spannend. Frühzeitig musste sie sich die Frage stellen, wie man Landwirtschaft und Tourismus unter einen Hut bringt. Nicht einfach, das wurde ihr schnell klar: „Mit der Fleischvermarktung, das funktioniert nicht. Da kam die Idee auf, Kräuter an die Gastronomie zu vermarkten“, erzählt die Bäuerin.
Eine gute Idee! Mit fünf weiteren Betrieben begann sie, Schnittlauch und andere Kräuter biologisch anzubauen und Hotels zu beliefern. „Wir werden nicht reich, aber es geht uns gut“, bekennt Friedle.
Einmal im Jahr fahren sie und ihre „Mitkämpferinnen“ in eine Therme. Zur Erholung.
Daneben unterrichtet sie an der Mittelschule Elbigenalp. „Mein Ziel ist es, den jungen Menschen zu zeigen, was es bei uns alles gibt. Das ist spannend, denn die Schüler lassen sich ‚einfangen‘! Zuerst legen sie die Füße auf ihren Tisch, nach 30 Minuten sind sie voll dabei!“
Für Andrea Friedle sind solche Momente eine Bereicherung. Eine von mehreren. Wenn sie heute in einen touristischen Betrieb kommt, hört sie nicht selten „die Kräuterfrau kommt“. Das braucht sie vielleicht nicht, aber es tut gut. Tut dahingehend gut, dass klar wird, dass der Zeitaufwand, den sie in die Ausbildung zur „Kräuterexpertin“ investierte, eine gute Zeit war.
Die Bäuerin aus dem Häsel­gehrer Ortsteil Gutschau möchte aber mehr, sie hat Visionen: „Wir haben das Gefühl für ‚unsere‘ Milch verloren. Ich möchte irgendwann selbst Käse herstellen und dann vermarkten.“ Eine klare Ansage - die Milch soll veredelt werden, am eigenen Hof.
Ein schwieriger Weg, sagt dazu Gebietsbäuerin Sieglinde Riedmann aus Forchach. Sie hat genau das vor vielen Jahren probiert. „Direktvermarktung war damals kein Thema. Wir haben sie probiert, aber es hat nicht funktioniert.“
Die Familie Riedmann zog die (bittere) Konsequenz und stellte ihren Betrieb um. Die Direktvermarktung rückte zunehmend in den Hintergrund. Ein „Laufstall“ wurde gebaut. Heute hält die Familie 45 bis 50 Stück Rinder, darunter ca. die Hälfte als Milchkühe. Die Milch findet in der Molkerei Wildberg - eine von drei Molkereien im Bezirk - ihren Abnehmer und wird zu Käse verarbeitet. Ein gangbarer Weg, bestimmt, doch Andrea Friedle, möchte die am Hof gewonnene Milch irgendwann selbst Käse zu verarbeiten.
Das entspricht durchaus einem gewissen Trend. Bauern­märkte sind „IN“. Wie lange dies anhält, weiß niemand.
Auch nicht LK-Präsident Josef Hechenberger, der bei seinem Bezirksbesuch den Hof von Andrea Friedle verlässt und weiter ins obere Lechtal fährt. In Steeg gibt es zwei Stopps. Bei der Familie Hammerle und bei der Sennereigenossenschaft Steeg der Familie Sojer. Die Themen bleiben die selben.
Erkenntnis: Alle „strampeln“ heftig. Und: Leichter wird es für unsere Bauern nicht.

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