Zaunkönig und Stephanstag

St. Stephan in Kreen bei Bertholdshofen/Ostallgäu

Der Stephanstag am 26. Dezember ist ein außerordentlich wichtiger Tag im Jahreskreis.

Stephanus wird als Erzmärtyer verehrt. Er ist der erste von sieben Diakonen der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem. Er wurde noch von den Aposteln durch Handauflegen geweiht. Da er die Versorgung der Witwen forderte, kam er in Konflikt mit den Juden und wurde angeklagt. Stephanus wollte sich verstecken, wurde aber durch einen Zaunkönig, der laut zwitscherte, an seine Verfolger verraten. Seine Gesicht habe bei seiner Verteidigungsrede, als er sich zum Christentum bekannte, gestrahlt. Von einer aufgebrachten Menschenmenge wurde er vor die Stadt geschleppt und gesteinigt.

Durch die Verdrängung der vorchristlichen Mythologie, die mit der Wintersonnwende verbunden war, wird er zum Patron der Pferde und zum Schützer des Gedeihens in Feld und Haus. Am Stephanstag wird Brot an Arme verteilt. Wein wird dadurch gesegnet, dass ein Stein in einen Kelch Rotwein gegeben wird. Dieser Wein wird dann als Medizin während des Jahres verwendet. Am Stephanstag wechselten die Kutscher und Pferdeknechte ihre Stellung. Es ist daher auch ein alter Zahltag.

In Altdorf bei Marktoberdorf wurde die Kirche am Stephanstag von allen Rossbesitzern drei Mal umritten, damit es allen Tieren im Stall, insbesondere den Pferden gut ergehe. Dabei wurden mehrere Vaterunser gebetet.

Von den Bauern in Burggen bei Bernbeuren wurde an diesem Tag der Hafer für die Pferde geweiht und unter das Viehfutter gestreut. (Karl Reiser, Sagen, Gebräuche und Sprichwörter des Allgäus)

Der kleine Vogel Zaunkönig, der mit St. Stephan verbunden wurde, birgt eine starke Mythologie. Nicht nur in der deutschen Sprache, sondern auch vor mehr als 2.000 Jahren wurde er in Griechenland als König bezeichnet (basileus = kleiner König) Als Bewohner der Hecken ist er ein Grenzgänger und Mittler zwischen den Welten. In England und Irland gilt deswegen der Zaunkönig als Symbol der Druiden. Sie sind die „eigentlichen“ Könige, die im Untergrund leben. So lässt sich auch erklären, warum in späterer Zeit am 26. Dezember in England Zaunkönigjagden veranstaltet wurden. Darin verbirgt sich ein alter Opferkult zur Wintersonnwende, der sich mit der Verfolgung der Druiden vermischt hat.

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