„Wir werfen nichts weg!“

EHENBICHL (rei). Was hat ein 102 Kilometer hoher Papierturm mit dem Krankenhaus zu tun? Ganz einfach: Die jährlich im BKH Reutte anfallende Datenmenge hat ein Gesamtvolumen von ca. zwei Terabyte. Würde man diese Speichermenge verwenden, um Briefpapier in der Größe A4 doppelseitig zu be­drucken, so würde dies am Ende einen Papierstapel in der genannten Höhe ergeben. 5120 Tonnen Papier! Fast nicht vorstellbar.
Tatsächlich wird aber natürlich nicht so viel bedruckt - der Großteil der jährlich anfallenden Speichermenge entfällt auf digitale Bilder. Doch die Datenmenge wird von Jahr zu Jahr größer, sagt der Leiter der Abt. Informationstechnologie am BKH Reutte, Dipl. KH-BW Stefan Knitel. „Mit jedem neuen Gerät, das angeschafft wird, steigt die Menge sprunghaft an.“
Zwölf Kilometer Datenleitungen am Krankenhausareal sorgen dafür, dass sämtliche Computer und am EDV-Netz hängende Gerätschaften rasch miteinander kommunizieren können. Mittels Standleitung hängt das Krankenhaus zudem am „Gesundheitsnetz Tirol“. Das ist wichtig, werden doch täglich rund 250 Befunde zwischen den Tiroler Krankenhäusern ausgetauscht, dazu kommen ca. 2630 eCard-Abfragen monatlich.

450 User haben Zugang
Rund 450 User haben über ca. 200 Computer Zugriff auf die große Datenwelt des Krankenhauses. Aber nicht jeder darf alles sehen. Im Gegenteil: Mittels streng geregelter Zugriffsrechte wird klar festgelegt, wer was einsehen darf. „Gesundheitsdaten sind besser gesichert als Bankdaten“, versichert Knitel. Nicht einmal den Ärzten ist es erlaubt, alle Krankenakte einzusehen. Nur für die Patienten der eigenen Abteilung gibt es Zugriffsrechte. Gibt es Überschneidungen, so werden entsprechende Verknüpfungen im System geschaffen. „Jeder Zugriff wird protokolliert und ausgewertet. Unklare Zugriffe werden abgeklärt“, erzählt Knitel.
30 Jahre lang müssen laut Gesetz alle Daten behalten werden. „Wir wollen aber mehr. Unser Ziel lautet ‚von der Wiege bis zur Bahre‘. Und auch wenn Menschen gestorben sind, bewahren wir die Unterlagen auf. Das werden wir so lange machen, solange wir die Kapazitäten dazu haben.“
Und die sind groß und werden laufend erweitert. Im großen Serverraum im ersten Stock im Altbestand des Krankenhauses laufen alle Fäden zusammen. Hier kümmern sich Stefan Knitel, zwei fixe Mitarbeiter und ein Zivildiener darum, dass der „Laden“ läuft.
Dass Einträge verloren gehen könnten oder etwa durch ein Katastrophenereignis zerstört werden, ist so gut wie ausgeschlossen. Neben dem Hauptserverraum gibt es nämlich noch einen „Ausfallserverraum“ im Keller. Dieser ist leistungsmäßig etwas kleiner, kann im Bedarfsfall aber alle erforderlichen Unterlagen liefern, nur etwas langsamer. Im benachbarten „Haus der Gesundheit“ gibt es einen dritten Serverraum. Hier werden Back-ups erstellt. Und einmal im Monat pilgert ein Mitarbeiter des Krankenhauses mit Speicherbändern, auf denen sich die aktuellen Daten wiederfinden, zu einem Reuttener Geldinstitut und deponiert diese in einem Tresor.
„Wir werfen nichts weg“, versichert der EDV-Leiter des Krankenhauses, der diese Funktion seit 2001 ausübt. Und laufend wird in die Computer-Anlage investiert, damit man nicht nur medizinisch, sondern auch computertechnisch stets am neuesten Stand ist.

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