Hingerichtet im KZ Buchenwald
80. Todestag von Pfarrer Matthias Spanlang
ST. MARTIN, KALLHAM. Heute vor 80 Jahren wurde der St. Martiner Pfarrer Matthias Spanlang im Konzentrationslager Buchenwald grausam ermordet. Da Spanlang, 1887 in Kallham geboren, bisher ein wenig beachtetes Opfer der NS-Gewaltherrschaft war, hat die ehemalige Direktorin des Linzer Diözesanarchivs, Monika Würthinger, nun intensive Forschungen zu seiner Biografie betrieben. Bischof Manfred Scheuer hat zu Spanlangs 80. Todestag einen Aufsatz veröffentlicht. Darin betont er: „Matthias Spanlang ist ein wichtiger Zeuge des Glaubens. Seine Lebens- und Leidensgeschichte in all ihren schillernden Facetten ist es wert, erzählt und gehört zu werden.“
Früher Warner
Spanlang war ein früher Warner vor den Nazis und tat dies ab 1931 in Zeitungsberichten auch öffentlich kund. Mit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war sein Schicksal besiegelt. Am 15. März 1938 wurde Spanlang verhaftet und ins Kreisgericht Ried eingeliefert, am 24. Mai 1938 wurde er ins Konzentrationslager Dachau gebracht und kam von dort nach Buchenwald. Als Priester erlitt er in Buchenwald ein jahrelanges Martyrium und wurde schließlich brutal ermordet. Die genauen Umstände seines Todes sind ungewiss. Man vermutet, dass er gemeinsam mit Pfarrer Otto Neururer aus Tirol mit dem Kopf nach unten gekreuzigt wurde. Dem Totenschein zufolge starb er am 5. Juni 1940; er wurde im Familiengrab in Kallham beigesetzt.
Auf Initiative der Diözese Linz wurde Pfarrer Spanlang in die Sammlung „Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen. Während Otto Neururer im November 1996 von Papst Johannes Paul II. in Rom seliggesprochen wurde, beschränkte sich das Gedenken an Matthias Spanlang jedoch hauptsächlich auf seine Heimat Kallham. Wie die KirchenZeitung in einem aktuellen Beitrag zu Spanlang berichtet, wird nun die Biografie des Pfarrers von St. Martin gründlich erforscht. Monika Würthinger, ehemalige Direktorin des Linzer Diözesanarchivs, hat aus kirchlichen und weltlichen Archiven, Gerichtsakten und Zeitungen etwa 500 Seiten über Pfarrer Matthias Spanlang zusammengetragen.
Über Matthias Spanlang
• 1887 in Stockham in der Pfarre Kallham geborene
• erste Stelle als Kooperator in Atzbach (1911–1913). Hier beleidigte er in einer Predigt eine Familie und wird nach Utzenaich versetzt, später wird er Kooperator in St. Georgen i. A. und Brigadepfarrer
• ab 1926 Pfarrer in St. Martin im Innkreis, wo er sehr beliebt war, die Liaison mit einer Spenglerswitwe in St. Martin bringt ihm den Spitznamen „Blechhias“ ein, 1930 kommt ein außerehelicher Sohn zur Welt.
• Ab 1931 finden nationalsozialistische Versammlungen in St. Martin statt, denen er in der Rieder Volksszeitung seine Bedenken entgegenstellt. Bis 1935 schreibt Spanlang etwa 170 Beiträge in der Rubrik „Aus dem Antiesentale“
•1934 starten die Illegalen von St. Martin eine Unterschriftenaktion, in der sie vom Ordinariat die „Entfernung Spanlangs als Pfarrer von St. Martin“ fordern
• Am 15. März 1938 wird Spanlang verhaftet. Verhaftungsgründe waren unter anderem die Presseberichte „Aus dem Antiesental”. Er wird in das Kreisgericht Ried eingeliefert.
• Am 24. Mai 1938 wird Spanlang in das KZ Dachau gebracht und von dort nach Buchenwald, wo schließlich ermordet wird.
• Die Urne wird 1940 im Familiengrab in Kallham beigesetzt.
• Um die Personen aus St. Martin zur Rechenschaft zu ziehen, die die Verhaftung des Pfarrers zu verantworten und die möglicherweise seine Entlassung aus dem KZ verhindert hatten, wurde 1947 ein Prozess eröffnet. Dieser endete aber mit folgender Argumentation: Da Pfarrer Spanlang in Buchenwald gegen Lagervorschriften verstoßen habe, sei er an seinem Tod selbst schuld. Damit war das Kapitel Spanlang in Pfarre und Gemeinde geschlossen.
• Auf Initiative der Diözese Linz wurde Pfarrer Spanlang in die Sammlung „Blutzeugen des Glaubens. Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ aufgenommen
• In seiner Heimat Kallham gibt es in Schule und Pfarre immer wieder Gedenkveranstaltungen.
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