Andy Holzer
"Grenzen gibt es nur in unserem Denken!"

Julia Neundlinger im Interview mit Extrembergsteiger Andy Holzer.  | Foto: BRS/ Doms
  • Julia Neundlinger im Interview mit Extrembergsteiger Andy Holzer.
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Mit einem weiteren blinden Bergsteiger und einem mit zwei Prothesen statt Beinen bezwang Andy Holzer aus Amlach in Osttirol 2005 eine 400 Meter hohe Steilwand in den Dolomiten. 2017 schaffte er es beim dritten Anlauf als erster blinder Bergsteiger über die Nordseite auf den Mount Everest. Woher er all diese Kraft, diesen Mut und auch dieses Selbstvertrauen nimmt, das wurde bei seinem Vortrag im Rahmen des Employer Branding Forums im Fill Future Dome am 13. Oktober deutlich.

GURTEN. Nach seiner Schwester war Andy Holzer das zweite blinde Kind seiner Eltern. Doch er haderte nie mit seinem Schicksal. "Niemand kann sich aussuchen, wo er geboren wird und wer seine Eltern sind. Ich hatte großes Glück", so Holzer. Er selber und auch die anderen Kinder im 300 Seelen-Ort Amlach in Osttirol hatten kein Problem mit seiner Blindheit. "Wenn meine Freunde beim Fußballspielen wieder einmal einen Ball verschossen hatten und es schon finster wurde, dann brauchten sie mich. Ich lernte jeden Tag, dass meine Stunden kommen wird und dass jede Qualität von jedem gebraucht wird", so Holzer. Anders stellte sich allerdings die Einstellung der Erwachsenen im Dorf dar. "Viele rieten meinen Eltern, die Kinder doch besser zu "Experten" zu geben!".

"Passanten" am Wegrand

Personen wie diese bezeichnet Holzer als "Passanten". "Das sind Menschen, die an deinem Wegrand stehen, eigentlich nichts über dich wissen, aber alles kommentieren. Immer, wenn diese Passanten am Gartenzaun mit meinen Eltern gesprochen haben, zog Traurigkeit in unser Haus ein!" Doch Holzer hatte Glück: Seine Eltern lernten, dass die Blindheit der Kinder das Problem der Nachbarn war und nicht ihres! Die Kinder blieben und verlangten, die Welt zu sehen. "Ich wollte wissen wie Tiere ausschauen und Traktoren. Und mit vier Jahren habe ich mir vom Christkind Schi gewünscht. Ich habe tatsächlich welche bekommen", so Holzer, der heute jährlich weit über 100 Skitouren absolviert. Am Beginn seiner Schulzeit kehrte das Problem mit den Erwachsenen kurzfristig zurück: Es gab eine Unterschriftenaktion von Eltern gegen Andreas Holzer. "Daraufhin habe ich mich selber barrierefrei gemacht: Ich war offiziell nicht mehr blind, sondern habe nur schlecht gesehen!"

 
2005: Die Dolomiten

Ein wichtiges Erlebnis für Andreas Holzer war die Besteigung einer 400 Meter hohen Steilwand im Jahr 2005 – gemeinsam mit zwei Amerikanern. Das Besondere: einer der beiden war ebenfalls blind, der andere hatte zwei Prothesen statt Beine. Dank einer Filmdoku hatte das Trio nach dieser beeindruckenden Leistung große Vorbildwirkung auf andere Personen mit Handicaps und trug dazu bei, dass sich viele Behinderte ihre Träume erfüllten. "Grenzen gibt es nur in unserem Denken", so Holzer.

2017: Mount Everest

Ein großer Traum von Holzer ging 2017 in Erfüllung. Über die Nordseite erreichte er gemeinsam mit Wolfgang Klicker und Clemens Bichler als erster blinder Bergsteiger den Mount Everest. Viele Rückschläge musste das Trio auf dem Weg zum Gipfel wegstecken. Beim ersten Anlauf 2014 kamen kurz zuvor 16 Menschen am Mount Everest ums Leben. Die Mission musste abgebrochen werden. 2015 machten zahlreiche Erbeben der Expedition einen Strich durch die Rechnung. "Wir verbrachten eine ganze Woche lang bei zahlreichen Erdbeben im Zelt, eher wir doch wieder umkehren mussten!", so Holzer. Und auch beim dritten Anlauf im Jahr 2017 stellte das Schicksal Andreas Holzer vor eine schwierige Entscheidung: "Ich habe am Tag zuvor erfahren, dass mein Vater nach einem Schlaganfall im Sterben liegt. Ich wollte abbrechen, doch meine Mutter sagte am Telefon zu mir: "Wenn du abbrichst, ist es ein weiterer Sterbefall". So habe ich zu meinen beiden Begleitern gesagt: "Burschen, wir steigen mit aller Kraft hinauf. Jetzt sind wir aber nicht mehr zu dritt, sondern zu viert!" Am 21. Mai 2017 erreichte das Trio den Gipfel.

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