Kerstin Hofstätter von Streetwork
"Man sollte viel mehr in die Jugend investieren!"

Kerstin Hofstätter ist seit 25 Jahren Streetworkerin in Ried. | Foto: Hofstätter
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  • Kerstin Hofstätter ist seit 25 Jahren Streetworkerin in Ried.
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Einmal mehr macht sich Kerstin Hofstätter für die Jugendlichen stark. Dass sie schon bald ihren Job als Streetworkerin in Ried gegen die Stelle als Geschäftsführerin von Streetwork OÖ tauscht, wird für viele Jugendliche sehr schmerzlich sein.

Hallo Kerstin! In naher Zukunft wirst du deine Stelle in Ried gegen eine der beiden Geschäftsführerstellen von Streetwork OÖ tauschen. Dazu hast du ein sehr emotionales Video auf Facebook gepostet. Fällt dir der Abschied sehr schwer?
Kerstin: Ich erlebe gerade ein Wechselbad der Gefühle. Zum einen spüre ich unglaublich viel Dankbarkeit für alles, was ich im Bezirk Ried und vor allem bei den jungen Menschen mit verändern durfte. Ich habe so vieles von der Jugend lernen und mit ihnen erleben dürfen. Als Mensch habe ich sicher am meisten profitiert. Zum anderen spüre ich große Vorfreude und Motivation, den Verein I.S.I. -Streetwork-offene Jugendarbeit OÖ in der neuen Funktion mit zu gestalten.

Wie waren die Reaktionen der Jugendlichen auf dein Video?

Ich bin überwältigt und stolz zugleich. Sehr berührt haben mich die Worte, die junge Erwachsene mir schenken. Tiefgreifend, emotional und wortreich beschreiben sie ihre Erlebnisse, Erfahrungen und Beziehungen mit mir. Da ich mindestens noch bis Ende Dezember in Ried sein werde, können wir die gemeinsame Zeit jetzt noch intensiv nutzen.

Was brauchen Jugendliche/ junge Erwachsene aktuell am meisten in Ried?
Sie brauchen Orte der Begegnung und Menschen, die Interesse haben, sich Zeit für sie nehmen und nach ihren Bedürfnissen fragen. Dass es in Ried dringend Räume braucht, die man ohne Konsumzwang regelmäßig zum Quatschen, chillen und treffen aufsuchen kann, ist nichts Neues. Ich appelliere an die Rieder Entscheidungsträger, der Jugend mehr Beachtung zu schenken und in die Jugend zu investieren. Junge Menschen brauchen zum Heranwachsen Entwicklungsräume. Wenn sie das Gefühl bekommen, ignoriert, maßgeregelt und sanktioniert zu werden, steigt ihre Unzufriedenheit. Sie leben ihre Frustration dann anders aus als wir Erwachsenen.

Wie gehen Jugendliche mit der aktuellen Situation der rasanten Preisexplosionen um? Spürst du eine Art Resignation?
Ich habe junge Erwachsene, die sich besorgt äußern, zum Beispiel, dass sie sich das alleine-Wohnen bald nicht mehr leisten können. Bei den Jüngeren habe ich den Eindruck, dass sie das noch gar nicht so wahrgenommen haben, oder dass sie glauben, dass es schon nicht so schlimm werden wird.

Du sagst immer wieder, dass du zwar viel gibst, aber im Grunde von den Jugendlichen noch viel mehr zurückbekommst. Was genau meinst du damit?

Es ist die Teilhabe, der Platz, den sie mir in ihrer Lebenswelt geben. Das ist und bleibt einmalig für mich. Nach einem Schul- und Lehrabschluss, nach der Führerscheinprüfung, nach einer Gerichtsverhandlung oder tragischen Erlebnissen: Wenn Jugendliche ihre Freude mit mir teilen, oder bei Problemen den Kontakt mit mir suchen und mir ihre tiefsten Gedanken anvertrauen, dann bleibt das immer einzigartig und ein besonderer Moment für mich.

Kerstin Hofstätter ist seit 25 Jahren Streetworkerin in Ried. | Foto: Hofstätter
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