Tiertransporte
Miesenberger: "Man kann Landwirte nicht für alles verantwortlich machen"

Mitte März war ein Fernsehteam aus Aserbaidschan beim FIH in Ried. Sie dokumentierten die Selektion der Kalbinnen. Am Foto: Aytakin Celili, Mitarbeiterin vom Ministerium in Baku (mitte), mit Josef Miesenberger (FIH, 2.v.l.) und dem Fernsehteam. | Foto: FIH Ried
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  • Mitte März war ein Fernsehteam aus Aserbaidschan beim FIH in Ried. Sie dokumentierten die Selektion der Kalbinnen. Am Foto: Aytakin Celili, Mitarbeiterin vom Ministerium in Baku (mitte), mit Josef Miesenberger (FIH, 2.v.l.) und dem Fernsehteam.
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Dass Tiertransporte auch anders gehen, weiß Josef Miesenberger, Geschäftsführer des Fleckviehzuchtverbandes Inn- und Hausruckviertel (FIH) in Ried.

RIED (schi). Bereits seit den 50er Jahren vermarktet der FIH Zuchtrinder unter dem Motto "Fleckvieh aus Ried in alle Welt!". "Bevor sie ihre lange Reise antreten, bleiben die Tiere einige Wochen bei uns in Quarantäne. Der Amtstierarzt testet sie in dieser Zeit auf verschiedene Krankheiten. Je nach Exportland gelten hier andere Bestimmungen", erklärt Miesenberger. Vor dem Verladen kontrolliert der Amtstierarzt auch noch den Zustand des Lkws, damit ein sicherer Transport gewährleistet ist. Die Tiere, hauptsächlich trächtige Kalbinnen, werden unter anderem nach Serbien, Russland, Aserbaidschan, Irland, Großbritannien, Algerien oder in die Türkei geliefert – wo sie auch immer gut ankommen. "Ich erhalte oft Videos von den Käufern, die ihre Tiere beim Entladen filmen. Darauf sind nicht nur die Kalbinnen glücklich, auch die Käufer freuen sich. Wenn sie nicht zufrieden wären, würden sie nicht mehr bei uns einkaufen", so Miesenberger und betont: "Wir sind eindeutig gegen Schlachtrinderexporte in Drittländer. Wir stehen aber zu den Zuchtrinderexporten. Die Tiere werden als Saatgut zum Aufbau von Herden in anderen Ländern genutzt."

"Nicht alle in einen Topf werfen"

Wie ein Transport von Zuchtrindern aussieht, zeigt Simone Steiner, zuständig für Veterinärangelegenheiten der Zentralen Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Rinderzüchter (ZAR). Sie begleitete einen Tiertransport von Freistadt über Polen und Russland nach Aserbaidschan. Die Reise hielt sie in Bildern und Videos fest (Link zum Kurzfilm unten). Bei der Präsentation im Rahmen der Generalversammlung des FIH in Ried kam sie auf die Schlussfolgerung: "Zuchtrinderexporte können auch über lange Strecken so gemacht werden, dass die Tiere wohlbehalten in ihrem neuen Zuhause ankommen." Die ZAR begleitet und kontrolliert weiterhin Zuchtrinder- und Kälberexporte von Österreich, damit in der aktuellen Diskussion nicht alle in einen Topf geworfen werden. Diese Tatsache sorgt bei den heimischen Landwirten für schlechte Stimmung. "Viele Landwirte haben das Gefühl, für alles, was in unserer Gesellschaft schief läuft, verantwortlich gemacht zu werden. Das kann man nicht machen", so Miesenberger.

Exporte während der Krise

Die Corona-Pandemie hat auch auf die Exporte von Zuchtrindern enorme Auswirkungen. Die Selektion der Tiere erfolgte entsprechend den Anforderungen der Käufer durch Mitarbeiter des FIH und durch die Exportfirmen, ohne dass die Kunden vor Ort waren. "Diese Exporte tragen in dieser Phase wesentlich zur Entlastung des Inlandsmarktes bei Zucht- und Schlachtrindern bei. Interessant und überraschend war für mich, dass nach einer kurzen Pause die Exporte von Zuchtrindern in Drittländer in den letzten Monaten möglich waren. Viele haben uns vertraut, da sie schon positive Erfahrungen gemacht haben und die Auswahl der Tiere uns übertragen. Ich erhielt bis jetzt keine negativen Rückmeldungen von den Käufern. Ganz im Gegenteil, wir haben entsprechende Vorbestellungen für den Herbst", freut sich Miesenberger. Im Sommer sind Tiertransporte wegen der zu erwartenden Temperaturen nicht möglich. Das Team des FIH Ried sowie Käufer und Verkäufer hoffen auf eine baldige Normalisierung der Situation bei den Versteigerungen.Aktuelle Informationen online unter fih.at.

"Keiner will Tiere leiden sehen"

In Österreich sind mehr als 50 Prozent der landwirtschaftlichen genutzten Fläche Grünland, das nur durch die Wiederkäuer (Rind, Schaf, Ziege) verwertet werden kann. "Bei einer Eigenversorgung von Rindfleisch von 142 Prozent, sehen wir im Export von Zuchtrindern eine Möglichkeit, einen Beitrag zum Einkommen der heimischen Landwirte, aber auch zum Erhalt der Kulturlandschaft zu leisten", erklärt Miesenberger. ZAR-Obmann Stefan Lindner bringt zusätzlich das Thema "Preisdumping" mit ein: "Kälbertransporte müssten nicht in diesem Ausmaß durchgeführt werden, wenn aus dem Ausland importiertes Fleisch, durch heimisches ersetzt werden würde. Dass dies derzeit nicht möglich ist, hängt einzig und allein an den Dumpingpreisen für importiertes Fleisch."

Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger sieht in der Vermarktungsinitiative "Biokeiwi" oder der Aktion "Kalbfleisch Rose" der Rinderbörse Lösungen: "Keine Bäuerin und kein Bauer will Tiere leiden sehen. Damit wir den Transport von Schlachttieren in Zukunft auf ein Minimum reduzieren, müssen wir weiter Bewusstsein für heimische Lebensmittel schaffen. Die Rinderbörse startet mit der Aktion 'Kalbfleisch Rose'. Beim Agrarpreis 2019 haben wir die regionale Vermarktungsinitiative 'Biokeiwi' ausgezeichnet. Zur Minimierung der Transportwege braucht es die regionalen Strukturen wie Schlachthöfe und Metzgereien bis hin zur entsprechenden Nachfrage.“ Auch erfreulich: Bei der letzten Nutzkälberversteigerung blieben nahezu alle Kälber in Oberösterreich.

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