Restaurieren & Kodieren
Kunst-Hand-Werk: Manfred Wegenschimmel tanzt mit Leidenschaft auf drei Hochzeiten.
GEINBERG (isha). Passend für seine Berufung hat der Restaurator Manfred Wegenschimmel sein Atelier in einem kleinen Haus mit Geschichte direkt an der Friedhofsmauer im Ortskern von Geinberg eingerichtet. Da die Konservierung von Kulturgut oberste Prämisse eines Restaurators ist, kann man von einem Glücksfall sprechen, wenn ein Vertreter dieses Berufsstandes für ein bereits 1780 von den Ahammern erbautes Haus kreative Verwendung findet.
Viele Wege führen nach Rom
Der Beruf Restaurator existiert in Österreich nicht als Lehrberuf, sondern wird im Rahmen eines künstlerischen Hochschulabschlusses erlernt oder die Ausbildung erfolgt - wie bei Wegenschimmel, der Maler gelernt und dann die Meisterschule in Baden besucht hat - als Berufsspezialisierung in einem einschlägigen handwerklichen Fachberuf. Der Restaurator besuchte unter anderem auch Kurse auf San Servolo in Venedig und in der vom Bundesdenkmalamt geleiteten Karthause Mauerbach. Nach der Meisterschule zog es den Restaurator nach Salzburg ins Festspielhaus. "Der 'Lug und Trug' der Kulissenmalerei korreliert mit den Handwerkstechniken aus alter Zeit", schmunzelt Wegenschimmel.
Tiefgründige Oberfläche
"Restauration umfasst einen großer Bereich. Mein Spezialgebiet sind Kalkputze, -färbelungen und Stuck", erklärt Manfred Wegenschimmel sein Arbeitsfeld, das ihn 1983 zur Mitarbeit bei der Restaurierung der Geinberger Kirche führte. Weitere Erfahrungen sammelte der Restaurator bei Aufenthalten in Nepal, Barcelona, Lissabon und Marrakesch.
Fugenlose Nassräume
Bereits vor 13 Jahren erlernte Manfred Wegenschimmel die lange in Vergessenheit geratene Putztechnik 'Tadelakt' in Marokko. "Die Verständigung funktionierte mit Händen und Füßen, meine Erfahrung mit Kalk war aber hilfreich." Mittlerweile stellt der Restaurator den besonderen Kalk mit speziellen Zusätzen durch Trockenlöschung selber her. "Der Kalk wird unglaublich hart weil eine Art 'Versteinerung' vor sich geht", so Wegenschimmel. "Die Marokkaner schaffen eine haptisch wunderbare Oberfläche indem sie diese mit Olivenseife und Stein polieren", schwärmt der Restaurator.
Willkommen in der Matrix
Dass eine Welt aus 0 und 1 weit entfernt ist von Schwarz-Weiß-Denken wird bei der Betrachtung der minimalistischen Wandobjekte des Künstlers Manfred Wegenschimmel klar. Im Projekt "Empört Euch!" wird Stéphane Hessels Ausruf in mittlerweile 40 Sprachen übersetzt, in QR (Quick Response)-Codes generiert und in Tadelakt ausgeführt. Mit Hilfe eines Smartphones und geeigneter Software kann man den QR-Code der Bilder scannen und wird durch den Datentransfer zur "schnellen Antwort" verlinkt. Das Engagement des Künstlers für Mitspracherecht macht deutlich, dass Unwissenheit kein Segen ist.
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