Sommerzeit ist Badezeit – Tipps gegen Badeunfälle

- Die richtige Technik der Wiederbelebung bei Erwachsenen erlernt man in einem Erste-Hilfe-Kurs.
- Foto: Rotes Kreuz Ried/Gertraud Schiefecker
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Die warmen Temperaturen locken an Seen und Freibäder. Doch der Badespaß birgt auch Gefahren. Expertin Gertraud Schiefecker vom Roten Kreuz Ried gibt Tipps.
BezirksRundschau: Immer wieder kommt es zu schlimmen Badeunfällen. Häufig sind Kinder betroffen. Woran liegt das?
Schiefecker: Ertrinken ist die zweithäufigste Todesursache bei Kleinkindern, es reichen schon wenige Zentimeter Wassertiefe. Grund: Kinder unter fünf Jahren können den im Verhältnis zum restlichen Körper schweren Kopf nicht alleine aus dem Wasser ziehen. Anders wie bei Erwachsenen, die um sich zu schlagen beginnen, verfallen Kinder in eine Starre mit Atemsperre, wodurch das Ertrinken letztendlich völlig lautlos geschieht. Oberstes Gebot ist daher, Kinder nie unbeaufsichtigt lassen, Schwimmteiche oder Becken sind entsprechend abzusichern!
Worauf sollten Erwachsene beim Sprung ins kühle Nass achten?
Für Erwachsene gilt, sich langsam an die Wassertemperatur zu gewöhnen und nicht überhitzt in eiskaltes Wasser zu springen – das ist ein Schock für Herz und Kreislauf. Außerdem sind Alkohol und Schwimmen eine gefährliche Kombination. Alkohol hemmt die Zuckerfreisetzung der Leber und begünstigt Unterzucker. Die dadurch beginnende Erschöpfung wird durch die gleichzeitige Herabsetzung der Körperwahrnehmung oft zu spät erkannt. Und natürlich: Bevor man kopfüber ins Wasser springt, sollte man sich unbedingt über genügend Wassertiefe vergewissern.
Wenn es trotzdem zu einem Badeunfall kommt: Was kann der Ersthelfer tun, um Leben zu retten?
Die Person sofort aus dem Wasser ziehen, dabei auf Selbstschutz achten – zum Beispiel mit Schwimmhilfen oder indem man Personen zu Hilfe ruft. Ist die Person ansprechbar, unverzüglich in eine Decke wickeln um der Gefahr der Unterkühlung entgegen zu wirken. Bei Kindern gilt: Auch wenn sie nur wenig Wasser geschluckt haben, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um vor allem die Lungen genau untersuchen zu lassen.
Was, wenn die Person nicht mehr reagiert?
Ist die Person bewusstlos, sofort den Notruf 144 rufen. Atemwege frei machen und Atmung kontrollieren. Bei normaler Atmung die Person in die stabile Seitenlage bringen und mit einer Decke oder Ähnlichem weiteren Wärmeverlust verhindern. Wenn die Person keine normale Atmung, zum Beispiel eine „Schnappatmung“, sofort mit fünf Beatmungen beginnen und in weiterer Folge die Herzdruckmassage und Beatmung im Verhältnis 30:2 durchführen, bis der Notarzt eintrifft. Auf keinen Fall schütteln oder mit den Beinen nach oben in die Luft halten – dadurch kommt kein Wasser aus der Lunge! Die richtige Technik der Wiederbelebung bei Erwachsenen erlernt man in einem Erste-Hiilfe-Kurs oder bei Kindern in einem Kindernotfallkurs.
Welche gesundheitlichen Probleme können bei zu viel Sonne außerhalb des Wassers auftreten und welche Symptome zeigen sich?
Zu viel Sonne führt zu einer sichtbaren Entzündung der Haut, dem Sonnenbrand. Deshalb mit ausreichend Sonnenschutzmittel eincremen, bei Kindern und empfindlicher Haut mit sehr hohem Schutzfaktor. Kinder unter drei Jahren sollte man vor direkter Sonneneinstrahlung schützen, am besten mit Kopfbedeckung und T-Shirt. Meiden Sie die Mittagshitze und tragen Sie eine Sonnenbrille. Durch hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit kann es zu einer Überhitzung im Körper kommen. Der Körper versucht, durch vermehrte Schweißbildung und das Erweitern der Blutgefäße die Temperatur zu senken. Es kommt zu einer gefährlichen Umverteilung des Blutes. Erschwerend kommt Flüssigkeitsmangel hinzu, was zu einer massiven Überhitzung des Körpers und Elektrolytentgleisung und somit zu einem Hitzeschlag führen kann. Eine starke Sonneneinstrahlung auf Kopf und Nacken kann zu einer Reizung der Hirnhäute und somit zu einem Sonnenstich führen. Hitzeschlag und Sonnenstich sind ein ernstzunehmendes Krankheitsbild und können sogar zu einem Hirnödem führen.
Wie zeigen sich Sonnenstich oder Hitzeschlag?
Die Symptome sind Kopfschmerz, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Ohnmacht, Krämpfe in Armen und Beinen sowie Abgeschlagenheit. Im Ernstfall sollten Betroffene in den Schatten gebracht sowie Oberkörper und Kopf gekühlt werden. Ganz wichtig: Wasser trinken! Sollte sich der Zustand nicht bessern, unbedingt einen Arzt kontaktieren.
ZUR SACHE
Um Badeunfälle mit Kleinkindern präventiv vorzubeugen, hat das OÖ. Rote Kreuz gemeinsam im einem Unternehmen aus Leonding ein spezielles Produkt namens „Moby Kid“ entwickelt, das für mehr Sicherheit sorgen soll. Das Kernstück dieser Innovation bildet ein spezielles Armband. Kommt dieses mit Wasser in Berührung, löst die Basisstation einen lauten Alarm aus. Weitere Informationen unter www.moby-kid.at



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