Zeitgeschichtliche Veranstaltungsreihe: 10 Jahre Friedensarbeit
Zeitgeschichtliche Reihe feiert 10-Jahr-Jubiläum, M.u.T. will, dass sich Menschen gegenseitig einladen.
RIED (kat). Begonnen hat alles 2002 mit einem Vortrag von Hubert Feichtlbauer zu seinem Buch "Der Fall Österreich". Bis zum 10-Jahr-Jubiläum im Jahr 2013 werden insgesamt 111 Veranstaltungen im Rahmen der zeitgeschichtlichen Reihe "Die Vergangenheit ist nicht tot – sie ist nicht einmal vergangen" stattgefunden haben. Partner für seine 2002 geborene Idee, Veranstaltungen zum Thema Nationalsozialsozialismus durchzuführen, fand Gottfried Gansinger, Bezirksleiter des OÖ Volksbildungswerks, in der Leiterin des Treffpunkts der Frau, Liselotte Vogl, und dem Leiter des Bildungszentrums St. Franziskus, Josef Schwabeneder. "Mit der zeitgeschichtlichen Reihe wollen wir die Gesellschaft auf die Notwendigkeit der Aufarbeitung aufmerksam machen. 'Reden statt schweigen. Sich erinnern statt vergessen' – das ist unser Motto", so Vogl. Alle drei Partner brachten ein, was ihnen wichtig ist. So entwickelten sich die drei Schwerpunkte Nationalsozialismus im Bezirk Ried, Nationalsozialismus und die Frauen, Nationalsozialismus und die Kirche. "Auch das Thema Kirche wurde in den Veranstaltungen immer wieder aufgegriffen. Der Zugang von unserer Seite her war hier ein selbstkritischer. Es ging dabei vor allem um grundsätzliche Themenstellungen, es wurde bedeutenden Persönlichkeiten gedacht und die regionale Geschichte wurde abgehandelt", beschreibt Schwabeneder den Bereich Kirche. Gansinger sieht die Veranstaltungsreihe "Die Vergangenheit ist nicht tot – sie ist nicht einmal vergangen" als Friedensarbeit: "Wir dürfen nicht vergessen. Die Jugend muss das Wissen mitnehmen. Sonst können Geschehnisse wie der Nationalsozialismus wieder passieren – und es gibt in 70 Jahren keinen Frieden mehr."
Das Jubiläumsjahr 2012/2013 startet am 4. Oktober 2012, um 20 Uhr im Rieder Stadtsaal (Kirchenplatz) mit dem Vortrag "Schützt Humanismus denn vor gar nichts?" von Katrin Himmler. Die Großnichte von Heinrich Himmler – SS-Chef und Chef der deutschen Polizei – kommt zum ersten Mal für eine Veranstaltung nach Österreich. "Sie hat sich mit ihrer Familiengeschichte auseinandergesetzt und herausgefunden, dass nicht nur ihr Großonkel, sondern auch dessen Brüder tief in das NS-Regime verstrickt waren. Katrin Himmler hat für ihr Leben die Position gefunden, dass sie sich zum Namen Himmler bekennt – auch wenn es schwer fällt und das Erbe auf ihr lastet", erzählt Gansinger. Abgeschlossen wird das Jubiläumsjahr am 6. Juni 2013 mit dem Gast Ludwig Laher. Diese Veranstaltung wird gleichzeitig eine Ausstellung mit allen bisherigen Vorträgen, Referenten, etc. beinhalten. Auch eine Festschrift soll erstellt werden.
Jüngster Partner der zeitgeschichtlichen Reihe ist seit Herbst 2010 das Netzwerk M.u.T. Auch dieser Verein hat 2012/2013 einiges vor. "71 Menschen – die Welt in Ried" nennt sich das neue Programm. Fix daran beteiligt sind mit BORG, Gym und HAK/HAS drei Rieder Schulen, mit der HTL kommt eventuell eine vierte hinzu. "Die Schüler sollen sich mit dem Thema Migration auseinandersetzen. Sie sollen Kontakte knüpfen, Geschichten erfahren und daraus Plakate gestalten. Diese sollen in Rieder Geschäften ausgestellt werden. Damit wird im öffentlichen Raum gezeigt, wie vielfältig die Rieder Gesellschaft ist. Schließlich leben hier Menschen aus 71 Staaten", so Projektleiter Andreas Hofinger. Beim Projekt, das im Rahmen des Jugendwettbewerbs "Future Spirit" stattfindet, werden Schüler auch zu Media-Scouts ausgebildet, die die Aktion in die Öffentlichkeit tragen sollen.
Im Oktober und November 2012 startet mit "Ich lade dich ein" ein zweites Projekt der Reihe "71 Menschen – die Welt in Ried". "Der Titel sagt schon alles. Es geht darum, Nachbarn, Arbeitskollegen, Mitschüler oder Vereinskollegen mit Migrationshintergrund zu sich nach Hause einzuladen, dort gemeinsam zu essen, zu trinken und miteinander zu reden. Wenn man jemanden kennenlernt, fallen Barrieren schneller", so M.u.T.-Sprecher Gansinger. Mehr Info zur Aktion "Ich lade dich ein" unter info@mut-innviertel.at
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