Blick hinter Gitter
Zu Gast im Knast in Ried

Wie im Film: Der Haftraumtrakt im Rieder Gefängnis.
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Von der Einzelhaft bis hin zum Freigängerhaus: Einblicke in das Leben und Arbeiten in der Justizanstalt Ried.

RIED. Bis zu 140 Untersuchungshaft- und Strafgefangene, darunter zwölf Frauen und zwölf Freigänger, können in der Justizanstalt Ried gleichzeitig verwahrt werden. Derzeit beträgt die Auslastung 94,3 Prozent. Zusätzlich sitzen dreizehn Verurteilte ihre Strafe zuhause mit einer Fußfessel im elektronisch überwachten Hausarrest ab. Die meisten Häftlinge müssen den Großteil eines Tages aber in kleinen Zellen verbringen. Alleine, zu zweit, zu dritt, zu viert oder zu fünft. "Bei der Zusammenstellung von Gruppen achten wir vor allem auf Sprache, Religion, Raucher und Nichtraucher sowie Herkunft. Bei 32 Nationalitäten ist das nicht immer einfach. Getrennt werden auch Täter, die derselben Organisation angehören", erklärt Justizwachekommandant Chefinspektor Alfred Praml.

Wichtig: Beschäftigung

Einen hohen Stellenwert hat das Thema Beschäftigung. "Fast alle Insassen wollen arbeiten. Derzeit können wir aber nur 55 Prozent der Inhaftierten eine Beschäftigung bieten – entweder direkt im Haus oder draußen in Firmen sowie bei Privatpersonen. Wir würden uns sehr über mehr Aufträge freuen", so Praml. Für etwas Abwechslung im Häftlingsalltag sorgen auch verschiedene Angebote wie Erste Hilfe-Kurse, Stapler-, Computer- und Deutschkurse sowie eine Gesangsgruppe, Gottesdienste, und eine Kraftkammer. Weiters darf jeder Häftling mindestens eine Stunde am Tag im Spazierhof verbringen. Und es gibt Gruppenausgänge – ins Kino, zu einem Fußballspiel oder ins Schwimmbad. "Viele Menschen stehen diesen Ausflügen kritisch gegenüber. Wir haben aber die Erfahrungen gemacht, dass viele Inhaftierte erst lernen müssen, dass sie ihre Freizeit auch sinnvoll nützen können", sagt Praml. Wer die nötigen Kriterien erfüllt, der darf in den sogenannten "gelockerten Vollzug". In diesem Bereich können sich die Häftlinge von 6 bis 20 Uhr frei bewegen und sind nur nachts in den Hafträumen eingesperrt. Noch mehr Freiheiten haben die Freigänger, die tagsüber außerhalb des Gefängnisses einer Arbeit oder Ausbildung nachgehen können. "99,9 Prozent kommen auch anstandslos wieder zurück", so Praml.

Größtes Problem: Drogen

Wie in jeder Justizanstalt ist auch in Ried das Thema Schmuggelware ein großes. Dabei scheinen der Kreativität keine Grenzen gesetzt zu sein. "Wir haben schon Drogen und Mini-Handys gefunden, die man in Schuhsohlen oder in Deodorant-Dosen hereinschmuggeln wollte", so Praml. Er berichtet auch von Papier und Kleidung, die mit Drogen angereichert wurden. "Es handelt sich dabei um Substanzen, die unberechenbar und sofort süchtig machen. Da wird es dann auch für uns gefährlich. Generell muss man sagen, dass die Aggression in Gefängnissen aufgrund der Drogen zunimmt. Abhängige Häftlinge werden in Begleitung von Ärzten und Psychologen zwar substituiert. Trotzdem würde ich nicht sagen, dass der Konsum im Gefängnis sinkt. Ich fürchte, das Gegenteil ist der Fall", so Praml.

Personal gesucht

Im Rieder Gefängnis ist man nicht nur auf der Suche nach Beschäftigung, sondern auch nach Personal. Die Ausbildung zum Justizwachebeamten findet in Linz, Salzburg, Klagenfurt, Stein oder Wien statt und dauert inklusive fünf monatigem Praktikum etwas mehr als ein Jahr. Auch ein zusätzlicher Sozialarbeiter oder eine Sozialarbeiterin werden gesucht.

Zur Sache

  • Errichtet wurde das Gefangenenhaus gemeinsam mit dem Landesgericht 1884 bis 1889. 1985 kam der Werkstättentrakt dazu, 1987 eine Freigängerabteilung. Erst 1998 wurde der Haftraumtrakt generalsaniert und modernisiert.
  • Weitere Gefängnisse in OÖ: Suben, Garsten, Linz, Wels und Asten.
  • Der letzte Ausbruch ereignete sich 2005. Zwei Häftlinge konnten die Gitter durchtrennen und sich mit Leintüchern abseilen. Sie wurden nie gefunden.
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Foto: Cityfoto
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