Bezirksfeuerwehrtagung
Die Frauenquote steigt, die Einsatzanzahl sinkt

Die Ehrengäste des Abends mit den Geehrten und Bezirks-Feuerwehrkommandant Sepp Bröderbauer (r.).  | Foto: Foto: A. Höller
  • Die Ehrengäste des Abends mit den Geehrten und Bezirks-Feuerwehrkommandant Sepp Bröderbauer (r.).
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BEZIRK (anh). Tut sich in anderen Bereichen der Gesellschaft hinsichtlich der Frauenquote eher wenig, so konnten bei der Bezirksfeuerwehrtagung heuer diesbezüglich positive Zahlen verkündet werden: Insgesamt 80 weibliche Feuerwehrmitglieder mehr als noch im Jahr zuvor gibt es momentan. Der Frauenanteil hat sich damit auf acht Prozent erhöht. Im Gesamten engagieren sich derzeit im Bezirk Rohrbach 6.358 Florianis – eine Steigerung von 62 Mitgliedern gegenüber dem Jahr zuvor. Vor allem bei der Jugend legte man deutlich zu. Alle Kameraden zusammen investierten 2018 440.417 Stunden in Einsätze, Übungen, Ausbildung, Jugendarbeit, Leistungsbewerbe oder – den größten Brocken der Feuerwehrarbeit – die Organisation. 23.061 Stunden davon waren aufgrund von Einsätzen zu verzeichnen. So gab es im Vorjahr 2.302 Technische Einsätze zu meistern, was einem Minus von 428 gegenüber 2017 entspricht, und 215 Brandeinsätze, was ein Minus von 18 gegenüber dem Jahr zuvor bedeutet. 63 Menschen und 60 Tiere konnten gerettet werden, vier Personen wurden tot geborgen. "Im Schnitt wurden damit pro Tag sieben Einsätze bewerkstelligt", verrät Andreas Stöbich.

13 Wehren bei Großbrand in Grub

Einer der herausforderndsten Einsätze war ein Großbrand in der Ortschaft Grub in der Gemeinde Rohrbach-Berg an einem heißen Juli-Tag. 13 Feuerwehren waren vor Ort, legten teils kilometerlange Zubringerleitungen und hatten das ausufernde Feuer trotzdem nach etwa einer Stunde unter Kontrolle. Und das, obwohl sich die Kameraden eigentlich auf eine ganz andere Ausgangssituation eingestellt hätten, wie der damalige Einsatzeiter, Kommandant der Feuerwehr Rohrbach Martin Wakolbinger, berichtet: "Ursprünglich hieß es 'Brand Wohnhaus', doch das Stichwort wurde schon bald geändert in 'Brand landwirtschaftliches Objekt'." Aufgrund der Vielzahl an Notrufen wurde gleich zu Beginn die Alarmstufe 2 ausgerufen, die nach etwa 20 Minuten sogar nochmals um eine Stufe erhöht wurde. Die Isolierung des in Flammen stehenden Objektes hatte nicht nur eine extrem hohe Rauchsäule zur Folge, sondern auch eine besonders dunkle, die von weitem sichtbar war. In die Hand spielte den Florianis die Tatsache, dass der Besitzer eine ehemalige Führungskraft der mittlerweile nicht mehr bestehenden FF Frindorf gewesen war und die Einsatzkräfte somit perfekt einweisen konnte. "Er teilte uns auch gleich mit, dass es nur eine Feuermauer zwischen dem Wohnhaus und dem landwirtschaftlichen Trakt gibt", erinnert sich Wakolbinger. Ebenfalls wäre der Mann selbst noch hoch auf den Dachboden gestiegen und konnte so schon zu Beginn darüber informieren, dass dieser bereits völlig brannte. Als hilfreich erwies sich auch die Einteilung in vier Einsatzabschnitte: Innenangriff, Wasserversorgung, Feuermauer (zum Schutze des Wirtschaftstraktes) und Sicherheit. Schwierig war hingegen die extrem hohe Brandlast, wodurch ein Arbeiten fast nur unter Atemschutz möglich war. "Gott sei Dank waren aufgrund der Uhrzeit viele Atemschutzträger verfügbar", sagt der Einsatzleiter, "sie waren aber teils einer extrem hohen Belastung ausgesetzt." Auch das Trennen des allgemeinen Funkverkehrs von jenem speziell für die Atemschutzträger wäre laut Wakolbinger eine gute Entscheidung gewesen. "Die frühe Abschnittsbildung hat gut funktioniert, die Leitstelle hat viel geholfen und es war wichtig, dass das Rote Kreuz an der vor Ort war, allerdings wäre es sinnvoll, ein Atemschutzfahrzeug generell möglichst schnell automatisch dazu zu holen und die Einsatzleitstelle mit mehr Personal auszustatten", resümiert der Rohrbach-Berger. Auch die Löschwasserversorgung sollte man laut dem Kommandanten nicht außer Acht lassen. In diesem Fall hatten die Florianis Glück, dass gerade etwa ein halbes Jahr vor dem Brand ein neuer Löschwasserbehälter in unmittelbarer Nähe errichtet worden war. Um den relativ hohen Wasserschaden einzudämpfen, hätte man – so Wakolbinger – vielleicht auch einen massiven Schaumangriff mittels der Drehleiter starten können. "Es waren sehr viele Schaulustige vor Ort, aber die Feuerwehr hat meiner Meinung nach viel Anerkennung für ihre Arbeit erhalten", so Wakolbinger abschließend.

Hilfe für die Helfer

Ein Punkt auf der Agenda der Tagung bezog sich auch auf die SVE-Unterstützung. Sie wurde erst kürzlich bei einem tödlichen Forstunfall in Haslach, bei dem ein Feuerwehrkamerad ums Leben gekommen war, oder bei einer Bergung einer Person aus der Resilacke durch die Mitglieder des Tauchstützpunktes 6, in Anspruch genommen. "Bei Personenbergungen ist grundsätzlich sehr viel Feingefühl seitens des Einsatzleiters gefragt", sagt Taucher Julian Simader. Man solle sich auf jeden Fall die nötige Zeit für Besprechungen nehmen, um abschätzen zu können, ob ein Taucher auch wirklich bereit für eine Bergung ist. Die tote Person sollte laut Simader dann rasch dem Roten Kreuz übergeben werden, damit sich traumatische Bilder im Kopf des Tauchers erst gar nicht festigen können. Danach könne individuell besprochen werden, wer eine persönliche Betreuung braucht und wer nicht. Feuerwehrarzt Ingmar Aigner ergänzt: "Im schlimmsten Fall können sich diese Bilder nämlich zu einem posttraumatischen Erlebnis entwickeln oder der Betroffene zieht sich aufgrund der negativen Erfahrungen dann von der Feuerwehr zurück." Genau dies möchte man umgehen. Beim Forstunfall in Haslach wäre Aigner auf großes Interesse an der SVE-Unterstützung seitens der Florianis gestoßen. "Auch andere Feuerwehrmitglieder, die nicht direkt bei diesem Einsatz involviert waren, beteiligten sich an den Gesprächen", erzählt Aigner. Rufen kann man diese Art der Unterstützung über die Landeswarnzentrale oder indem man sich direkt telefonisch mit dem SVE-Team in Verbindung setzt. "Im Zweifelsfall lieber einmal zu viel anrufen", rät der Feuerwehrarzt.

Vergangenes und Zukünftiges 

Auch auf das Jugendlager in Putzleinsdorf, an dem 650 Leute beteiligt gewesen waren, blickte man mittels Erfahrungsberichten und Fotos zurück. Das nächste Jugendlager findet 2020 in Plöcking statt.
Große, zukünftige Themen des Feuerwehrwesens generell sind neue, meist kürzere, Ausbildungsformen, die sich auch um Atemschutz, soziale Kompetenzen oder eine Kommandanten-Weiterbildung drehen könnten, und auch kürzere Funktionszeiten. Auch die Altersstruktur – mit sehr vielen jungen Kameraden – hätte sich verändert. 

Ehrungen des Abends

Zum Abschluss gab es noch einige Ehrungen: Hermann Stallinger wurde die Verdienstmedaille in Bronze überreicht, für Gerhard Ortner (FF Amesedt, FF Pfarrkirchen) gab es die Bezirksmedaille in Gold, genauso wie für Bernhard Weiß (FF Amesedt). Herbert Dumfart (FF St. Peter) darf sich künftig Ehren-Hautamtswalter nennen und bekam das Verdienstkreuz II. Stufe des Landes OÖ. angesteckt. Mit der gleichen Auszeichnung wurde auch Edwin Traxler (FF Auberg, FF Julbach, FF Schlägl) geehrt. Er wurde ebenfalls zum Ehren-Hauptamtswalter ernannt. Mit dem Verdienstkreuz III. Stufe des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes darf künftig Robert Gierlinger (FF Rannariedl) seine Uniform schmücken.

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