Rohrbach-Berg
Sagenumwobene Unterwelt des Schlosses Berg erkundet
Ein Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert gab dem Verein "Stadtgeschichte Rohrbach-Berg" Rätsel auf. Nun wurde der sagenumwobene "Geheimgang" des Schlosses Berg erforscht.
ROHRBACH-BERG. Auf Initiative der Stadtgeschichte Rohrbach-Berg wurde der sagenumwobene „Geheimgang“ des Schlosses Berg von Josef Weichenberger, pensionierter Archivar im OÖ Landesarchiv und Spezialist für Erdställe, und Thomas Scheucher, Höhlenforscher, genau untersucht und dokumentiert. Bisher ging man davon aus, dass dieser unterirdische Gang ein Fluchtweg vom Schloss Berg zum „Zizlbauer“ war.
Josef Kriegner, unter dessen Grundstück dieser Stollen auch verläuft, hatte diesen bereits vor Jahren bestiegen und auch von losen Schuttmaterial gesäubert. "Obwohl man wusste, dass dieser ein Wasser-Staubecken enthält und darin Wasserleitungen verlegt sind, war dessen Funktion und Ursprung unbekannt. Unklar waren bisher neben der Entstehung auch der ursprüngliche Errichtungszweck und die Ausmaße des alten Bauwerks", berichtet Albert Ettmayer, Sprecher der Stadtgeschichte Rohrbach-Berg.
Kein Fluchtweg, sondern Wasserstollen
Josef Weichenberger schilderte den unterirdischen Gang als „aufwändig gebauten Stollen". Interessant sei, dass die Deckensteine aus sehr großen Granitplatten bestehen und auch sonst sehr solide Maurerarbeiten durchgeführt wurden. Überraschend war für die Teilnehmer auch, dass der anfangs 1,1 bis 1,6 Meter hohe Stollen am Ende bis zu einer Höhe von drei Metern ansteigt. Klar sei nun jedenfalls, dass das Bauwerk 50 Meter lang und nicht wie bisher angenommen, am Ende eingebrochen ist.
Man könne damit ausschließen, dass es ein „Fluchtweg“ zum Hof des "Zizlbauern" war. Denn wie die Spezialisten feststellten, handelt es sich um einen Wasserstollen, der das Schloss Berg mit Trinkwasser versorgte. "Der wahre Kern der Sage dürfte sein, dass es beim Zizlbauer einen Erdstall gab und der Volksglaube diesen dann mit dem Wasserstollen zu einem 'Geheimgang' verband. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass im gesamten deutschsprachigen Raum kein einziger 'Fluchtgang' aus einer mittelalterlichen Burg nachgewiesen wurde", erklärt Ettmayer.
Kein Geheimgang, aber auch keine Enttäuschung
Auf die Frage des Sprechers der Stadtgeschichte Rohrbach-Berg, ob die Untersuchung eine Enttäuschung war, da man keinen Geheimgang entdeckte, antwortete Thomas Scheucher: „Keinesfalls, allein die Bauweise war faszinierend und zudem ist für uns wichtig, bekannte Bauwerke detailliert zu dokumentieren, weil sich aus der Gesamtschau neue Erkenntnisse ergeben.“
Bürgermeister Andreas Lindorfer und sein Stellvertreter Franz Hötzendorfer, zuständig für das Bauwesen, ließen es sich nicht nehmen, selbst in den Stollen einzusteigen, um einen Eindruck davon zu erhalten. „Ich freue mich über das Engagement der Arbeitsgruppe Stadtgeschichte und es ist auch für mich als Bürgermeister verblüffend was alles 'neu' entdeckt wird“. Hötzendorfer war ebenfalls fasziniert von diesem historischen Bauwerk, warnt aber davor, selbständig in Höhlen ein Abenteuer zu suchen.
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