Mit Faden, Garn und viel Ausdauer zur Goldhaube

Hilde Steininger mit den Kursteilnehmerinnen Sabine Würfl, Gertraud Haider, Marianne Hirz und Frieda Scharinger.
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  • Hilde Steininger mit den Kursteilnehmerinnen Sabine Würfl, Gertraud Haider, Marianne Hirz und Frieda Scharinger.
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JULBACH. Es brodelt am Herd in der Küche von Hilde Steininger. "Das ist der Leim. Den brauchen wir heute für den Knauf", erklärt sie bereits beim Betreten der Stube. Die 75-Jährige ist die einzige "Lehrerin" im Bezirk, die Goldhauben-Stickkurse gibt. Heute erwartet sie vier Damen aus Arnreit. "Es ist die letzte Kurseinheit. Heute kommen Knauf und Masche drauf, dann sind die Hauben soweit fertig", erzählt Steininger vorab. Seit 1980 hält sie Stickkurse und es macht ihr immer noch große Freude. Wenn da nicht die Sorge wäre, dass nach ihr dieses Handwerk in Vergessenheit gerät. "Ich finde keine Nachfolgerin, die Stickkurse geben möchte", bedauert sie. Bis über die Grenzen haben sich ihre Kurse herumgesprochen. Erst kürzlich hat die Unternehmerin – Steininger hat die Kunststickerei angemeldet – in Freyung (Bayern) einen Kurs geleitet.

Neue Muster zeichnen

Immer wieder ist sie auf der Suche nach neuen Motiven für die Hauben. "Wenn mir wo Ornamente auf Tischtüchern auffallen, dann denk ich mir, das wäre ein Goldhaubenmuster." Brot und Wein heißt ein Motiv, dass sie aufgezeichnet hat. Der Stoff wird auf einen Holzrahmen aufgespannt und dann die Konturen des Musters über Seidenpapier nachgezeichnet. Dann folgt die Sisyphusarbeit des Bestickens. "Je nachdem wie aufwendig das Muster ist, sitzt man schon 200 bis 300 Stunden bei einer Goldhaube dabei", sagt Steininger. Winzig kleine Perlen werden – am besten bei Tageslicht – mit dünner Nähseide aufgenäht.

Schwarzhaube oder Goldhaube?

Während Steininger versucht, die Arbeit zu erklären, sind ihre Stickschülerinnen eingetroffen. Zuerst gibt es Kaffee und Krapfen – das lässt sich Hilde Steininger nicht nehmen. Dann wird es hektisch: Die letzten Arbeitsschritte werden unter Anleitung der Stick-Meisterin an den schwarzen Perlhauben vorgenommen. Warum Schwarzhauben? Das ist quasi das Einsteigermodell. Die vier Damen aus Arnreit werden neu in die Goldhaubengruppe aufgenommen. "So eine Freude, wenn es wieder Nachwuchs gibt", freut sich Steininger mit. Sie war 36 Jahre Goldhaubenobfrau in Julbach. Perlhauben sind zudem günstiger als eine echte Goldhaube. Alleine mit dem Material für Letztere kommt man auf mehr als 500 Euro.

Windfeste Hauben

Nachdem der Knauf schön rund ist und die Masche sitzt, bitte Steininger zur Anprobe. "Das passt gut. Weißt, das darf nicht drücken und windfest muss es auch sein", kommentiert sie und ergänzt im Dialekt: "Wenn's euch oamoi woakt ban Ausrucka, dann lassts de Haubn ja net in da direkt Sunn trickan. De bloachts aus." "Fesch schauts aus!" – ist das Resümee der Stick-Meisterin zum Abschluss. Jetzt fehlt dem Arnreiter Quartett nur noch eine passende Tracht und sie sind eine Bereicherung im Traditionsverein Goldhaubengruppe.

Mehr Fotos davon, wie eine Goldhaube entsteht, finden Sie auf www.meinbezirk.at/1655509

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