Gastronomie
Rudis Nachtlokale harren aus
Geschlossene Pforten: Nachtlokal-Betreiber müssen sich coronabedingt noch gedulden. Die bz hat sie besucht.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Nachtschwärmer erinnern sich vielleicht noch an die unbeschwerten Partyzeiten zurück, in denen man spontan ein Lokal betreten durfte. Die kühle Erfrischung gab es erst, wenn man es bei ohrenbetäubender Diskomusik durch die enge Menschenmenge zur Bar geschafft hat. Werden Tanz und Gaude bis in die frühen Morgenstunden bald wieder möglich sein? Wohl kaum, um 24 Uhr ist Schluss. Eine Rückkehr zur Normalität liegt in weiter Ferne und das macht den Nachtlokal-Besitzern zu schaffen. Lukas „Lucky“ Lang ist ein junger Unternehmer und besitzt zwei Lokale in Wien, das „Flagship“-Pub in der Märzstraße 25 und den "Brauhund" in der Schweglerstraße 48.
Geschäftlich stand er im Aufbruch, dann kam Corona. "Es ist vor allem eine psychische Belastung. Man fühlt sich nutzlos und versucht die Zeit zu überbrücken“, so Lang, der sich mit Take-Away über Wasser hielt. "Wir wollten auch einen Getränke-Lieferservice anbieten, haben aber schnell gemerkt, dass das nichts nutzt. Die Leute wollen einfach wieder ausgehen und ihr Bier im Lieblingspub konsumieren."
Lange Durststrecke
Der große Baransturm blieb bei Ewa Nowak seit den Öffnungen am 19. Mai aus. Ihr Trinklokal "Relax Bocs" in der Reindorfgasse 32 betreibt sie seit letztem Jahr. "Ich hatte damals nur zwei Wochen offen und musste wegen des Lockdowns gleich wieder zusperren." Normalerweise dürfte Nowak bis vier Uhr früh geöffnet haben, untertags hat sie kaum Kundschaft. Nun hofft sie auf Lockerungen. "Die Menschen sind immer noch verunsichert, wollen sich nicht testen lassen oder ihre Daten preisgeben. Heute hatte ich nur einen Kunden, da macht es kaum Sinn aufzusperren", klagt Nowak.
"Trotz Fixkostenersatz, Kurzarbeit und Umsatzvergütung droht vielen Lokalen das Aus", meint Stefan Ratzenberger vom Verband Österreichischer Nachtgastronomen. Darunter Großraumdiskos und Bars, deren großes Geschäft um Mitternacht beginnt. Ohne Unterstützung durch die Politik sieht es laut Ratzenberger düster aus. "Mittlerweile haben wir seit gefühlter Ewigkeit kein Wort mehr aus dem Ministerium gehört. Wir fordern ein klares Konzept, endlich einen Weg zu Öffnungsschritten, Planungs- und daraus resultierender Rechtssicherheit."
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.