Hausarzt Ernst Hruška
"Wenn sie keine Aufmerksamkeit bekommen, ziehen sich die Menschen zurück"

- Was ist gut für uns? "Berührungen, Lachen, Kunst, der Wald, Menschen und auch Tiere", so Hausarzt Ernst Hruška.
- hochgeladen von Elisabeth Schwenter
Ernst Hruška ist Hausarzt. Sein Fokus liegt auf der Psyche der Patienten – besonders in Zeiten wie diesen.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Wenn man moderne Räume und sanfte Fahrstuhlmusik erwartet, ist man hier falsch. Die Praxis von Hausarzt Ernst Hruška in der Jurekgasse 5 wirkt auf den ersten Blick chaotisch und verwinkelt. Die Einrichtung stammt aus den 1980er-Jahren. Durch die engen Gänge huschen drei, vier, fünf Mitarbeiterinnen – so genau lässt sich das nicht sagen, man verliert schnell den Überblick. Hruška selbst sitzt an seinem Schreibtisch und lächelt.
2015 hat der Hausarzt aus dem ärmsten Bezirk der Stadt schon einmal für Aufmerksamkeit gesorgt. Damals hat er auf seiner Homepage in großen, fett unterlegten, roten Lettern vermerkt, dass bei ihm unversicherte Flüchtlinge selbstverständlich gratis behandelt werden. Der Satz steht dort noch immer – der Bedarf ist aber kaum mehr vorhanden. "Drei bis vier Personen sind das zurzeit im Monat, mehr nicht", erklärt Hruška. "Es kommen ja keine mehr."
Die Sache mit der Psyche
Auf der Homepage finden sich aber auch noch andere interessante Infos. "Die Medizin der Zukunft wird eine psychosomatische sein oder sie wird überhaupt nicht sein", steht da zum Beispiel. Oder: "Arznei ist das Werk der Liebe, nicht der Bücher." Diese beiden Zitate stammen von Viktor von Weizsäcker und Paracelsus. Für Hruška sind das Handlungsanleitungen, die gerade jetzt, in Zeiten der Krise, wichtiger sind denn je. "Drei Viertel der Patienten haben psychosomatische Beschwerden", erzählt der Arzt. "Wenn sie keine Aufmerksamkeit bekommen, ziehen sich die Menschen zurück, sie werden depressiv." Seit Corona habe er dazu ein paar spannende Beobachtungen machen können. "An einem Montag sind vor Corona 100 bis 120 Patienten in meine Ordination gekommen. Am ersten Montag des Lockdowns waren es zwei." Absurd sei das gewesen: "Da haben wir eine Gesundheitskrise und dann bleiben die Patienten aus." Dass plötzlich alle gesünder sind als zuvor, sei aber kaum vorstellbar. "Ich vermisse eine andere Diskussion über Corona", sagt Hruška. Faktenbasiert solle diese sein. "Corona ist eine Krankheit, die einen schweren Verlauf nehmen kann, aber nicht muss", sagt der Arzt. Wenn man aber Angst und Panik schüre, würden nur viele weitere Probleme entstehen – und aus diesen dann Krankheiten. Der Mensch sei eben keine Maschine.
Was hilft uns als Menschen, gerade jetzt? "Berührungen, Lachen, Kunst, der Wald, Menschen und auch Tiere." Die Antworten sind so einfach wie nachvollziehbar. "Umgeben Sie sich, wenn Sie können, mit netten Menschen!", rät Hruška. "Und manchmal hilft es schon, zu erkennen, dass wir zum Glück nicht in Äthiopien vom Himmel gefallen sind, sondern hier in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt."
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