Wird Rudolfsheim-Fünfhaus der neue Spittelberg?
Gentrifizierung, dubiose Immo-Deals: Stefan Peters Roman "Erstbezug" beleuchtet den Wandel des 15. Bezirks.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. "Schreiben ist ein unglaublich langweiliges Geschäft". Und trotzdem: Stefan Peters begleitet es schon ein Leben lang. Als langjähriger Journalist wagte er sich im Frühjahr 2016 im Stile eines "learning by doing"-Projektes an das Verfassen seines eigenen Romans. Rund ein Jahr später liegen geballte 250 Seiten vor ihm, voll mit Rudolfsheimer Lokalkolorit, einer "höchst explosiven Mischung seltsamer Vorkommnisse" und einem Tick "schamloser Autobiographie". "Erstbezug" lautet der Titel seines Debütromans, welcher neben dubiosen Flüchtlings- und Immobiliengeschäften die Entwicklung und den Wandel des 15. Bezirks aufgreift.
Als Schreiberling ist Peters schon Zeit seines Lebens tätig, studierte Publizistik, arbeitete bei mehreren Wiener Zeitungen. "Ich habe schon immer geschrieben. Das ist tatsächlich das einzige, was ich tatsächlich gelernt habe", so der 49-Jährige. Alle paar Jahre sei man an ihn herangetreten, wann er denn endlich ein Buch schreibe. "Ich bin Journalist, ich kann nicht mehr als 2500 Zeichen", so seine Antwort. Dass er hier nun sein eigenes Buch vor sich liegen habe, noch dazu mit seinem Namen am Cover, sei "eine Frage der Vision" gewesen.
"Was wäre, wenn...?"
"Der 15. ist nun mal ein Bezirk der sehr stadtnah und sehr unentdeckt zugleich ist", so Peters. Außerdem sei er mit dem höchsten Migrationsanteil und der niedrigsten Kaufkraft Österreichweit einfach "extrem sozial durchmischt". Von Gentrifizierung, steigenden Immobilienpreis und mal mehr mal weniger krummen Immobilien-Deals, sei Rudolfsheim deshalb keineswegs verschont geblieben. Ein paar merkwürdige Vorkommnisse im Bezirk und die Frage "Was wäre, wenn...?", veranlassten Peters schließlich dazu, sich hinter die Tastatur zu klemmen.
Zwischen der Reindorfgasse und dem Schwendermarkt, dem "Spittelberg reloaded" wie der Autor es nennt, spielt der Großteil der Handlung. Sozialberater Michael Bogner, den der Autor ganz bewusst so manch' autobiographische Züge einverleibte, wird per Zufall auf merkwürdige Machenschaften eines katholischen Vereins in Umgang mit Flüchtlingen aufmerksam. Gemeinsam mit Ex-Kollegin Karin begibt er sich auf die Suche nach den Drahtziehern. "Und dann wird's oag...", erklärt der Autor: Ein toter Flüchtling, ein Einbruch bei Bogner, Karin wird verletzt und beide beschließen zu fliehen - ohne wirklich zu wissen vor wem.
Fortsetzung ist bereits in Arbeit
"Ich werte nicht, ich moralisiere nicht", so der 49-Jährige. Besonders mit Blick auf das Grätzel zwischen Reindorfgasse und Schwendermarkt, "dieser eigenartigen Insel", will Peters die höchstaktuelle Frage aufwerfen, wie wir als Bürger mit solchen Entwicklungen umgehen. Auch im Hinblick auf "tatsächliche Vorkommnisse" und Erfahrungen, welcher er als Journalist in Wien sammelte, will Peters wissen, inwiefern die Bewohner eines Grätzels die Entwicklung des Stadtbildes in der Lage sind selbst mitzugestalten oder am Ende bloß vor vollendete Tatsachen gestellt werden.
Fix ist: Das langweilige Geschäft mit dem Schreiben wird Peters wohl noch eine Weile begleiten. An einer Fortsetzung seines Debütromans arbeitet er bereits, eine Veröffentlichung sei für kommendes Jahr geplant. Zuviel wolle er noch nicht verraten, eines könne er jedoch schon sagen: "Die Sauerei hat internationale Dimension".
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