Episoden aus meinem Leben - Türkei-Export - 2. Teil
Einer der hiesigen Großkunden ist ein OEM, ein Original Equipment Manufacturer, der Geräte produziert, auf denen unsere Produkte verwendet werden. Er ist in einer solch machtvollen Position, dass es ihm international gelungen ist, sich in Verhandlungen mit unserer Führungsetage von allen unseren Vertretungsverträgen auszuklammern.
Die in den einzelnen Ländern für den Import Zuständigen sprechen außerdem erstklassig Englisch und sind daher nicht auf irgendwelche Übersetzungsdienste angewiesen. Das heißt, auch unser Handelsvertreter für die Türkei bekommt für Lieferungen an diese Firma keine Provision und darf mich auch bei Besuchen bei ihm nicht begleiten.
Der hiesige Verantwortliche für den Einkauf von Papierprodukten ist ahnungslos genug zu glauben, dass er mich mehr oder weniger locker davon überzeugen kann, außer ihm alle Kunden hier in der Türkei abzubauen. So konfrontiert er mich auch diesmal mit dieser Forderung.
Dafür hat er sich – seiner Meinung nach – eine perfekte Strategie ausgedacht. Er hält mich für ahnungslos genug und hat beschlossen, mir sein Potential, welches mich von einer exklusiven Zusammenarbeit mit ihm überzeugen soll, bei einem Händlertreffen in Ankara vorzuführen. Weil ich das durchschaue, kann ich ihn vorderhand innerlich schmunzelnd im Glauben lassen, dass er irgendetwas in dieser Richtung weiterbringen kann. Ich halte das nämlich für eine gute Gelegenheit, erstmalig nach Ankara zu kommen.
Dort am Flughafen empfängt mich mein Gesprächspartner sehr freundlich. Er unterstreicht, dass zirka 150 Händler aus den verschiedensten Teilen des Landes auf meine Präsentation warten. Ich solle mir noch einmal überlegen, sein Angebot einer ausschließlichen Zusammenarbeit mit ihm zu akzeptieren.
Ich belasse ihn gern und bereitwillig bei seiner Meinung, ich sei einfältig. Dabei bin ich sehr entspannt und zudem neugierig, was er alles versuchen wird, um sein Ziel zu erreichen.
Dort in dem Gebäude angekommen erwarten uns viele seriöse Herren auf den gestaffelten Sitzen eines riesigen Hörsaals, jeder bestückt mit einem Kopfhörer. Wir bereiten uns hinter der Bühne auf unseren Einsatz vor und wieder fängt er mit seinen Bemühungen an, mich zu überzeugen. Das wird mir nun schon lästig und ich reagiere ungewohnt gereizt, besonders als er mir vorhält, ich wäre am Vortag bei seinem schärfsten Klienten gewesen. Und?
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