Pfingstfestspiele Salzburg
Bartoli singt erstmals den Mythos von Orpheus
Selten gespielte „Orfeo“-Fassung aus dem Jahr 1769 bei Pfingstfestspielen vom 26. bis 29. Mai 2023. Cecilia Bartoli singt erstmals in ihrer Gesangskarriere den Orpheus. Benefizkonzert zu Ehren von Barenboim mit Klassik-Staraufgebot.
SALZBURG. Bei den Salzburger Pfingstfestspiele stehen heuer ganz im Zeichen des mythologischen Sängers Orpheus und dem Gefühl der Liebe. Im Zentrum steht dabei die Neuinszenierung von Christoph Willibald Glucks Oper (1717 bis 1787) „Orfeo ed Euridice“ in der selten gespielten Fassung von Parma aus dem Jahr 1769.
"Für mich ist es das erste Mal in meiner Laufbahn, dass ich in der Oper Orfeo singe", sagt die temperamentvolle künstlerische Leiterin der Pfingstfestspiele, Cecilia Bartoli.
Für die italienische Sängerin ist die Geschichte des einsamen, liebenden Sängers Orpheus, der mit seinem Gesang den Tod überwand und auf dem Rückweg aus der Unterwelt durch seine eigene Unvorsichtigkeit, seine geliebte Eurydike gleich ein zweites Mal verliert, ein Zeichen, dass man das Schicksal doch nicht austricksen kann.
"Ich finde es fantastisch, dass ich als Intendantin solche Ur-Themen bei den Salzburger Festspielen Pfingsten in den verschiedensten künstlerischen Formen ausleuchten darf - und dieses Jahr gesellen sich zu den Opernproduktionen ungewöhnliche Interpretationen durch eine renommierte Ballettkompanie und ein historisches italienisches Marionetten-Ensemble", so die Bartoli.
Tanz als Brücke zu den Gefühlen
Besonders die Interaktion auf der Bühne mit den kunstvoll angefertigten Marionetten und dem Tanzensemble, dass die Gefühle von Orpheus verstärkt darstellen sollen, haben es der Sängerin in der Männerrolle angetan.
"Als Bühnenkünstlerin liebe ich es, während einer sehr konzentrierten Zeit selber vom einen in das andere dieser unterschiedlich gestalteten Werke schlüpfen zu dürfen, denn jedes lernt man dadurch intensiver kennen und differenzierter interpretieren. Und ich wünsche mir immer, dass auch Sie ein ähnlich großes Staunen ob dieser Meisterwerke erleben wie wir, und dass Sie am Ende unsere Freude am Erlebten begeistert teilen werden “, findet die Sängerin Bartoli.
Gemeinsam mit Christof hat Gianluca Capuano Elemente der zusätzlich existierenden Pariser Fassung wie den „Tanz der Furien“ hinzugefügt.
"Das sei aber ganz bewusst im Geist Glucks geschehen", so die Beiden unisono.
Selten gespielte Parma Fassung
Aufgeführt wird in Salzburg die Parma-Fassung (1769) am 26. Mai in der
"die Partie des Orfeo ein Sopran singt und damit wie maßgeschneidert für die Stimme von Bartoli, "meinte Gianluca Capuano als musikalischer Leiter.
Sowohl Regisseur Christof Loy als auch Gianluca Capuano als musikalischer Leiter befassen sich nicht zum ersten Mal mit dem Stoff. Loy hatte schon in der französischen Fassung von Berlioz damit zu tun, Capuano hat mehrfach Werke von Gluck dirigiert, darunter auch dessen Orfeo. Die "Parma-Fassung" hat im Gegensatz zur Uraufführung und einer späteren Fassung einige besondere Eigenheiten.
"Entstanden ist diese Version erst sieben Jahre nach der Uraufführung. Der wesentliche Unterschied bestehe in der Mezzo-Lage des Orfeo, die für Cecilia Bartoli prädestiniert sei. Charakteristisch für diese Version sei außerdem die Aufhebung der Akt-Struktur, lediglich aus sieben Szenen bestehe das Werk im Gegensatz zur dreiaktigen Wiener Fassung", erklärt der musikalische Leiter Gianluca Capuano.
Interessant sei die Umarbeitung für ihn auch unter dem historischen Besetzungsaspekt, so hätten Gluck für die Parma-Fassung im Vergleich zu Wien verschiedene Sänger in unterschiedlichen Stimmlagen zur Verfügung gestanden. Cecilia Bartoli habe er schon seit längerer Zeit die Parma-Version vorgeschlagen, für sie passe neben der Stimmlage auch der anderweitige musikalische Umgang mit Tonarten und Verzierungen am besten.
Hommage an Daniel Barenboim
Für den letzten Abend der Festspiele ist eine Hommage an Daniel Barenboim zum 80. Geburtstag vorgesehen, die mit zahlreichen Namen einen besonderen kulturellen Hochgenuss erwarten lassen.
"Daniel Barenboim ist nicht nur mein Mentor gewesen, sondern ein mir besonders wichtiger und lieber Mensch, den ich als Freund sehr schätze", schwärmt Cecilia Bartoli vom argentinisch-israelischer Pianist und Dirigenten.
Unter der Leitung von Zubin Metha werden an diesem Abend Martha Argerich (Klavier), Daniel Barenboim (Klavier), Cecilia Bartoli (Mezzosopran), Plácido Domingo (Bariton), Lang Lang (Klavier), Rolando Villazón (Tenor), Sonya Yoncheva (Sopran) und das
Orchestra del Maggio Musicale Fiorentino Werke von Ludwig van Beethoven, Peter I. Tschaikowski, Giacomo Puccini, Umberto Giordano und Wolfgang Amadeus Mozart zum Besten geben.
Die Salzburger Pfingstfestspiele
Die Salzburger Pfingstkonzerte gehen auf Herbert Karajan zurück und wurden erstmals 1973 vom Salzburger Dirigenten organisiert. Bereits Hugo von Hofmannsthal (einer der Gründungsväter) schrieb bereits 1919, dass „alljährlich im Sommer, dann und wann aber auch zu anderen Zeiten, etwa um Weihnachten, oder sonst im Winter, auch zu Ostern und Pfingsten“ stattfinden sollten (Q.: Salzburger Festspiele).
Inhaltlich erfuhren die Salzburger Pfingstfestspiele mehrfach eine Neuausrichtung. Bisherige Schwerpunkte waren auf Werke von Anton Bruckner und auf neapolitanische Komponisten des 18. Jahrhunderts ausgerichtet. Im Jahr 2020 konnten die Pfingstfestspiele Pandemie-bedingt nicht stattfinden.
Die künstlerischen Leiter nach Herbert von Karajan waren Hans Landesmann und Ricardo Muti. Der italienische Opernstar Caecilia Bartoli ist seit 2012 die künstlerische Leiterin der Salzburger Pfingstfestspiele. Ihr Vertrag läuft bis 2026. Neben der künstlerischen Gesamtleitung singt Bartoli jeweils die Hauptrolle der Opernproduktion.
Die Salzburger Pfingstfestspiele finden vom 26. bis zum 29. Mai 2023 statt.
Salzburger Pfingstfestspiele HIER
Weitere Beiträge
Weitere Beiträge aus dem Tennengau HIER
Weitere Beiträge von Martin Schöndorfer HIER
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.