Höflichkeitsformen unter der Lupe
Wie halten Sie es? Siezen oder Duzen?

Vertraute Freundinnen, die gemeinsam lachen und sich duzen. | Foto: iStock
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Wir alle tragen zur Entwicklung der Sprache bei. Gerade bei der Art und Weise, wie wir unsere Gesprächspartner:innen ansprechen, hat sich im Laufe der Jahrhunderte viel getan. Wie halten Sie es mit dem Siezen und Duzen? Lassen Sie es uns in der Umfrage am Ende des Artikels wissen!

von Julia Oberthaler

SALZBURG. Warum und seit wann unterscheiden wir im Deutschen eigentlich zwischen den beiden Anredepronomina Du und Sie? Vom einstigen Siezen der eigenen Eltern bis Mitte des 20. Jahrhunderts sind wir gedanklich schon weit entfernt. Heutzutage dominiert das Duzen unseren Alltag. Aber warum ist das so?


Die Evolution der deutschen Anrede

In einem der ältesten auffindbaren Texte der deutschen Sprache, dem Hildebrandslied aus dem frühen 9. Jahrhundert, sprechen die Figuren sich gegenseitig mit Du  an. Aussagekräftig ist dies vor allem, weil die beiden sich fremd sind und sich in der heutigen Zeit wohl eher gesiezt hätten. Die Höflichkeitsform Ihr  taucht verschriftlicht erst später im 9. Jahrhundert auf. Das gesamte Mittelalter über sind nur zwei Anredepronomina präsent: Du und Ihr. Ende des 16. Jahrhunderts erst kommen die Formen Er und Sie hinzu, wobei es sich um höfliche Distanzformen handelt, die es vermeiden, sein Gegenüber direkt anzusprechen. Das (Plural-)Sie lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Zu dieser Zeit bestand die Anrede aus einem Vierersystem von Du, Ihr, Er/Sie und Sie. Die Zweierkonstellation Du und Sie wurde dann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts beschlossen. Der Plural sollte damals Größe symbolisieren und Macht widerspiegeln.

In den letzten Jahrzehnten verdrängte der Gebrauch des Du den des Sie in einigen Bereichen. Besonders auffällig ist, wie kurz der Zeitraum ist, der zwischen allgemeinem Siezen und der Normalität des Duzens liegt. Bis zum Ende der 60er Jahre war es noch normal, sich unter Kommiliton:innen zu siezen. Etwa drei Jahre später wurde es als absolut befremdlich empfunden, sich untereinander nicht zu duzen. Diese Veränderung zeigt auf, dass die Anrede sich in einem stetigen Wandel befindet, Bedeutungsunterschiede erfährt und sich mit der Gesellschaft entwickelt.

Zwei Herren studieren gemeinsam die Zeitung. | Foto: iStock
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Anredeformen im heutigen Sprachgebrauch

In der heutigen Gesellschaft gibt es verschiedene Anredeformen, die je nach Kontext und Situation angemessen sind. Das Du wird in Situationen verwendet, in denen man Vertrautheit ausdrücken will, wie unter Freund:innen, Familienmitgliedern und Kolleg:innen. Genauso kann man jemanden aber auch aus Motiven der Herablassung mit Du ansprechen. Wen man als Freund:in bezeichnet, duzt man aus einer Vertrautheit heraus. Wenn der Geschäftsführer einer Firma den neuen, jungen Mitarbeiter duzt, dann kann noch keine Vertrautheit bestehen. Wahrscheinlicher ist in einer solchen Situation, dass sich der Geschäftsführer aufgrund seiner hierarchisch übergeordneten Position dafür entschieden hat, den Mitarbeiter mit Du anzusprechen.

Vertraute Freundinnen, die gemeinsam lachen und sich duzen. | Foto: iStock
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Auch die formelle Form des Siezens kann aus ganz unterschiedlichen Zusammenhängen resultieren. Sie kann schlichte Distanz, Verehrung, Hochachtung und Respekt ausdrücken und wird etwa in Situationen wie Geschäftsumgebungen verwendet. Es ist auch üblich, ältere Menschen und Personen mit höherem sozialem Status mit Sie anzusprechen.
Die Beziehung zwischen sich duzenden oder siezenden Personen lässt sich jedoch allein aufgrund der gewählten Anrede und ohne weitere Informationen nicht einordnen.

Siezen oder Duzen: Was ist besser geeignet?

In der Frage danach, ob in einer konkreten Situation das Du oder das Sie geboten ist, kommen die vier Ws ins Spiel: Wer spricht wen in welcher Situation wie an? Das Alter kann hier ausschlaggebend sein. So werden ältere Gesprächspartner:innen eher gesiezt, während ein jüngeres Gegenüber häufig mit Du angesprochen wird. Neben dem Alter ist auch das Geschlecht eine Variable, die die Anrede beeinflussen kann. Dazu kommen die Positionsunterschiede sowie die Situation, die hinsichtlich ihrer Formalität stark variieren kann.

Kommunikation am Arbeitsplatz. | Foto: iStock


Exkurs: Englische Anredeformen

Im Englischen kann man kaum noch von Anredeformen sprechen, vielmehr passt für die heutige Zeit der Singular, denn es gibt nur noch eine englische Anredeform. Im Englischen unterscheidet man, anders als in der deutschen Sprache, nicht zwischen einer formellen und einer informellen Form der Anrede - stattdessen wird jede:r mit You angesprochen.

Im 20. Jahrhundertjedoch enthalten religiöse Texte noch die förmlichere Anrede Thou. Jene Texte sind einige Jahrhunderte alt, denn schon am Anfang des 18. Jahrhunderts wurde diese Anredeform nicht mehr aktiv verwendet. Die Verwendung von You und Thou ist mit der von Du und Sie vergleichbar.

Das lässt die Frage aufkommen, ob das Deutsche nicht ebenfalls hinsichtlich seiner Anrede auf ein Pronomen reduziert werden könnte. Dafür wäre es hilfreich, weitere Sprachsysteme zu betrachten und herauszufinden, welche Vor- und Nachteile mehrere Anredepronomina gegenüber einem einzigen mit sich bringen.

Wie aber halten Sie es mit dem Duzen?

Wie halten Sie es mit dem Duzen?

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