Verkehrspsychologische Gutachterin
"Drogenfälle haben enorm zugenommen"
Auch in Salzburg nimmt die Anzahl von Drogenanzeigen im Straßenverkehr von Jahr zu Jahr stark zu. Das merkt nicht nur die Salzburger Polizei, sondern auch die verkehrspsychologische Gutachterin Maria Ruby in ihren Nachschulungskursen.
SALZBURG. Zu immer mehr Drogenanzeigen im Straßenverkehr kommt es auch im Bundesland Salzburg. "Je mehr kontrolliert wird, desto mehr fällt auch an", heißt es von Seiten der Salzburger Polizei.
Statistik zeigt Anstieg der Fallzahlen
Die Fallzahlen von Drogen im Straßenverkehr steigen laut Statistik – auch in Salzburg. Zu 380 Drogenanzeigen kam es im Jahr 2022 im Bundesland Salzburg, so die Verkehrsüberwachungsbilanz des Innenministeriums. Im Jahr davor waren es noch 229, 2019 kam es lediglich zu 59 Anzeigen. Der Hauptgrund für den Anstieg der Zahlen laut der Salzburger Polizei: Vor ein paar Jahren wurden sogenannte Speichelvortests eingeführt, die es der Polizei ermöglichen, bei Verkehrskontrollen Drogentests vor der Untersuchung beim Amtsarzt selbstständig durchzuführen.
Davor konnte alleine der Amtsarzt Drogentests bei Lenkern mit Verdacht auf Drogeneinfluss machen. Immer mehr Polizisten absolvierten in den letzten Jahren die Ausbildung zur Durchführung des Tests. "Je mehr kontrolliert wird, desto mehr fällt auch an. Wenn nicht kontrolliert wird, kann auch kein Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen werden", heißt es von Seiten der Salzburger Polizei.
Rückzug ins Private
Dass immer mehr Drogenlenker ihren Führerschein verlieren, merkt auch die Psychotherapeutin Maria Ruby vom Institut für Nachschulung und Fahrerrehabilitation in der Salzburger Bahnhofsgegend. Hier können Menschen, die ihren Führerschein aus unterschiedlichsten Gründen verlieren, Verkehrscoachings, Nachschulungen und Psychotests absolvieren.
Für Ruby spielen nicht nur die besseren Testmethoden der Polizei eine Rolle für den Anstieg der Zahlen in den letzten Jahren. In der Pandemie hätten sich die Menschen mehr zu Hause zurückgezogen. "Ins Gasthaus konnten sie nicht gehen. Da haben Drogen sicher auch einen Aufschwung genommen", so Ruby. Drogen nehme man in der Regel eher zu Hause und nicht im Gasthaus.
"Warum bin ich noch positiv?"
Auffallend für Ruby in ihren Schulungen: Menschen, die mit Drogen im Straßenverkehr erwischt wurden, nehmen oft nicht nur eine Droge, sondern mischen Substanzen wie Cannabis und Kokain. Auch keine Seltenheit sei, dass Drogenlenker zwei Tage nach der Einnahme bei einer Routine-Verkehrskontrolle aufgrund von auffälliger Fahrweise wie zu schnellem Fahren beim Drogentest ein positives Ergebnis bekommen.
"Da waren sie alle ganz entsetzt. Das wird unterschätzt bei den Drogen", erzählt Ruby aus ihrem Berufsalltag. Laut Thomas Keller, dem Leiter der Forensischen Toxikologie an der Universität Salzburg, ist es durchaus möglich, dass bei den Speicheltvortests Drogen auch nach ein paar Tagen noch nachweisbar sind. Unterschiedliche Suchtmittel würden unterschiedlich wirken.
Mehr Männer und Ältere
Eine weitere Beobachtung Rubys: Ihre Nachschulungen werden hauptsächlich von Männern besucht. "Frauen haben einfach weniger Risikobereitschaft", vermutet sie. Das merke sie auch beim "verkehrspsychologischen Gruppengespräch", an welchem jeder Führerschein-Neuling beim Fahrsicherheitstraining teilnehmen muss.
"Die Mädchen sind viel verantwortungsbewusster und sicherer beim Fahren", sagt sie. In den letzten Jahren hätten auch immer mehr ältere Männer die Nachschulungen besucht, während früher hauptsächlich Jüngere teilgenommen hätten. Bei den Kursen merke sie immer, dass der Führerscheinentzug das größte Motiv sei, mit den Drogen aufzuhören. "Der Führerschein ist jedem sehr wichtig. Führerschein heißt Freiheit und Unabhängigkeit", so die Psychotherapeutin.
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