Spezialführung Kollegienkirche
Hoch hinaus auf Salzburgs „Notre Dame“
Bei der regelmäßig stattfindenden „Spezialführung" zeigt sich die Kollegienkirche von ihrer ungeahnten Seite.
SALZBURG (sm). Die schmale Steintreppe schlängelt sich nach oben. Der Stein wird von Stufe zu Stufe grober, die Kanten weicher, das Licht düsterer. Es duftet nach Fichte. Temperaturen wie in einer etwas kälteren finnischen Sauna. Trocken und heiß. Der Dachstuhl komplett aus Holz. Zuletzt geht es über die breite „Hennenleiter“ hinauf, dann ist man oben. Über der Kuppel der Kollegienkirche, unter dem Messingdach.
Holzdachstuhl der Kollegienkirche
„Man wollte hier auch Verzierungen haben“, erklärt der Verwaltungsdirektor der KGH Christian Wallisch-Breitsching bei der Spezialführung und streicht über den geschnitzten Dachbalken. Selbst die Nägel sind aus Holz. 300 Jahre alte Fichte. „Ein ganzer Wald.“ So kann man sich den Dachstuhl von Notre Dame in Paris vorstellen – nur ohne Feuer. Beinahe, denn bei der letzten Renovierung schlichen sich hier Unbekannte hinauf und feierten mit vielen Teelichtern Silvester. Wallisch-Breitsching geht zu einem der mit Holzverkleideten Dachfenster, öffnet es und ermöglicht einen spektakulären Ausblick auf Salzburg. Links der Kirchturm mit seiner Uhr, rechts Blick auf die Festung. Die Dächer der Stadt unter einem.
Farbe der Kollegienkirche wurde abgekratzt
30 Schichten Farbe wurden im Inneren der Kollegienkirche von den Wänden gekratzt. Anschließend wurde sie dreimal gekalkt, was dem Inneren das leuchtende Weiß verlieh. Die Renovierung dauerte mit ihren zehn Jahren fast so lange wie der damalige Bau, der 1696 -1707 in elf Jahren fertiggestellt wurde. „Es ist der Tempel der Weisheit", erzählt der Theologe Wallisch-Breitsching. In ihrem klaren Weiß und ohne viel Ablenkung galt die Kirche als der Schwan der Altstadt. Beeindruckend erlebt der Besucher das Lichtkonzept des Architekten Johann Fischer.
„Man fühlt sich hier als Mensch wohl und angenommen. Man fühlt sich groß."
Lichtkonzept nach Johann Fischer
Die hohen Fenster (insgesamt 600 Quadratmeter) lassen zu fast jeder Tageszeit Licht ins Innere auf die Steinplatten fallen. Dieses Licht wirkt auf den Besucher. „Man fühlt sich hier als Mensch wohl und angenommen. Man fühlt sich groß."
Feuer in der Kollegienkirche
In der Nähe der Rosette in der Mitte des Bodens – ein grauer Fleck. Rund herum finden sich Risse im Stein. „Hier wurde früher offenes Feuer gemacht", wird erklärt. Und obwohl die Kollegienkirche „nie die Kirche der Salzburger war", so ist sie für Wallisch-Breitsching „die schönste Raumverschwendung zwischen Rom und Hamburg."
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