"Ich kam mit zehn als Flüchtling"

Sie sind 1946 als Zehnjähriger ohne Papiere und alleine nach Östereich gekommen. Sehen Sie Parallelen zur derzeitigen Flüchtlingsbewegung?
WILLI REHBERG: Die Geschichten von Krieg und Flucht wiederholen sich. Und es kann jeden treffen. Meine Großmutter und ich waren Ende 1944 vor den Bombenangriffen auf Pressburg ins Sudentenland evakuiert worden, meine Mutter blieb in Pressburg, dem heutigen Bratislava. Als wir 1945 zurückkamen, war sie weg. Wir lebten dann ein Jahr mit falschem Namen unter schweren Bedingungen dort. Meine Mutter war bis April 1945 Beamtin bei der Volksdeutschen Partei und mit dem letzten Wehrmachtszug nach Österreich gebracht worden. Als wir dann zufällig erfuhren, dass sie am Leben ist und in Wagrain lebt machten wir uns auf den Weg, mit Hilfe von Schleppern durch die Donauauen Richtung Wien. So ist das mit Flüchtlingen und falschen Papieren.

Warum haben Sie sich nicht gemeinsam mit der Großmutter auf den Weg gemacht?

WILLI REHBERG: Eine Schlepperin hat mich allein über die Grenze in Sichtweite des österreichischen Bahnhofs Wolfsthal gebracht, und ich habe mich in einen Zug gesetzt. Sie wollte meine Großmutter nicht gleichzeitig mitnehmen. In Wien haben wir uns dann wieder getroffen. An der Demarkationslinie zwischen russischer und der amerikanischer Besatzungszone an der Ennsbrücke versteckte sich meine Großmutter auf der Ladefläche eines Lkw unter einer Decke und ich ging zu Fuß hinterher, mit einer Milchkanne voll Schweinefett, die wir als Kapital noch von zu Hause mithatten.

Wovon haben Sie und Ihre Familie in Wagrain dann gelebt?

WILLI REHBERG: Unter anderem vom Schleichhandel. In St. Johann gab es ein Lager für Displaced People der Amerikaner. Dort waren exkönigstreue serbische Offiziere untergebracht – sie hatten Chesterfield Zigaretten und Cadbury Schokolade. Die habe ich bei Bauern gegen ein Stück Speck eingetauscht. Ich betrieb also als Elfjähriger einen kleinen Schwarzhandel, nur so konnten wir überleben.

Lesen Sie auch: Stadtregionalbahn: Was kostet's und wer zahlt's? – Fragen, an denen sich die Politik seit Jahrzehnten die Zähne ausbeißt, soll nun Willi Rehberg beantworten – einstiger Olympiabewerbungsgegner und pensionierter Geschäftsführer einer Thyssen Krupp-Anlagenbaufirma.

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