Landestheater Salzburg inszeniert Hesses "Der Steppenwolf"
Regisseur Johannes Ender über sein Stück "Der Steppenwolf" und darüber, was ihn am Theater fasziniert.
SALZBURG (lg). In vielen Schulen zählt "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse zu den literarischen Klassikern im Deutschunterricht. Jetzt hat Regisseur Johannes Ender das Stück, das am 14. September im Emailwerk Seekirchen und am 18. September in den Kammerspielen des Salzburger Landestheaters Premiere feiert, neu inszeniert.
Worauf darf sich das Publikum beim "Steppenwolf" freuen?
JOHANNES ENDER: Die Hauptfigur Harry Haller sehnt sich in Hesses Werk wieder und wieder nach dem „magischen Theater“. Und auch wir begeben uns mit unserem Publikum auf die Suche danach. Wir laden unsere Zuschauer zu einem Abend mit Elementen aus Schattentheater, Puppenspiel, Zirkus und Varieté ein. Wir wollen die Leute dazu verführen, mit uns gemeinsam in die Welt von Harry Haller einzutauchen. Mich persönlich fasziniert an Hesse vor allem seine Sprache, wie schön und genau er Dinge beschreiben kann.
Der "Steppenwolf" beschreibt eine Persönlichkeit, die sich zwischen dem „Angepasst-Bürgerlichen“ und ihrer sozialkritischen, wilden und teils anarchischen Seite bewegt. Trifft das auch noch den heutigen Zeitgeist?
JOHANNES ENDER: Harry Haller ist in erster Linie ein zerrissener und einsamer Mensch, ein Mensch, der auf der Suche nach seinem Platz im Leben ins Schleudern gerät. Seine Überforderung durch unendliche Möglichkeiten, seine Ruhelosigkeit, sein „Schweben im luftleeren Raum“, wie es bei Hesse heißt, sind entscheidende Wesenszüge unserer Gesellschaft, denke ich. Die Hauptfigur im "Steppenwolf" ist ein ständig Getriebener, der sich nach dem Großen, dem Schönen sehnt. Nach dem, was über die prosaische Alltagsrealität hinausgeht. Ich glaube, gerade in einer Zeit, wo vieles nur mehr „rein oberflächlich“ stattfindet, wird auch bei uns diese Sehnsucht immer stärker.
Mit dem Theater geben Sie den Menschen auch die Möglichkeit, der Realität für ein paar Stunden zu entfliehen und sich dem Schönen, Phantasievollen hinzugeben?
JOHANNES ENDER: Die große Kraft des Theaters liegt für mich im Erzählen von Geschichten und im unmittelbaren Erleben des Menschlichen. Ich habe unter anderem in Damaskus studiert, und da gibt es die Tradition des Hakawati. Das ist ein Geschichtenerzähler, der in den Kaffeehäusern der Stadt Märchen erzählt und dabei nur mit seiner Imagination ganze Welten entstehen lässt. Genau in diesem wundervollen Erzählen von Geschichten und darin, in diesen Geschichten über die eigene Zeit nachzudenken, liegt für mich der Kern des Theaters.
Wann haben Sie selbst ihre Leidenschaft für das Theater entdeckt?
JOHANNES ENDER: In der Jugendgruppe des Augsburger Stadttheaters. Die Begeisterungsfähigkeit der Menschen am Theater, bei den Schauspielern, dem Jugendgruppen-Leiter und bei all den technischen Abteilungen und Werkstätten, dieses Zusammenarbeiten von ganz vielen unterschiedlichen Bereichen für einen gemeinsamen Theaterabend hat mich damals mitgerissen. Und tut es noch immer.
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