Leerstand für die Kunst
Salzburger Initiative stellt Raum zur Verfügung
Für Künstler: Die "Super-Initiative" ermöglicht die Zwischennutzung von leerstehendem Raum in der Stadt Salzburg.
SALZBURG. Mit dem Kunst-Studium fertig und keinen Raum an der Universität mehr zur Verfügung, um Kunst zu schaffen: So erging es Stefan Heizinger, bevor er, inspiriert von Modellen aus anderen Städten, gemeinsam mit Künstlerin Elisabeth Schmirl und Kunstvermittlerin Anita Thanhofer 2015 den Verein "Super-Initiative" gründete.
Raum für Kunstschaffende
Die Idee: Leerstehender Raum wird Künstlern zur Zwischennutzung angeboten – und das bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Eigentümer der Immobilie im Idealfall eine neue Funktion für das Gebäude gefunden hat. Für die Künstler fällt lediglich eine geringe "Raumnutzungsgebühr" an.
Für den Eigentümer sind so die Betriebskosten gedeckt. Die hohe Nachfrage nach Räumen bei der "Super-Initiative" beweist: Der niederschwellige Zugang zu Raum für Kunstschaffende wird in Salzburg dringend benötigt.
Ateliers sind Mangelware
Weiß geflieste Wände, jedes Wort, das aus dem Mund kommt, hallt wider, ein süßlicher Geruch liegt in der Luft – in jenem Raum einer alten Kerzenfabrik in Schallmoos, wo früher Lebkuchen gebacken wurden, hat sich die bildende Künstlerin Michaela Stockhammer schon seit einem Jahr eingemietet. Sie nützt den Raum der "Super-Inititative", weil sie sonst kein passendes Atelier in Salzburg finden konnte.
"Ein Künstler braucht nicht viel: Man kann überall schaffend tätig sein. Ein Atelier muss nicht wie eine teure Wohnung ausgestattet sein."
- Michaela Stockhammer
"Es stehen nicht viele Ateliers in der Stadt Salzburg zur Verfügung. In denen, die es gibt, picken die Künstler natürlich lange drinnen", sagt die Künstlerin.
Sie selbst inspiriere die Stimmung im verlassenen Fabrik-Gebäude. "Ich lasse mich gerne bewusst auf Räume ein, die früher belebt waren. Die Räume sprechen mich irrsinnig an, weil sie alt sind", so Stockhammer.
Belegte Proberäume
Eine Etage über Stockhammers Atelier erklingen Blues-Töne, die man im ganzen Kerzenfabrik-Gebäude dumpf und leise hört. Saxophonist Kurt Gersdorf hat dort gerade Band-Probe mit der Band "City Blues Connection". "Es ist ganz, ganz schwierig einen Proberaum in Salzburg zu finden", erzählt Gersdorf. Die Arge und das Rockhouse seien zum Teil sehr belegt, die Räume müsse man sich häufig mit anderen teilen.
Das sei oft mühsam, weil man sich zeitlich abstimmen müsse. "Diesen Raum kann ich den ganzen Tag verwenden, vormittags, nachmittags und abends", so der Musiker, der in seinen Räumlichkeiten auch Privatunterricht gibt.
Raum für alle Salzburger
Aber nicht nur Musiker und bildende Künstler nutzen die Räumlichkeiten der "Super-Initiative" für ihr kreatives Schaffen: Tänzer, Bühnenbildner, Fotografen, Übersetzer und sogar ein Bibelillustrator mieten sich ein. "Im Grunde kann zu uns jeder kommen. Vom professionell Ausgebildeten bis zum Hobby-Künstler", so Stefan Heizinger, der Geschäftsführer der "Super-Initiative". Die Nachfrage sei enorm. Räume für Ateliers seien so wie überall teuer und nicht sehr breit gesät.
"Es entstehen soziale Kontakte, wo verschiedene Sparten miteinander in Kontakt treten."
- Stefan Heizinger
Wurden in der Gründungsphase der "Super-Initiative" noch kleinere Lokale genützt, bieten heute auch größere Immobilien wie die Kerzenfabrik und ein Personalhaus Platz für kreatives Schaffen. Fällt dem Team der "Super-Initiative" Leerstand auf, wird Kontakt mit den Eigentümern aufgenommen. "Wir sind immer auf der Suche nach interessanten Objekten", sagt Heizinger. Demnächst sei auch der Bezug einer weiteren größeren Lokalität in Planung.
Die Räume der Leerstandsobjekte würden sowohl für die Produktion als auch für die Präsentation von künstlerischen Projekten genutzt. Beschwerden von Anwohnern gebe es nur sehr selten. "Für die große Anzahl an Projekten ist meistens das Feedback total super. Eigentlich sagt jeder, dass das eine gute Sache sei", so Heizinger.
Wenn der Vertrag ausläuft
Der Leihvertrag mit den Eigentümern der leer stehenden Kerzenfabrik läuft im Dezember aus. Davor wird man die Eigentümer kontaktieren, um zu klären, wie die weiteren Pläne ausschauen. "Wenn tatsächlich der Auszug anfällt, werden wir die Übersiedlung antreten und einen anderen Leerstand finden", sagt Heizinger.
Die Künstler hätten dann die Möglichkeit, in eine neue Leerstands-Räumlichkeit mitzuziehen. Künstlerin Michaela Stockhammer beunruhigt der mögliche Auszug Ende des Jahres nur ein wenig: "Wenn sich die eine Tür schließt, öffnet sich die andere", sagt sie.
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