"Traditionelle Pflege in der Familie wird immer schwieriger"
Nürnberger Versicherung-Vorstandsvorsitzender Kurt Molterer im Interview zum BB-Pflege-Schwerpunkt.
Wir wollen so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben, gleichzeitig steigt der Anteil jener, die das nicht mehr alleine schaffen, also derer, die Pflege zu Hause benötigen. Wer wird diese Aufgabe in Zukunft übernehmen?
KURT MOLTERER: War früher die Pflege der Angehörigen zumeist eine „Familienangelegenheit“, so führen heute veränderte Wohn- und Arbeitssituationen sowie die verstärk- te Berufstätigkeit von Frauen dazu, dass die traditionelle Pflege im Kreise der Familie organisatorisch immer schwieriger wird. Die Alternative? Spezialisiertes Pflegepersonal oder die stationäre Pflege in einem Pflege- oder Seniorenwohnheim. Aber das ist teuer.
Je nach Pflegestufe erhält man ja Pflegegeld, damit man sich solche Leistungen zukaufen kann.
KURT MOLTERER: Ja, aber das ist in der Regel zu wenig, um die tatsächlichen Kosten abzudecken. Rund 70 Prozent der Pflegebedürftigen sind in den Pflegestufen eins bis drei eingestuft. Das bedeutet, ihnen stehen monatlich zwischen 150 und 450 Euro an Pflegegeld zur Verfügung.
Wenn wir bei der Pflege zu Hause bleiben: Wie hoch ist die Lücke, die dann offen bleibt?
KURT MOLTERER: Die Höhe der Pflegekosten ist sehr unterschiedlich, je nachdem, ob man eine stundenweise Pflege oder eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung benötigt. Die Kosten für die Pflege in den eigenen vier Wänden durch eine Pflegekraft variieren hier zwischen 40 und 120 Euro täglich, die monatliche Belastung liegt somit zwischen 1.200 und 3.600 Euro.
Wer muss dann dafür aufkommen?
KURT MOLTERER: Grundsätzlich muss der Pflegebedürftige für seine Pflegekosten selbst aufkommen.
Sie bieten Pflegeversicherungen an. Was könnte die kosten und was bringt sie dem Versicherten?
KURT MOLTERER: Ein Beispiel: Ein Angestellter sorgt mit 30 Jahren mit einer Pflegerentenversicherung vor. Er vereinbart eine monatliche Pflegerente von 500 Euro für alle Leistungsstufen. Bis zum Alter von 65 Jahren bezahlt er monatlich rund 36 Euro und ist damit lebenslang versichert.
Das heißt, man muss eine solche Versicherung schon im Alter von 30 Jahren abschließen?
KURT MOLTERER: Sie können das auch erst später machen – etwa mit 40 Jahren. dann beträgt die monatliche Prämie etwas mehr als 50 Euro. Sie können aber jederzeit auch eine einmalige Prämie bezahlen. Da gibt es unzählige Möglichkeiten.
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