"Wollen kulante Lösungen für Kunden"
Der Konkurs des Ticketcenters Polzer stellt Veranstalter und Kunden vor offene Fragen.
SALZBURG (lg). Die Homepage des Salzburger Ticketcenters Polzer ist bereits offline, das Büro am Residenzplatz geschlossen. Am 29. Juni wurde am Salzburger Landesgericht der Konkursantrag eingebracht. Die Verbindlichkeiten betragen rund 1,3 Millionen Euro – dem gegenüber stehen Aktiva von rund 732.000 Euro. Als Masseverwalter wird der Salzburger Rechtsanwalt Helmut Hüttinger eingesetzt. Für jene Kunden, die beim Kartenbüro Polzer eine Karte reserviert und bezahlt haben, gibt es schlechte Nachrichten: "Diese Karten, insbesondere Karten für die Salzburger Festspiele, können den Kunden nicht mehr zur Verfügung gestellt werden, weil Polzer diese Karten von den Salzburger Festspielen noch nicht erhalten und noch nicht an die Festspiele bezahlt hat. Das heißt, dass die Kunden mit den von ihnen bezahlten Beiträgen Konkursgläubiger sind", erklärt Hüttinger.
900 Kartenkäufer betroffen
Forderungen sind im Konkursverfahren direkt beim Landesgericht Salzburg bis spätestens 30. August 2016 anzumelden. Dafür ist eine Gerichtsgebühr von 22 Euro zu bezahlen. Insgesamt dürften rund 900 Kartenkäufer betroffen sein. "Meiner Einschätzung nach wird es den Festspielen kaum möglich sein, diesen Kunden die Karten ohne jegliche weitere Verrechnung zur Verfügung zu stellen", ergänzt Hüttinger. Von Seiten der Salzburger Festspiele ist man um eine kundenorientierte Lösung bemüht. "Die Nachricht von der Insolvenz traf uns völlig unerwartet. Wir müssen uns einen Überblick verschaffen und rasch nach Lösungsmöglichkeiten suchen, um auch diesen Kunden zu Festspielkarten zu verhelfen. Diese sollen ihre Buchungs- und Zahlungsbestätigung vom Kartenbüro Polzer mit Kontaktdaten an das Kartenbüro der Salzburger Festspiele unter info@salzburgfestival.at senden", so die Pressesprecherin der Salzburger Festspiele.
Kulante Lösungen
Um eine "kulante Lösung für die Kunden" ist auch Marc Holzmann vom "Salzburger Advent" in der Andräkirche bemüht. "Bei uns sind es Einzelfälle, aber wir werden sicher keinen Nachteil für die Kunden entstehen lassen. Gespräche werden zeigen, wie wir das am besten abwickeln", so Holzmann. Peter Niedermayr von der Konsumentenberatung der AK Salzburg rät allen betroffenen Kunden – unabhängig davon, für welche Veranstaltung Karten reserviert wurden –, sich direkt mit den Veranstaltern in Verbindung zu setzen. "Die Veranstalter wollen ja auch nicht, dass verkaufte Plätze leer bleiben, da wird man auf kundenfreundliche Lösungen bedacht sein", so Niedermayr. Als herben Verlust für die Branche bezeichnet Reinhold Hauk von der Sparte Tourismus der Wirtschaftskammer Salzburg die Insolvenz von Polzer.
Kritik an Steuerreform
"Polzer war das größte Ticketbüro Salzburgs und für Nächtigungsgäste, die tagesaktuelle Karten für Veranstaltungen gekauft haben, eine zentrale Anlaufstelle", meint Hauk und übt Kritik an der Steuerreform. "Dadurch stieg die Umsatzsteuer bei Kartenverkäufen von zehn auf 13 Prozent. Die Kartenbüros können die drei Prozent aber nicht an die Kunden weitergeben, das geht dann vom Deckungsbeitrag ab. Polzer verlor dadurch 40.000 Euro. Für die Wirtschaft ist der Wegfall von Polzer ein Dämpfer, zudem verlieren elf Mitarbeiter ihren Arbeitsplatz", so Hauk.
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