"Pünktlich und verlässlich ist die Mafia auch"

Kennen sich seit 30 Jahren: Spängler-Bank Aufsichtsratsvorsitzender Heinrich Spängler mit Spitzenkoch Jörg Wörther.
  • Kennen sich seit 30 Jahren: Spängler-Bank Aufsichtsratsvorsitzender Heinrich Spängler mit Spitzenkoch Jörg Wörther.
  • hochgeladen von Stefanie Schenker

Seine Südtiroler Vorfahren waren Weinbauern- und Wirte – die Begeisterung für gute Küche liegt Heinrich Spängler damit im Blut. Zu Hause kocht allerdings "immer meine Frau, weil ich bin schon eine Gefahr, wenn ich einen Jogurtbecher aufmache", behauptet der Aufsichtsratsvorsitzende der Spängler Bank. Das Stadtblatt trifft den 69-Jährigen in Jörg Wörthers Restaurant "Ceconi's" zum Business Lunch.

Es ist aber weniger die Sicherheit, hier nichts selbst aufmachen zu müssen, die Heinrich Spängler hierher zieht – schon eher die zweierlei Bratwurst mit Rotwein-Zwiebelpesto und Röstkartoffeln oder das Mango-Sorbet danach, aber auch das ist nicht der einzige Grund. Mit Jörg Wörther verbindet ihn eine 30 Jahre alte Geschichte. "Damals habe ich die internationale Börsen-Ski-WM nach Bad Gastein geholt, und anstelle der üblichen 250 Teilnehmer kamen 450", erinnert sich Heinrich Spängler. Er hat dann jeden Abend Teamcaptains zum Stammtisch bei Jörg Wörther geladen, um organisatorische Probleme möglichst umgehend zu besprechen. "Wenn du gut kochst,“ – woran kein Zweifel bestand – „ dann kommen die an den folgenden Tagen auch mit ihren Mannschaften“.

Neben der Kulinarik ist es die Begeisterung fürs Skifahren, die beide verbindet. Mit dem Golfsport konnte sich Spängler – trotz Platzreife – ebenso wenig anfreunden wie mit dem Kochen. Er habe dafür bisher zu wenig Zeit gehabt. "Ich kenne viele Männer die kochen und Golf spielen – viele unserer Freunde fahren auch auf Golfurlaub, aber die sind alle schon in Pension. Und ich bin noch nicht so weit."

Und so schnell wird Heinrich Spängler nicht in Pension gehen. Tatsächlich ist er in Pension, nutzt und bringt aber sein Netzwerk ein, ohne sich ins Tagesgeschäft zu mischen. "Die Spänglers waren immer bis ins hohe Alter in irgendeiner Form für unsere Bank tätig", erklärt er eine Tradition des mittlerweile sieben Generationen alten Familienunternehmens. Zur Familie gehören auch die Wiesmüllers und die Welts – die Namensvielfalt ist das historische Ergebnis vieler Töchter und des österreichischen Namensrechts. Dass es überhaupt noch "Spänglers" gibt, ist dem Großvater Heinrich Spänglers zu verdanken, der Heinrich Spängler – den Sohn seiner eigenen Tochter – adoptiert hatte. "Dazu muss man wissen, dass mein leiblicher Vater 1944 im Krieg gefallen war und ich erst wenige Monate später, 1945, auf die Welt kam", erklärt Heinrich Spängler.

Familienzusammenhalt spielt aber nicht nur in der Firmenpolitik der ältesten Privatbank Österreichs eine Rolle, sondern ist auch Teil des Geschäftsfeldes. "80 Prozent aller österreichischen Unternehmen – und erst recht in Salzburg - sind Familienunternehmen. Und weil wir selber eines sind, haben wir uns – auch indem ich das Österreich-Chapter von Family Business Network– aufgebaut habe – auf die Vertretung von Anliegen von Familienunternehmen spezialisiert. Da geht es um Nachfolge genauso wie um das Verhältnis zu nicht aus den Familien stammenden Geschäftsführern und andere Themen."

Daneben stellt die Verwaltung von Privatvermögen ein ebenfalls großes Geschäftsfeld dar. Anders als Schweizer Privatbanken – die erst Kunden ab einer halben oder besser einer ganzen Million Euro betreut – will die Spängler Bank hier als anspruchsvoll, aber niedrigschwellig wahrgenommen werden. "Bei 50.000 Euro zum Beispiel kaufen wir dann eben Fonds, aber machen keine Vermögensverwaltung", erklärt Heinrich Spängler. Er selbst möchte weder als Bankier ("Das ist zu abgehoben.") noch als Banker ("Das hat schon so einen negativen Touch.") bezeichnet werden. Dass die Finanzkrise und die Diskussion um Banker-Boni der Branche geschadet haben, steht für ihn zweifellos fest.
"Nur, so wie bei Politikern, Journalisten und auch allen anderen Berufsgruppen, gibt es auch bei den Bankern solche und solche."

Er habe mit der Bankenkrise gelernt, "mich zu stellen". Damals war er nach 14 Jahren im Vorstand und 10 Jahren als Vorstandsvorsitzender gerade aus der Bank ausgeschieden – und befand sich in der gesetzlich vorgeschriebenen zweijährigen "Cooling off"-Phase, bevor er dann den Aufsichtsratsvorsitz übernommen hatte. Diese zwei Jahre habe er dafür verwendet, alle möglichen Fragen zur Verantwortung von Banken zu beantworten. "Banking is people", ist einer seiner Leitsätze. Und als Familienunternehmen agiere die Spängler Bank völlig anders als internationale Bankenkonzerne. "Bei uns zählt nicht das Ergebnis eines Quartals, sondern der langfristig zufriedene Kunde ist es, der uns wichtig ist. Und hier spielt Anstand eine große Rolle. Pünktlich und verlässlich zu sein alleine, ist zu wenig. Weil pünktlich und verlässlich ist die Mafia auch. Bis vor fünf Jahren hat man den Banken ja noch vertraut – und plötzlich hat sich gezeigt, wie die Banken Spekulationen fördern und für sich nutzen“, so die weitverbreitete Meinung „Eine freie Marktwirtschaft ist schon gut, aber sie darf nicht missbraucht werden."

In der vor 26 Jahren gegründeten Carl Spängler Kapitalanlagengesellschaft – in der Heinrich Spängler ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender ist – verwalten 50 Mitarbeiter 110 Fonds mit einem Volumen von fünf Milliarden Euro. "Hier sind auch Wüstenrot, Porsche, die Ärztekammer und vier externe Finanzprofis beteiligt – und dieses zugekaufte externe Expertenwissen hat sich jetzt, fünf Jahre nach der Krise, bewährt – jetzt dreht auch die Marge wieder."

Das Thema "Anstand" ist seit der ersten Leitbildentwicklung vor 22 Jahren ein Thema bei der Spängler Bank, und "auch wenn es verstaubt klingt – Anstand ist, wenig verwunderlich,gefragt und außerdem geradezu unser Alleinstellungsmerkmal, es schon damals so gesagt zu haben." Die Spängler Bank sei "sicher nicht die Bank mit den höchsten Gehältern, aber ich denke, dass unsere Mitarbeiter stolz sind, bei der Spängler Bank zu arbeiten", ist Heinrich Spängler überzeugt. Und weil die Spängler Bank ein Familienunternehmen ist, gibt es auch hie und da einen Betriebsausflug zur "Birnlücke".

Über diesen 2.600 Meter hohen Pass haben einst Heinrich Spänglers Vorfahren aus Südtirol regen Handel zwischen dem Salzburger Erzbistum und dem Bischofssitz Brixen, aber auch bis nach Venedig betrieben. "Wein, Seide und Gewürze haben die Salzburger gebraucht, und die Spänglers haben das verstanden. Es war übrigens kein Schmuggel, sondern ein vom Bistum Brixen aus zollfrei erlaubter Handel", stellt Heinrich Spängler klar.

Die hohe Verbundenheit mit der Stadt Salzburg und der Kultur ist den Spänglers geblieben: Immer war zumindest ein Spängler-Mitglied im Präsidium, Kuratorium oder Vorstand der Stiftung Mozarteum,bei den Salzburger Festspielen, den Freunden der Festspiele oder auch deren Next Generation – wie heute neben seiner Tätigkeit in der Bank – Heinrich Spänglers Sohn Carl-Philipp aktiv.

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