Covid-Stationsleiterin
"Manche behaupten, sie hätten Lungenentzündung gehabt"
Sabine Moosleitner, Stationsleitung Internistischen Intensivstation, seit 1989 als Pflegerin am Uniklinikum Salzburg (Salk) tätig, im Gespräch mit meinbezirk.at.
ÖSTERREICH. Seit 1989 ist Sabine Moosleitner nunmehr am Uniklinikum Salzburg im Einsatz. Erst als Pflegerin, dann als Stationsleiterin der Intensivstation. Moosleitner über das "Einschleusen", die Motivation im Team und die größten Herausforderungen mit Covid-Patienten.
meinbezirk.at: Sie sind ja schon viele Jahre in der Pflege tätig. Wie geht es Ihnen mit der jetzigen Situation?
Sabine Moosleitner: Ich bin seit 1989 am Uniklinikum. Die letzten zwei Jahre haben auch mich sehr gefordert, aber ich bin immer noch mit vollem Elan dabei. Die größte Herausforderung ist der enorme Arbeitsaufwand mit der Versorgung von unseren elf Covid-Patienten. Alle elf Patienten sind ungeimpft.
Wie viele Pflegerinnen und Pfleger stehen diesen zur Verfügung?
Wir mussten aufstocken Für diese Patienten stehen maximal acht Pflegepersonen (zwei Pflegepersonen für drei Covidpatienten,) unter Tags zur Verfügung, in der Nacht sind es weniger.
Sinkt die Motivation im Team?
Derzeit sind alle Pflegekräfte noch sehr motiviert. Wir haben vom Spital sehr viel Unterstützung bekommen. Man schaut hier auch auf unsere Psyche, mit Krisenintervention, usw., wenn wir an unsere Grenzen gehen. Das Team auf der Station, sowie das Klima, sind großartig. Das Miteinander ist ganz wichtig. Immer noch ist positive Stimmung zu spüren.
Was fordert die Pflegekräfte am meisten heraus?
Das Anstrengende für die Pfleger ist das "Einschleusen", also das Maskieren mit Brille, Mundschutz, Gesichtsvisier, zwei Paar dicke Handschuhe. Das ist für den Körper enorm anstrengend. Sobald man in der Vollmontur ist, kann man weder essen noch trinken. Der Altersschnitt der Covid-Patienten ist in der vierten Welle zurückgegangen, also um die 50 Plus. Die vierte Welle hat uns völlig erwischt. Eine junge Patientin ist verstorben, das hat uns sehr mitgenommen. Die Begleitung der Familie, der Kinder, gehört auch zu unserem Job. Oft kommt ein Patient zu uns, der Rest der Familie ist auch positiv, und ist zu Hause. Der Patient hat dann keine Ansprache. Wir als Pfleger müssen zusätzlich den Patienten psychisch betreuen. Da ist man 24 Stunden am Tag beschäftigt, mit Medikamenten verabreichen, Patienten lagern, Atemunterstützung, oder Gesprächen, wenn sie nicht am Beatmungsgerät hängen.
Können andere Patienten, die sonst bei Ihnen liegen, aufgrund der Covid-Patienten nicht behandelt werden?
Ich bin nicht ins Aufnahmeverfahren involviert. Aber wir haben weniger Betten für Patienten, die andere Krankheiten haben, etwa von der Onkologie, oder Herz-Patienten. Die optimale Versorgung kann aktuell nicht im gewöhnlichen Maß wahrgenommen werden.
Kommen Patienten, die bei Ihnen waren, zur Einsicht, dass sie sich hätten impfen lassen sollen?
Da gibt es dann Patienten, die einsichtig werden, dass sie sich hätten impfen lassen sollen. Manche gehen hinaus und behaupten, sie hätten eine Lungenentzündung gehabt. Sie wollen nicht wahrhaben, dass sie an Covid erkrankt sind. Das ist oft sehr schwierig. Ich appelliere an die Bevölkerung: Bitte lassen Sie sich impfen!"
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