Erstes Resümee in Schärding
Deutschförderklassen – Vieles läuft gut, aber Luft nach oben
Im aktuellen Schuljahr gibt es vier Deutschförderklassen im Bezirk Schärding: in drei Volksschulen und in einer Neuen Mittelschule.
SCHÄRDING (bich). Als erste und zu diesem Zeitpunkt auch einzige Schule im Bezirk installierte die Volksschule Schärding im Schuljahr 2018/2019 eine Deutschförderklasse. Es ist eine Herausforderung, zeigt eine erste Bilanz. Sowohl für die Schüler als auch für die Lehrkräfte. Sowohl organisatorisch, als auch didaktisch und sozial, erklärt Elisabeth Zauner, Direktorin der Volksschule Schärding.
Denn Deutschförderklassen würden ja nicht völlig autonom und ausgegrenzt geführt, wie häufig der Vorwurf lautet. Die Schüler der Deutschförderklasse seien ganz normal einer Klasse zugeordnet. Da sie noch ungenügend Deutsch sprechen und dadurch dem Regelunterricht nicht folgen können, erhalten sie 15 Stunden die Woche Sprachförderung von einer eigens ausgebildeten Lehrkraft. Die restliche Zeit verbringen sie in ihren Stammklassen – etwa in Musik, Bildnerischer Erziehung und Turnen.
"Das bringt viel Unruhe mit sich, weil es ein ständiges Kommen und Gehen gibt, aber es fördert auch die Integration – sowohl im sozialen als auch im emotionalen Bereich", meint Zauner.
Jedes Semester werden die Schüler dann wieder mittels eines standardisierten Verfahrens über ihre Kenntnisse in der Unterrichtssprache Deutsch getestet, dem MIKA D. Verbessert sich ihr Deutsch, können sie von der Deutschförderklasse ganz in ihre Regelklasse wechseln und dort ihre Sprachdefizite in Förderstunden verbessern. In der Volksschule Schärding besuchten zu Beginn des Schuljahres 2018/19 etwa 16 Schüler die Deutschförderklasse. "Im zweiten Semester hat sich die Anzahl bereits halbiert", berichtet Zauner.
Positiv: Test des Sprachniveaus und Förderung
Nach einem Jahr Laufzeit können Zauner wie auch Eva Panholzer, Leiterin der Bildungsregion Innviertel, dem neuen einheitlichen System Positives wie Negatives abgewinnen. Positiv sei die verpflichtende Testung des Sprachniveaus und die damit verbundene Förderung. "Schnell ist in der Vergangenheit eine Überforderung auf Schüler- und Lehrerseite eingetreten, wenn plötzlich einige Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse und ohne Alphabetisierung in Klassen mit über 20 Kindern saßen. Die Qualität der sprachlichen Förderung hat sich durch die Einführung der Deutschförderklassen ebenfalls erhöht", erklärt Zauner. Die pädagogischen Materialien des Bundesministeriums seien übersichtlich, kindgerecht und didaktisch gut aufbereitet.
Schwachpunkt: Klassengröße und Leistungsbeurteilung
Wo es jedoch noch Verbesserungspotential gebe, sei die Größe der Gruppen und Klassen: "Hier würde eine Verringerung der Schüler pro Gruppe beziehungsweise Klasse den pädagogischen Mehrwert und Output erhöhen", ist Panholzer überzeugt. Denn bereits vor Einführung der Deutschförderklassen habe es im Bezirk über Jahre ein gutes und wirkungsvolles Fördersystem für Schüler gegeben, die Probleme mit der Unterrichtssprache Deutsch hatten.
"Im alten System konnten wir mit den einzelnen Schülern in Kleingruppen individueller arbeiten. Jetzt besuchen bis zu 15 Kinder eine Klasse, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Sprachethnien auf verschiedene Weise zu fördern sind," erklärt Panholzer.
Ebenfalls ein Schwachpunkt im neuen System sei die Leistungsbeurteilung der außerordentlichen Schüler, meint Schärdings Volksschuldirektorin. Denn aufgrund mangelnder Kenntnisse sei ein Aufsteigen schwer möglich. "Das bedeutet unter Umständen, dass die Schüler manchmal erst spät die Volksschule verlassen, da eine weiterführende Schule nur nach positivem Abschluss der vierten Schulstufe besucht werden kann." Hier bräuchte es einen Übergang zwischen Sprachförderung und Aufstiegsmöglichkeit.
Weiterführende Informationen zum System der Deutschförderklassen erhalten Sie hier.
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