Frauenpower 50+ gegen Ärztemangel
Drei Allgemeinmedizinerinnen teilen sich seit Mai 2018 im Ärztehaus Pramhöhe 16 in Schärding eine Praxis.
SCHÄRDING. „Ärztinnen mit Kleinkindern arbeiten lieber Teilzeit und mögen keinen Nachtdienst,“ lautet ein gängiges Klischee. Primärversorgungszentren oder Gruppenpraxen werden als neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit propagiert, um dem Wunsch vieler Ärztinnen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, entgegen zu kommen. Eine ganz andere Variante der Zusammenarbeit führen seit kurzem drei Allgemeinmedizinerinnen in Schärding. Kassenärztin und Bezirksärztesprecherin Ursula Hammel teilt sich ihre Ordination seit Mai 2018 mit Sandra Pöttler-Huemer aus Schärding. Als dritte im Bunde komplettiert Dauervertretungsärztin Helga Truschner aus Kärnten die nächsten zwei Jahre das Team. "Es geht nicht um die Work-Wife-Balance, sondern schlicht um Ressourcen-Sharing", erklärt Hammel. Denn due drei Ärztinnen teilen sich Räumlichkeiten, Equipment und Infrastruktur.
"Kompensieren damit eine fehlende Kassenstelle"
Den Grund dafür hat die Bezirksärztesprecherin schnell erklärt: "Wir haben seit Juli 2017 eine sehr angespannte Situation in Schärding, was die hausärztliche Versorgung betrifft“, sagt Hammel. „Zwei von fünf Kollegen sind in den wohlverdienten Ruhestand gegangen. Und es fanden sich, trotz mehrfacher Ausschreibung, keine Bewerber für die beiden frei gewordenen Kassenstellen. Seither hatte ich in meiner Praxis – durchgehend und jeden Tag – doppelt so viele Patienten zu behandeln, als bisher. Insbesondere die Grippewelle war heuer sehr schlimm, da hatten wir an manchen Tagen bis zu 200 Patienten zu versorgen. Das beschränkt sich dann auf das aller Notwendigste, die Patienten werden durchgeschleust, aber nicht mehr betreut, so wie es sich gehört beziehungsweise wie ich mir das als Hausarzt vorstelle. Für mich war klar: So kann das nicht weitergehen, das schaff ich auf Dauer nicht. Und auch meine Angestellten schaffen das nicht mehr. Denn das bleibt nicht nur kurzfristig so, sondern jeden Tag. Woche für Woche für die nächsten Jahre. Bis zum Umfallen.“
„Eine vorhandene Infrastruktur mitbenutzen können – das könnte definitiv ein interessantes Angebot für interessierte Kollegen sein“, überlegte Hammel. Gemeinsam mit Ärztekammer und Krankenkasse wurden deshalb Rahmenbedingungen geschaffen, dass zwei Kolleginnen in der Ordination mitarbeiten können. Seit Mai 2018 wechseln sich die drei Ärztinnen Hammel, Pöttler und Truschner nun ab, wodurch die Praxis 40 Stunden die Woche geöffnet ist. Damit kompensieren sie eine der beiden unbesetzten Kassenarztstellen in Schärding zur Gänze.
Ordinationsteam mit acht Powerfrauen
Das Ordinationsteam im Ärztehaus besteht nun aus acht Powerfrauen: Die drei Ärztinnen werden von den Krankenschwestern Elke Liebl und Silvia Hechinger sowie drei Ordinationsassistentinnen Anca Dragoi, Maria Miesbauer und Elisabeth Leitner unterstützt. „In unserem Team sind übrigens nur zwei Damen unter 50. Das macht großen Spaß, weil jede von uns viel Lebenserfahrung und Gelassenheit einbringt. Da sind eher schon die Enkelkinder als der Kindergartenbus das Thema. Das ist Frauenpower 50+“, lacht Hammel. Für die Schärdinger Gesundheitsversorgung ist dieses Praxismodell jedenfalls eine spürbare Erleichterung.
Öffnungszeiten der Praxis
Montag, 7 bis 12 Uhr (Dr. Hammel)
Dienstag, 7 bis 12 Uhr (Dr. Pöttler) und 15 bis 18 Uhr (Dr.Hammel)
Mittwoch, 7 bis 12 Uhr (Dr. Hammel) und 16 bis 19 Uhr (Dr. Pöttler)
Donnerstag, 7 bis 12 (Dr. Hammel) und 12 bis 17 Uhr (Dr. Truschner)
Freitag, 7 bis 11 Uhr (Dr. Pöttler) und 11 bis 16 Uhr (Dr. Truschner)
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