Unterirdische Gänge gibt's mitten unter uns

- Ein bekriechbarer Gang - ein sogenannter Erdstall - liegt unter Gasthaus Wösner in Münzkirchen.
- Foto: Johann Biergeder
- hochgeladen von Judith Kunde
Zell/Pram (juk). Vom 10. bis 12. Oktober tagen im Bildungshaus Schloss Zell an der Pram Erdstallforscher aus Deutschland und Österreich. Erdställe, so nennen Experten die unterirdischen Gänge, die im Mittelalter gegraben wurden und teilweise noch unter heutigen Siedlungsgebieten zu finden sind.
Erdställe werden heute 3-D-erforscht
Sie sind ca. 60 cm breit, bis zu einem Meter hoch. Die längsten bekannten Erdställe waren 100 Meter lang, die durchschnittliche Länge der unterirdischen Gänge liegt aber nur bei 30 Metern. Wozu sie gedient haben mögen, darüber wird heute diskutiert und geforscht, recht intensiv in Augsburg. Im unruhigen Mittelalter dienten die Erdställe den Bewohnern der darüber liegenden Gebäude wohl vor allem als Fluchtort bei Gefahr. Auch als Kultgänge fanden sie Verwendung, z. B. als Gedenkstelle für Verstorbene. "Ziel der Tagung ist ein Austausch über aktuelle Forschung", so Josef Weichenberger vom Land OÖ, der die Tagung organisiert. "Spannend wird die Vorführung der ersten 3-D-Vermessung eines Erdstalles."
Erdstall unterm Gasthaus Wösner
Auch im Bezirk sind jahrhundertealte Gänge unter der Erde verborgen, so wie in Schardenberg und Münzkirchen. Johann Höller führt jährlich bis zu 20 Gruppen zum unterirdischen Gang unterhalb des Gasthauses Wösner in Münzkirchen. "Dieser Gang ist recht leicht zu bekriechen und eignet sich deshalb besonders zum Besichtigen.", meint der ehemalige Münzkirchner Bürgermeister. Mit Overall, Helm, Lampe und Schuhschutz lassen sich regelmäßig Neugierige auf das Abenteuer einer Bekriechung ein. Im Falle des Wösnerschen Erdstalls können es sich die Besucher in einem kleinen Teil des Erdstalles sogar gemütlich machen - denn dort gibt es eine Sitznische.
Die Exkursion zu Erdställen im Innviertel am Samstag ist bereits ausgebucht, doch die Vorträge der Erdstalltagung am Freitag (16-18h) und am Sonntag (9-12:30h) im Bildungshaus Zell können von Interessierten besucht werden.
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