Weil der Nervenkitzel höher ist
Regeln gehören zum Maibaumstehlen wie das Kraxeln zum Fest – werden sie missachtet, gibt's keine Auslöse.
BEZIRK, ALTSCHWENDT (kpr). Als erfolgreiche Maibaumdiebe können sich die Mitglieder der Landjugend Altschwendt allemal bezeichnen. Dreimal – einmal gemeinsam mit den "Mostbuam" – haben sie der SPÖ-Ortspartei den Maibaum bereits abgeluchst. Und auch jener der Landjugend Zell an der Pram musste schon dran glauben. Gelungen sind die Diebeszüge aber nur deshalb, weil sich die Landjugend an die Regeln gehalten hat.
"Die sind wichtig", sagt Landjugend-Ortschef Manuel Etzl. Denn werde regelwidrig gestohlen, muss der Baum nicht ausgelöst werden. Etzl hat die Altschwendter Regeln deshalb in die Maibaumlandkarte der Landjugend OÖ eingetragen. "Wir haben uns dazu mit lange ortsansässigen Landwirten unterhalten, denn der Brauch wurde über Generationen weitergegeben", sagt er. So dürfe der Maibaum in Altschwendt frühestens drei Tage vor und nach dem Aufstellen gestohlen werden. Der Baum gelte als gestohlen, wenn er eine ganze Baumlänge vom Lagerort entfernt ist – "natürlich ohne erwischt zu werden", fügt Etzl hinzu.
Aber wäre es nicht lustiger, auf die Regeln zu pfeifen? "Sie machen das Stehlen zwar nicht leichter, erhöhen aber den Nervenkitzel, erwischt zu werden", erklärt der Landjugendchef. Um nicht hinterher des Regelsbruchs bezichtigt zu werden, haben sich die Altschwendter was einfallen lassen: Sie dokumentieren das Stehlen mit Fotos, um Datum und Uhrzeit nachweisen zu können.
Lange geplant werde der Diebstahl grundsätzlich nicht. "Es ist meistens eine spontane Aktion und wird zwei bis drei Stunden vorher ausgemacht", sagt Etzl. Aber: "Ein Mitglied hat zwei Achsen für den Baumtransport gebastelt – die sind Ende April einsatzbereit." Und hat die Landjugend Altschwendt auch heuer vor, den Maibaum zu stehlen? "Wir? Sowas machen wir doch nicht", sagt Etzl mit einem Augenzwickern.
Zur Sache
Die Landjugend Oberösterreich hat die digitale Maibaumlandkarte entwickelt. Aus dem Bezirk Schärding haben darin bereits Altschwendt, Andorf, Esternberg, Münzkirchen, St. Aegidi, Waldkirchen die LFS Otterbach und Höcking (Rainbach) ihre Regeln festgehalten.
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